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Mars 02 - Die Götter des Mars

Mars 02 - Die Götter des Mars

Titel: Mars 02 - Die Götter des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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weißt, daß es einem Mann von einer anderen Welt, nämlich dir, John Carter, überlassen wurde, diesen unbarmherzigen Thark zu lehren, was Freundschaft ist. Auch du, dachte ich, streiftest im Tal Dor, dem Tal der Sorglosigkeit, herum. Ihr wart jene beiden, um derentwillen ich das Ende der langen Pilgerfahrt kaum erwarten konnte, die ich eines Tages würde antreten müssen. Als jedoch die Zeit verging und wir noch immer nichts von dir gefunden hatten - denn Dejah Thoris hat sich immer einzureden versucht, daß du nur kurzzeitig zu deinem Heimatplaneten zurückgekehrt seist - gab ich schließlich meinem großen Verlangen nach und trat vor einem Monat die Reise an, deren Ende du am heutigen Tag miterlebt hast. Weißt du nun, wo du bist, John Carter?«
    »Dann war es der Fluß Iss, der im Tal Dor in das Verlorene Meer von Korus mündet?« fragte ich.
    »Dies ist das Tal der Liebe, des Friedens und der Ruhe, wohin seit undenkbaren Zeiten jeder Barsoomier hofft, nach einem Leben voller Haß, Kampf und Blutvergießen pilgern zu können«, entgegnete er. »Das, John Carter, ist das Paradies.«
    Seine Stimme klang kalt und ironisch, der bittere Tonfall widerspiegelte die schreckliche Enttäuschung, die er erlitten hatte. Eine solch entsetzliche Ernüchterung, das Zerbrechen lebenslang gehegter Hoffnungen und Sehnsüchte, ein solch jähes Entwurzeln uralter Traditionen hätte eine weitaus dramatischere Reaktion seitens des Thark entschuldigt.
    Ich legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte: »Es tut mir leid«. Dem gab es nichts hinzuzufügen. »John Carter, denk an die unzähligen Milliarden von Barsoomiern, die seit Ewigkeiten freiwillig die Reise entlang des grausamen Flusses antreten, nur um den unbarmherzigen, schrecklichen Kreaturen in die Klauen zu fallen, die uns heute angegriffen haben. Einer alten Legende nach soll einmal ein roter Mann vom Ufer des Verlorenen Meeres von Korus im Tal Dor zurückgekehrt und den Weg entlang des geheimnisvollen Flusses Iss zurückgegangen sein. Dem Bericht nach beging er Gotteslästerung, als er von entsetzlichen Untieren erzählte, die sich am Ufer des Verlorenen Meeres auf jeden Barsoomier stürzten und ihn verschlangen, sobald er am Ende seiner Reise angekommen war, dort, wo er gehofft hatte, Liebe, Frieden und Glückseligkeit zu finden. Unsere Vorfahren töteten den Gotteslästerer, denn der Tradition zufolge soll jeder sterben, der vom geheimnisvollen Fluß zurückkehrt. Doch nun wissen wir, daß es keine Blasphemie war, sondern die reine Wahrheit, und daß der Mann nur das schilderte, was er erlebt hatte. Was nützt es uns, John Carter, von hier zu fliehen, um dann als Gotteslästerer hingestellt zu werden? Wir stehen zwischen dem wilden Thoat mit der Gewißheit und dem tollwütigen Zitidar als Fakt - wir können keinem von beiden entkommen.«
    »Auf der Erde sagen wir dazu, wir befänden uns zwischen Scylla und Charybdis«, entgegnete ich, wobei ich angesichts unserer Lage unwillkürlich lächeln mußte.
    »Uns bleibt nichts anderes übrig, als die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen. Zumindest haben wir die Gewißheit, zu wissen, daß derjenige, der uns einmal besiegt, mehr Verluste erleiden wird, als er sich vorstellen kann. Weißer Affe oder Pflanzenmensch, grüner oder roter Barsoomier, wer auch immer den letzten Tribut von uns verlangt, wird erfahren, daß es viele Menschenleben kostet, gleichzeitig John Carter, den Prinz des Hauses von Tardos Mors, und Tars Tarkas, den Jeddak von Thark, auszulöschen.«
    Sein düsterer Humor brachte mich zum Lachen. Er fiel in mein Gelächter ein, ließ jenes seltene Lachen ertönen, das ein Zeichen echten Vergnügens war, wodurch sich der wilde Anführer der Thark von den anderen Angehörigen seines Volkes auszeichnete.
    »Aber nun zu dir, John Carter«, rief er aus. »Wenn du nicht die ganzen Jahre hier gewesen bist, wo warst du dann, und wie kommt es, daß ich dich heute hier antreffe?«
    »Ich war wieder auf der Erde«, entgegnete ich. »Zehn lange Erdenjahre habe ich darum gebetet und gehofft, daß man mich eines Tages zu eurem finsteren, alten Planeten ruft, für den ich trotz seiner grausamen und schrecklichen Gepflogenheiten Liebe empfinde, mehr noch als für jene Welt, in der ich geboren wurde. Zehn Jahre führte ich ein Dasein voller Ungewißheit und quälender Zweifel, ob Dejah Thoris noch lebte. Schließlich fand ich zum ersten Mal in all diesen Jahren meine Gebete erhört und meinem Warten ein Ende gesetzt. Doch eine

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