Mars 02 - Die Götter des Mars
Sonnenuntergang noch einmal herzukommen. Deswegen war ich so vorsichtig.«
Indes gelangten wir unentdeckt zu den oberen Gängen, wo uns Thuvia auf einmal am Beginn eines kurzen, steilen Anstiegs stehenbleiben hieß.
»Über uns befindet sich der Zugang zu den inneren Gärten. Bis hierhin habe ich uns gebracht. Auf den nächsten vier Meilen zu den äußeren Schußwällen lauern zahlreiche Gefahren auf uns. Wachen kontrollieren die Höfe, Tempel und Gärten. Jeder Zoll der Schutzwälle selbst wird beobachtet.«
Ich verstand nicht, wieso ein Ort derart scharf bewacht werden mußte, den so viele Geheimnisse und abergläubische Vorstellungen umgaben, daß sich keine Seele von Barsoom in seine Nähe getraut hätte, selbst wenn sie den genauen Standort gewußt hätte. Ich fragte Thuvia, welche Feinde die Therns in ihren undurchdringlichen Festungen fürchten konnten.
Thuvia öffnete gerade die Tür, vor der wir standen und entgegnete: »Sie fürchten die schwarzen Piraten von Barsoom, mein Prinz, vor denen uns unsere Ahnen beschützen mögen.«
Die Tür schwang auf, der Duft von Pflanzen liebkoste mich, und die kühle Nachtluft blies mir von der Seite ins Gesicht. Die großen Banths witterten die unbekannten Gerüche, stürmten schwungvoll und leise knurrend an uns vorbei und schwärmten unter dem fahlen Licht des ersten Mondes von Barsoom im Garten aus.
Plötzlich erhob sich von den Tempeldächern ein Alarmschrei, der von anderen aufgenommen, nach Osten und Westen, von den Tempeln zum Hof und zum Schutzwall weitergetragen wurde, bis nur noch sein schwaches Echo in der Ferne zu vernehmen war.
Das lange Schwert des großen Thark fuhr aus der Scheide, Thuvia erschauderte und wich an meine Seite.
Die schwarzen Piraten von Barsoom
»Was ist?« fragte ich das Mädchen.
Als Antwort wies sie zum Himmel.
Ich sah nach oben und erblickte Schatten, die in rasendem Tempo hoch über Tempel, Hof und Garten kreisten.
Fast im selben Moment blitzte oben Mündungsfeuer auf. Die seltsamen Flugkörper gaben donnernde Schüsse ab, die vom Tempel und Festungswall lautstark erwidert wurden.
»Die schwarzen Piraten von Barsoom, mein Prinz«, sagte Thuvia.
In großen Kreisen fegten die Flugzeuge der Plünderer über den Verteidigungstruppen der Therns hinweg und gingen zusehends tiefer.
Eine Salve nach der anderen gaben sie in Richtung der Tempelwachen ab, die ihrerseits durch die dünne Luft in Richtung der blitzschnellen, nicht greifbaren Flieger feuerten.
Als die Piraten ihre Höhe immer weiter verringerten, strömte eine Armee der Therns aus den Tempeln in die Gärten und Höfe.
Ihr Auftauchen rief etwa zwanzig Flieger aus allen Richtungen herbei.
Die Therns gaben mit Gewehren, auf die Schilde gestützt, Feuer, doch die schrecklichen schwarzen Flugzeuge kamen unaufhaltsam näher. Die meisten waren kleine Flieger für zwei, drei Leute. Es gab wenige größere, doch diese blieben hoch oben in der Luft und ließen aus dem Kielschacht Bomben auf den Tempel fallen.
Schließlich gingen die Piraten, offenbar einem Befehl folgend, mit einemmal in unserer unmittelbaren Nachbarschaft inmitten der Soldaten der Therns nieder, ohne sich von ihnen beeindrucken zu lassen.
Die Mannschaften warteten kaum darauf, daß ihre Flugzeuge aufsetzten, sondern sprangen von teuflischer Wut beseelt zwischen die Therns. Nie zuvor hatte ich ein solches Gemetzel miterlebt. Ich hatte immer geglaubt, die grünen Marsmenschen seien die grausamsten Krieger im ganzen Universum, doch die Unbändigkeit, mit der die schwarzen Piraten sich auf ihre Widersacher warfen, ging über alles hinaus, was ich bisher gesehen hatte.
Im hellen Schein der beiden herrlichen Monde konnte man das Geschehen deutlich mitverfolgen. Die hellhaarigen, weißhäutigen Therns kämpften mit dem Mut der Verzweiflung gegen ihre ebenholzfarbenen Feinde.
Hier trampelte ein kämpfendes Knäuel auf einem prächtigen Pimalienbeet herum, dort fand der Krummdolch eines Schwarzen das Herz eines Therns und ließ den Gegner tot am Fuße einer schönen Statue aus leuchtendem Rubin zurück. Drüben preßten ein Dutzend Therns einen Piraten auf eine Bank aus Smaragd, deren schillernde Oberfläche ein mit Diamanten geschaffenes Muster von fremdartiger, barsoomischer Schönheit zeigte.
Ein Stück seitwärts standen Thuvia, der Thark und ich. Das Kampfgeschehen war noch nicht zu uns vorgedrungen, doch die Kämpfer kamen von Zeit zu Zeit nahe genug, daß wir ihre Gesichter erkennen konnten.
Die
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