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Mars 02 - Die Götter des Mars

Mars 02 - Die Götter des Mars

Titel: Mars 02 - Die Götter des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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beispielsweise eine Attraktion bei den monatlichen Riten des Tempels. In deren Verlauf läßt man Männer gegeneinander antreten oder gegen Tiere kämpfen, damit sich Issus amüsiert. Ferner dienen sie der Vervollständigung ihrer Speisekammer.«
    »Sie ißt Menschenfleisch?« fragte ich, jedoch nicht weiter entsetzt, denn aufgrund meiner kürzlich errungenen Kenntnisse über die heiligen Therns war ich in diesem noch unzugänglicheren Paradies auf alles vorbereitet, wo offenbar alles von einem einzigen, allmächtigen Herrscher befehligt wurde und wo engstirniger Fanatismus und Selbstverherrlichung im Laufe der Jahrhunderte alle großzügigen, menschlichen Instinkte ausgelöscht hatten, die dieses Volk einst besessen haben mochte.
    Es war eine Nation, trunken von Macht und Erfolg, die auf die anderen Menschen vom Mars ebenso hinabsah wie wir auf die wilden Tiere von Wald und Feld. Warum sollten sie dann nicht das Fleisch der niederen Ordnungen essen, für deren Lebensweise und Eigenschaften sie ebensowenig Verständnis haben, wie uns auf der Erde die innersten Gedanken und Gefühle des Viehs zugänglich sind, das wir schlachten, um es auf unseren Tisch zu bringen.
    »Sie ißt nur das Fleisch der Heiligen Therns und roten Barsoomier bester Herkunft. Das Fleisch der anderen wandert auf unseren Tisch. Die Tiere werden von den Sklaven gegessen. Sie ißt auch noch andere Leckerbissen.«
    Damals verstand ich nicht, daß diese Bemerkung noch eine spezielle Bedeutung hatte. Ich dachte, die Schilderung der Speisekarte von Issus hatte bereits den Gipfel des Makaberen erreicht. Mir war eben noch nicht klar, wohin uneingeschränkte Macht führt und welche Ausmaße Grausamkeit und Brutalität bei dem Betreffenden einnehmen können.
    Wir hatten auf unserem Weg zum Garten bereits das letzte der zahlreichen Gemächer und Korridore erreicht, als uns ein Offizier einholte.
    »Issus möchte sich diesen Mann noch einmal ansehen. Das Mädchen hat ihr erzählt, daß er von überwältigender Schönheit sei und von solcher Stärke, daß er allein sieben Erstgeborene besiegte und Xodar mit bloßen Händen überwältigte und mit dessen eigenem Lederzeug fesselte«, sagte er.
    Xodar sah betroffen aus. Offensichtlich gefiel es ihm ganz und gar nicht, daß Issus von seiner unrühmlichen Niederlage erfahren hatte.
    Wortlos wandte er sich um, und ein weiteres Mal folgten wir dem Offizier zum Portal des Audienzsaales von Issus, der Göttin des Ewigen Lebens.
    Hier wiederholte sich die Zeremonie des Eintretens. Erneut befahl mir Issus, mich zu erheben. Einige Minuten herrschte Totenstille. Die Augen der Göttin taxierten mich.
    Bald darauf brach die dünne, zitternde Stimme das Schweigen und wiederholte in eintönigem Singsang die Worte, die seit vielen Jahrhunderten den Untergang von unzähligen Opfern besiegelt hatten: »Der Mann möge sich umdrehen und zu Issus schauen, im Wissen, daß jene Kreaturen niederer Herkunft, die das heilige Traumbild ihres blendend schönen Antlitzes erblicken, nur noch ein einziges Jahr zu leben haben.«
    Ich tat, wie mir geheißen, erwartete einen Anblick, wie ihn nur die Enthüllung einer göttlichen Schönheit bieten mochte. Was ich sah, war eine geschlossene Wand bewaffneter Soldaten zwischen mir und einem Podium, auf dem eine große Bank aus mit Schnitzereien verziertem Sorapusholz stand. Eine schwarze Frau hockte darauf. Sie war offenbar sehr alt. Nicht ein Haar bedeckte ihren runzligen Schädel. Mit Ausnahme zweier gelber Eckzähne war sie völlig zahnlos. Zu beiden Seiten der dünnen, habichtartigen Nase glühten die tief in die Höhlen gesunkenen Augen. Ihr Gesicht war millionenfach gefurcht. Ebenso faltig und abstoßend war ihr Leib.
    Ausgemergelte Arme und Beine an einem Rumpf, der ein höchst mißgestalter Unterleib zu sein schien, vervollständigte das heilige Traumbild ihrer blendenden Schönheit.
    Sie war von einigen Sklavinnen umgeben, unter ihnen, blaß und zitternd, Phaidor.
    »Ist dies der Mann, der sieben Erstgeborene besiegte und mit bloßen Händen Dator Xodar in seinem eigenen Lederzeug fesselte?« fragte Issus.
    »Ruhmvolles Traumbild göttlichen Liebreizes, so ist es«, entgegnete der Offizier neben mir.
    »Führt Dator Xodar hervor«, befahl sie.
    Xodar wurde aus dem Nebenraum herbeigebracht.
    Issus starrte ihn mit einem unheilverkündenden Schimmer in den Augen an.
    »Und so einer wie du ist ein Dator der Erstgeborenen?« kreischte sie. »Für die Schmach, die du über die unsterbliche Rasse

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