Mars 03 - Kriegsherr des Mars
daß ich ihm folgte. In kurzer Entfernung von dem runden Raum kamen wir in ein strahlend hell erleuchtetes Labyrinth aus Gängen, die mit Kristallglas belegt und voneinander getrennt waren.
Erst glaubte ich, es sei ein einziger riesiger Raum, so klar und makellos durchsichtig waren die Wände der gewundenen Korridore, aber als ich mir ein paarmal fast den Kopf an den Kristallglaswänden eingerannt hatte, durch die ich versehentlich zu gehen versucht hatte, gab ich wesentlich besser acht.
Wir waren erst wenige Meter durch diesen seltsamen Korridor weitergekommen, als Wula schrecklich zu röhren anfing, und gleichzeitig rannte er gegen eine durchsichtige Trennwand zu unserer Linken an.
Die schauerlichen Echos dieses Röhrens hallten noch immer durch diese unterirdischen Räume, als ich das sah, was mein treues Tier so erregt hatte.
Weit vor uns und fast bis zur Unkenntlichkeit von den vielen einander überlagernden Kristallscheiben verzerrt, so daß sie wie in einem geisterhaften Nebel aussahen, entdeckte ich die Gestalten von acht Leuten – drei Frauen und fünf Männern.
Offensichtlich von Wulas Gebrüll aufgeschreckt, sahen sich die Leute um. Und plötzlich streckte mir eine der Frauen die Arme entgegen, und selbst auf diese große Entfernung hin konnte ich sehen, daß sich ihre Lippen bewegten – es war Dejah Thoris, meine schöne, ewig junge Prinzessin von Helium.
Bei ihr waren Thuvia von Ptarth, Phaidor, Tochter von Matai Shang, er selbst, Thurid und die drei niederen Therns, die sie begleitet hatten.
Thurid schüttelte die Faust in meine Richtung, und dann ergriffen zwei der Therns Dejah Thoris und Thuvia grob bei den Armen und zerrten sie mit. Einen Moment später waren sie in einen steinernen Korridor jenseits des Glaslabyrinths verschwunden.
Man sagt, Liebe sei blind; aber eine so große Liebe wie die von Dejah Thoris, die mich selbst in der Thernmaskerade, die ich trug, und durch die verzerrenden Glaswände hindurch erkannte, muß weit davon entfernt sein, blind zu sein.
4. Der geheime Turm
Ich habe keine Lust, die eintönigen Ereignisse der folgenden schweren Tage zu schildern, die Wula und ich damit zubrachten, durch das Glaslabyrinth, durch dunkle, verzweigte Korridore unter dem Tal Dor und den Goldenen Klippen zu wandern, um schließlich auf einer Flanke der Berge von Otz über dem Tal der Verlorenen Seelen wieder herauszukommen. Dieses erbarmenswürdige Tal der Verlorenen Seelen ist das schreckliche Fegefeuer jener armen Unglücklichen, die es nicht wagen, ihre Pilgerfahrt in das Tal Dor fortzusetzen, noch weniger aber in ihre Heimat in der Außenwelt zurückzukehren, aus der sie kamen.
Die Spur von Dejah Thoris‘ Entführern folgte im wesentlichen dem Fuß der Berge, führte über steile, zerklüftete Rinnen und abweisende Hänge, manchmal auch in das Tal hinaus, wo die Mitglieder der verschiedenen Stämme, welche dieses Tal der Hoffnungslosigkeit bevölkern, in dauerndem Streit liegen.
Schließlich kamen wir zu einer Stelle, wo der Weg in eine enge Schlucht führte, die mit jedem Schritt steiler und ungangbarer wurde, und dann drohte plötzlich vor uns eine mächtige Festung, die unter einer überhängenden Felswand eingebaut war.
Hier befand sich das geheime Versteck von Matai Shang, dem Vater der Therns. Hier war er von einer Handvoll treuer Anhänger des alten Glaubens umgeben, die Millionen von Vasallen und abhängigen Gläubigen eines halben Dutzends von Nationen auf Barsoom gehabt hatten und heute noch da und dort kleine Häuflein von Anhängern mit geistlichem Rat und dem Wort jener Religion versorgten, die sich inzwischen ja als falsch und trügerisch herausgestellt hatte.
Die Dämmerung begann eben, als wir vor den eindrucksvollen, undurchdringlich erscheinenden Mauern dieser Bergfestung standen, und damit wir nicht gesehen werden konnten, zog ich mich mit Wula hinter einen granitenen Felsvorsprung zurück in ein Gebüsch aus purpurfarbenen harten Dornensträuchern, die auf den unfruchtbarsten Plätzen der Berge von Otz wachsen.
Hier blieben wir liegen, bis die kurze Dämmerung endgültig zur Dunkelheit geworden war; dann kroch ich heraus, um mich der Festung auf der Suche nach einem Eingang zu nähern.
Das dreifach gesicherte Tor stand weit offen, sei es nun infolge einer Nachlässigkeit oder eines allzu großen Vertrauens in die Unzugänglichkeit des Verstecks. Hinter dem Tor befand sich eine Handvoll Wachen, aber die Männer lachten und unterhielten sich über eines
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