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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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noch erschauern. Statt dessen schnitt sie immer mehr weg. Sie hätte auch Teile vom Gerippe des Luftschiffs abgeworfen, wenn sie zwischen die Ballonets hätte gelangen können.
    Während sie damit beschäftigt war, tapste Arkady in der Gondel herum und feuerte sie an - nackt und von Staub verkrustet, der leibhaftige rote Mann, sang Lieder und beobachtete den Fernsehschirm, schlang schnelle Mahlzeiten hinunter und plante ihren Kurs nach Lage der Dinge. Es war unmöglich, nicht von seiner Heiterkeit angesteckt zu werden und mit ihm über die stärksten Windstöße zu staunen und den Staub allmählich sogar im Blut fliegen zu fühlen.
    Und so vergingen drei lange anstrengende Tage im harten Griff des dunkelorangefarbenen Windes. Und am vierten Tag, kurz nach Mittag, drehten sie den Radioempfänger auf volle Lautstärke und hörten die Störungen auf der Transponderfrequenz knistern. Nadia wurde durch die Konzentration auf das weiße Rauschen dösig, denn sie hatte nur wenig Schlaf gehabt. Sie war fast bewußtlos, als Arkady etwas sagte; und sie fuhr in ihrem Sitz hoch.
    »Hörst du es?« fragte er wieder. Sie lauschte und schüttelte den Kopf. »Da, es macht irgendwie ping.«
    Sie hörte ein leises Piepsen. »Ist es das?«
    »Ich meine ja. Ich werde uns hinunterbringen, so schnell wir können. Ich werde einige Ballonets entleeren müssen.«
    Er tastete sich zum Steuerpaneel vor, und das Luftschiff neigte sich nach vorn, und sie fingen an, im Notfalltempo zu sinken. Die Zahlen des Höhenmessers flimmerten nach unten. Der Radarschirm zeigte, daß der Boden unten im wesentlichen eben war. Das Piepsen wurde immer lauter. Ohne einen Peilempfänger war das ihre einzige Möglichkeit festzustellen, ob sie noch näher kamen oder sich schon wieder entfernten.
    Ping... ping... ping... Bei ihrer Erschöpfung war schwer zu sagen, ob es lauter oder leiser wurde. Jeder Piepser schien eine andere Lautstärke zu haben, je nach der Aufmerksamkeit, die sie aufbringen konnte.
    Plötzlich sagte Arkady: »Es wird leiser. Meinst du nicht auch?«
    »Ich kann es nicht beurteilen.«
    »Doch, so ist es.« Er schaltete die Propeller ein, und mit dem Gebrumm der Motoren wirkte das Signal entschieden ruhiger. Er drehte in den Wind, und das Luftschiff bockte wild. Er kämpfte darum, seine Abwärtsbewegung zu stabilisieren. Aber zwischen jeder Verschiebung der Klappen und den Stößen des Schiffs gab es eine Verzögerung. In Wirklichkeit hatten sie kaum mehr als einen kontrollierten Aufprall zu gewärtigen. Vielleicht wurde das ping langsamer schwächer.
    Als der Höhenmesser anzeigte, daß sie tief genug waren, um den Anker auszuwerfen, taten sie es; und nach kurzem, besorgniserregendem Treiben griff er und hielt. Sie ließen alle Anker fallen, die sie hatten, und zogen die Arrowhead an den Leinen nach unten. Dann zog Nadia sich an, kletterte in die Schlinge und ließ sich mit der Winde hinunter. Auf der Oberfläche angelangt, tappte sie in einer schokoladefarbenen Dämmerung umher, wobei sie sich hart gegen den ungleichmäßigen Orkan anstemmen mußte. Sie merkte, daß sie stärker erschöpft war, als sie sich erinnern konnte, je gewesen zu sein. Es war wirklich schwer, gegen den Wind voranzukommen. Sie mußte lavieren. In ihrem Interkom piepte der Transponder sein Signal, und der Boden schien unter ihren Füßen zu hüpfen. Es war schwer, Balance zu halten. Das Piepen war ganz deutlich. Sie sagte zu Arkady: »Wir hätten die ganze Zeit mit unseren Helmen lauschen sollen. Da kann man es besser hören.«
    Eine Bö warf sie um. Sie stand auf und schlurfte langsam dahin. Sie ließ eine Nylonleine abrollen und richtete ihren Kurs nach der Lautstärke des Signals aus. Der Boden unter ihr war in Bewegung, wenn sie ihn sehen konnte. Die Sicht war, zumindest in den stärksten Böen, auf ein Meter oder weniger gesunken. Wenn es dann für einen Moment aufklarte, rasten braune Staubstrahlen vorbei, ein Schwall nach dem anderen, die sich mit fürchterlicher Geschwindigkeit bewegten. Der Wind stieß sie so hart umher, wie sie es auf der Erde kaum je erlebt hatte. Es war schmerzhaft, das Gleichgewicht zu bewahren - eine ständige körperliche Anstrengung.
    Als sie gerade in einer dicken, die Sicht raubenden Wolke steckte, stolperte sie gegen einen Transponder, der dastand wie ein Zaunpfahl. Sie schrie: »He!«
    »Was fehlt?«
    »Nichts. Ich bin nur erschrocken, als ich auf den Wegweiser gestoßen bin.«
    »Du hast ihn gefunden?«
    »Jawohl!« Sie fühlte, wie ihr

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