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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Arkadys Gesichtsausdruck - nicht Furcht oder Angst, aber ein eigenartiges kleines Lächeln - gab ihr zu erkennen, in welch großer Gefahr sie schwebten. Wenn sie die Propeller nicht benutzen könnten, wären sie nicht imstande, ihren Kurs zu halten und könnten vielleicht nicht einmal mehr in der Luft bleiben. Sie würden gewiß hinuntergehen und versuchen, sich zu verankern. Aber sie hatten nur noch für ein paar Wochen zu essen; und Stürme wie dieser währten oft zwei Monate, manchmal auch drei.
    »Das ist Ascraeus Mons«, sagte Arkady und zeigte auf den Radarschirm. »Ein gutes Bild.« Er lachte. »Ich fürchte, das beste Bild, das wir diesmal bekommen, wenn wir herumfahren. So ein Pech! Ich hatte wirklich erwartet, ihn zu sehen. Erinnerst du dich an Elysium?«
    »O ja«, sagte Nadia und ließ emsig Simulationen über die Batterieleistung durchlaufen. Das Sonnenlicht des Tages hatte fast sein Maximum im Perihel erreicht. Das war der Hauptgrund für den Ausbruch des Sturms gewesen. Und die Instrumente sagten, daß etwa 20 Prozent des vollen Tageslichts bis zu dieser Höhe durchkämen (ihr Auge hatte den Eindruck, daß es eher 30 oder 40 wären). Darum sollte es möglich sein, die Propeller während der halben Zeit laufen zu lassen, was enorm hilfreich sein würde. Ohne sie bewegten sie sich mit rund zwölf Kilometern pro Stunde und verloren auch an Höhe - obwohl das auch der unter ihnen ansteigende Boden sein mochte. Mit den Propellern könnten sie eine gleichmäßige Höhe halten und ihren Kurs um einen oder zwei Grad beeinflussen.
    »Was meinst du, wie dick dieser Staub ist?«
    »Wie dick?«
    »Du weißt, in Gramm pro Kubikzentimeter. Versuche, Ann oder Hiroko über Funk zu bekommen, um es herauszufinden.«
    Sie ging nach hinten, um zu sehen, was sie an Bord hatten, das für die Energieversorgung der Propeller benutzt werden könnte. Hydrazin für die Vakuumpumpen der Luftschleuse des Bombenschachts. Die Pumpenmotoren könnten wahrscheinlich an die Propeller angeschlossen werden... Sie stieß eine der verdammten Windmühlen aus dem Weg und starrte sie an. Die Heizplatten wurden durch elektrischen Strom erwärmt, den die Rotation der Windmühlen erzeugte. Wenn sie also Strom in die Propellerbatterien leiten könnte... Man müßte die Windmühlen außen an der Gondel befestigen können, und dieser Wind könnte die Flügel wie Kreisel rotieren lassen. Die resultierende Elektrizität könnte bei der Energieversorgung der Propeller helfen. Sie durchwühlte das Ausrüstungsfach auf der Suche nach Draht, Transformatoren und Werkzeug und erzählte Arkady von ihrer Idee. Er lachte wie ein Verrückter. »Eine gute Idee, Nadia. Eine großartige Idee!«
    »Wenn es funktioniert.« Sie durchsuchte den Gerätesatz, betrüblich kleiner als ihre gewöhnliche Ausrüstung. Das Licht in der Gondel war unheimlich, ein schwaches gelbes Glimmen, das bei jedem Windstoß flackerte. Die Sicht aus den Außenfenstern wechselte von Perioden völliger Klarheit mit dicken gelben Wolken, die wie Gewitterköpfe unter ihnen dahinzogen, zu völliger Dunkelheit. Alle Fensterflächen wurden von Staub gepeitscht, der mit über dreihundert Kilometern in der Stunde vorbeifegte. Selbst bei den ganzen zwölf Millibar stießen die Böen das Luftschiff herum. Vorn im Cockpit fluchte Arkady über die mangelnde Leistung des Autopiloten. »Du mußt ihn umprogrammieren!« rief Nadia ihm zu. Sie erinnerte sich an seine vielen sadistischen Simulationen auf der Ares und lachte laut. »Problemlauf! Problemlauf!« Sie lachte über seine lauten Verwünschungen und machte sich wieder an die Arbeit. Wenigstens würde der Wind sie etwas schneller voranschieben. Arkady brüllte ihr von vorn Information seitens Ann zu. Der Staub war äußerst fein, durchschnittliche Partikelgröße um 2,5 Mikron und totale Masse der Säule um 10 -3 Gramm pro cm 2 , ziemlich gleichmäßig verteilt von oben bis unten. Das war nicht allzu schlimm. Wenn er zu Boden sank, würde er eine recht dünne Schicht bilden, was mit dem übereinstimmte, das sie auf den ältesten abgeworfenen Lasten in Underhill gesehen hatten.
    Als sie einige Windmühlen neu verdrahtet hatte, klopfte sie an die Verbindungstür zum Cockpit. Arkady sagte: »Ann meint, daß die Winde dicht in Bodennähe am langsamsten sein würden.«
    »Gut! Wir müssen landen, um diese Windmühlen außen anzubringen.«
    Also gingen sie an diesem Nachmittag blind herunter und ließen den Anker schleppen, bis er sich festhakte und hielt.

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