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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Die geborstene Permafrostleitung mit ihrem weißen Schwall von Wasser-Eis. Aber wieso war das wichtig? Wieso kreisten ihre Gedanken um dieses Bild?
    Sie begab sich wieder ins Cockpit, wobei sie sich bei jedem Schritt an einer Wand festhielt. Sie aß mit Arkady eine kleine Mahlzeit. Staub knirschte zwischen den Zähnen. Arkady wandte keinen Blick vom Radarschirm und sagte nichts. Aber er sah besorgt aus.
    Ah! »Schau«, sagte sie, »wenn es uns gelänge, die Signale von den Transpondern auf unserer Straße zu Chasma Borealis zu empfangen, könnten wir dort landen. Dann könnte ein Robot-Rover ausgeschickt werden, um uns zu holen. Der Sturm würde den Rovern nichts ausmachen, da sie sowieso nicht auf Sicht fahren. Wir könnten die Arrowhead vertäut dalassen und nach Hause fahren.«
    Arkady sah sie an und hörte auf zu kauen. »Eine gute Idee«, sagte er.
     
    Aber nur, wenn sie die Signale des Transponders wirklich empfangen konnten. Arkady drehte am Radio und rief Underhill. Die Verbindung knisterte von Störungen, die fast so stark waren wie der Staub; aber sie konnten sich dennoch verständlich machen. Während der ganzen Nacht konferierten sie mit den Leuten zu Hause, diskutierten Frequenzen, Bandbreiten, das Maß, wie der Staub die recht schwachen Signale des Transponders überdecken könnte, und so weiter. Weil die Transponder nur dafür konstruiert waren, Rovern, die in der Nähe und auf dem Boden waren, Signale zu übermitteln, würde es problematisch sein, sie zu hören. Underhill könnte imstande sein, ihre Position gut genug zu bestimmen, um ihnen mitzuteilen, wann sie heruntergehen müßten; und ihre eigene Radarkarte würde ihnen auch eine allgemeine Ortung der Straße liefern. Aber keine dieser Methoden war exakt genug, und es wäre fast unmöglich, die Straße in dem Sturm zu finden, wenn sie nicht direkt auf ihr landeten. Zehn Kilometer nach beiden Seiten, und sie läge hinter dem Horizont. Dann hätten sie Pech gehabt. Es wäre viel sicherer, wenn sie sich an eines der Transpondersignale anhängen und ihm nach unten folgen könnten.
    Für jeden Fall schickte Underhill einen Robotrover auf die Straße nach Norden. Er würde in etwa fünf Tagen in dem Gebiet der Straße ankommen, das sie wahrscheinlich kreuzen würden. Bei ihrer derzeitigen Geschwindigkeit von fast dreißig Kilometern pro Stunde würden sie selbst in etwa vier Tagen dort eintreffen.
    Als die Vereinbarungen getroffen waren, lösten sie sich während des Restes der Nacht bei der Wache ab.
    Nadia schlief schlecht, wenn sie Freiwache hatte, lag einen großen Teil der Zeit auf dem Bett und fühlte, wie der Wind sie umherstieß. Die Fenster waren so dunkel, als wären Vorhänge zugezogen. Das Brüllen des Windes war wie ein Gasofen und manchmal wie von Todesengeln. Einmal träumte ihr, sie wäre in einem großen Hochofen voller Feuerdämonen. Sie wachte schwitzend auf und ging nach vorn, um Arkady abzulösen. Die ganze Gondel roch nach Schweiß, Staub und verbranntem Hydrazin. Trotz allen Mikronsiegeln der Dichtungen lag auf allen Flächen in der Gondel ein sichtbarer weißlicher Belag. Sie wischte mit den Fingern über ein blaues Kunststoffschott und starrte auf deren Spuren. Unglaublich.
    Sie hüpften dahin in trüben Tagen und in der sternlosen Finsternis der Nächte. Das Radar zeigte etwas, das sie für den Fesenkov-Krater hielten, der unter ihnen dahinzog. Dann wurden sie noch weiter nach Norden geschoben, und es gab absolut keine Chance, dem Sturm Trotz zu bieten und nach Süden bis Underhill zu gelangen. Die Polstraße war ihre einzige Hoffnung. Nadia sah sich in ihren Freiwachen nach Dingen um, die sie über Bord werfen könnten. Sie schnitt Teile des Gondelrahmens weg, die sie für unwesentlich hielt, daß es die Ingenieure in Friedrichshafen gegraust hätte. Aber Deutsche pflegten es als Ingenieure immer zu übertreiben; und niemand auf der Erde konnte sich überhaupt die Marsschwere wirklich vorstellen. Also sägte und hämmerte sie, bis alles in der Gondel fast zu einem Nichts aus Gitterwerk geworden war. Jede Benutzung des Schachts brachte eine neue kleine Staubwolke herein; aber sie meinte, daß es das wert sei. Sie brauchten den Auftrieb. Die Windmühleninstallation lieferte den Batterien nicht genug Strom, und sie hatte den Rest davon längst über Bord geworfen. Aber selbst wenn sie sie noch hätten, hätte sie sich nicht wieder unter das Luftschiff begeben, um sie zu montieren.
    Die Erinnerung an den Vorfall ließ sie immer

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