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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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stolperten durch die Korridore in den großen Speisesaal im Torus D, ungehemmt und fröhlich, wie auf Luft wandelnd.
    In dem Speisesaal mischten sie sich zu einer Art Cocktailparty und feierten den Abflug. Maya ging umher, nippte ungezwungen an einem Glas Champagner und fühlte sich unreal und höchst glücklich, eine Mischung, die sie an ihre Hochzeitsfeier vor vielen Jahren erinnerte. Sie hoffte, daß es jetzt besser gehen würde als damals, weil es jetzt für immer währen müßte. In dem Saal war es laut. Gespräche wurden geführt. »Es ist eine nicht so sehr soziologische als vielmehr mathematische Symmetrie. Eine Art ästhetischer Balance.« - »Wir hoffen, in den Bereich von eins zu einer Milliarde zu gelangen, aber das dürfte nicht leicht sein.« Maya lehnte das Angebot nachzuschenken ab, da sie sich schwindlig genug fühlte. Außerdem war das hier Arbeit. Sie war sozusagen Mit-Bürgermeister dieses Dorfes und verantwortlich für Gruppendynamik, die kompliziert werden dürfte. Antarktische Gewohnheiten machten sich selbst in diesem Moment des Triumphs geltend, und sie horchte und beobachtete wie ein Anthropologe oder Spion.
    »Die Schrumpfung hat ihre Gründe. Wir werden zuletzt fünfzig glückliche Paare sein.«
    »Und sie wissen schon, wer zusammenpaßt.«
    Sie merkte, wie sie lachten. Schlau, gesund, höchst wohlerzogen - war dies endlich die rationale Gesellschaft, die wissenschaftlich geplante Gemeinschaft, die der Traum der Aufklärung gewesen war? Aber da waren Arkady, Nadia, Vlad, Ivana. Sie kannte das russische Kontingent zu gut, um deswegen viele Illusionen zu haben. Es konnte ebensogut damit enden, daß es wie ein Wohnquartier einer Technischen Universität würde, voller bizarrer Streiche und wilder Affären. Nur sahen sie für so etwas schon ein wenig zu alt aus. Einige Männer bekamen Glatzen, und viele Personen beiderlei Geschlechts zeigten graue Strähnen im Haar. Es war ein langer Weg gewesen. Das Durchschnittsalter betrug sechsundvierzig Jahre, mit Extremen von dreiunddreißig (Hiroko Ai, das japanische Wunderkind für Biosphärenplanung) bis achtundfünfzig (Vlad Taneev, Nobelpreisträger für Medizin).
    Aber jetzt war doch der Hauch von Jugend auf allen Gesichtern: Arkady Bogdanov war ein Porträt in Rot: Haar, Bart, Haut. In all diesem Rot hatten seine Augen ein wildes Stahlblau und traten fröhlich hervor, als er rief: »Endlich frei! Endlich frei! Alle unsere Kinder sind endlich frei!« Die Videokameras waren ausgeschaltet, nachdem Janet Blyleven eine Reihe Interviews für die Fernsehsender daheim aufgezeichnet hatte. Sie waren ohne Kontakt mit der Erde, zumindest im Speisesaal, und Arkady sang, und die Gruppe um ihn stieß darauf an. Maya blieb stehen, um zu dieser Gruppe zu stoßen. Endlich frei; es war kaum zu glauben, sie waren wirklich unterwegs zum Mars! Zusammengescharte Leute führten Gespräche, viele davon Weltklasse auf ihrem Gebiet: Ivana hatte den Teil eines Nobelpreises in Chemie gewonnen, Vlad war einer der berühmtesten Medizinbiologen der Welt, Sax gehörte in das Pantheon derer, die große Beiträge für die subatomare Theorie geleistet hatten, Hiroko war unerreicht in der Planung geschlossener Lebenserhaltungssysteme - und so alle rundum. Ein brillanter Haufen!
    Und Maya war ein Teil ihrer Führer. Das war etwas kühn. Ihre Fähigkeiten als Ingenieur und Kosmonaut waren recht bescheiden. Es war wohl ihr diplomatisches Geschick, das sie an Bord gebracht hatte. Daß man sie erwählt hatte, das ungleiche, uneinige russische Team, mit diversen Mitgliedern des Commonwealth, zu leiten, nun, das war in Ordnung. Es war eine interessante Arbeit, und sie war daran gewöhnt. Und ihre Fähigkeiten könnten sich sehr wohl als die wichtigsten an Bord erweisen. Schließlich mußten sie alle zurechtkommen. Und das war eine Sache von List, Schläue und Willen. Andere Leute dazu zu bewegen, das zu tun, was man ihnen auftrug! Sie blickte auf die Menge leuchtender Gesichter und lachte. Hier an Bord waren alle gut bei ihrer Arbeit; aber einige waren viel höher befähigt. Sie mußte diese Personen herausfinden und kultivieren. Ihre Führungsqualifikation hing davon ab; denn sie dachte, daß sie am Ende sicher eine Art loser, auf wissenschaftlichen Verdiensten beruhender Gemeinschaft sein würden. Und in einer solchen Gemeinschaft stellten die außergewöhnlichen Talente die wichtigen Kräfte dar. Wenn es hart auf hart ginge, würden sie die wahren Führer der Kolonie sein - sie oder

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