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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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unter den Lautsprechern diverse Steckdosen, und er zog vorsichtig den Schutzstecker in einer davon heraus und entfernte den Staub an den Rändern - diese Steckdosen wurden nicht mehr gebraucht - und stöpselte dann sein Armbandgerät ein. Er tastete den Code für Pauline ein und wartete, bis die Verschlüsselung und Entschlüsselung durchkamen. »Ja, John?« sagte Paulines Stimme in seinem Helm.
    »Pauline, stelle bitte deine Kamera ein und schwenke durch mein Zimmer!«
    Pauline befand sich auf dem Seitentisch am Bett und war in die Wand gestöpselt. Ihre Kamera war ein kleines, selten benutztes Gerät mit Faseroptik, das Bild auf dem Armband war klein, und im Zimmer war es dunkel mit nur einem Nachtlicht. Sein gebogenes Visier war noch eine Behinderung, so daß er die Bilder nicht ganz deutlich erkennen konnte. Graue, sich bewegende Gestalten. Da war das Bett und etwas darauf und dann die Wand. »Zehn Grad zurück!« sagte John und blinzelte, um das Bild von zwei Zentimetern im Quadrat zu verstehen. Sein Bett. Auf seinem Bett lag ein Mann. War es wirklich so? Eine Schuhsohle, Rumpf, Haar. Schwer zu sagen. Es bewegte sich nicht. »Pauline, hörst du irgend etwas in dem Zimmer?«
    »Die Lüftung, den Strom.«
    »Sende mir, was du mit deinem Mikrofon empfängst mit voller Lautstärke!« Er drückte den Kopf nach links mit dem Ohr gegen den Helmlautsprecher. Ein Zischen, statisches Rauschen. Bei diesem Prozeß gab es zu viel Übertragungsfehler, besonders wenn man die korrodierten Steckdosen benutzte. Aber bestimmt hörte er kein Atmen. »Pauline, kannst du in das Monitorsystem von Underhill hineingehen, die Kamera für die Tür unseres Gewölbes bekommen und ihr Bild auf mein Handgelenk legen, bitte?«
    Er hatte erst vor ein paar Jahren selbst die Installation des Sicherheitssystems von Underhill geleitet. Pauline hatte noch alle Pläne und Codes, und sie brauchte nicht lange, um auf seinem Handgelenk das Bild der Außenseite seines Zimmers von oben gesehen erscheinen zu lassen. Das Licht in der Suite war an, und in den Kameraschwenks konnte er sehen, daß seine Tür geschlossen war. Das war alles.
    Er ließ die Hand zur Seite fallen und dachte nach. Es vergingen fünf Minuten, bis er sie wieder hob und anfing, über Pauline dem Sicherheitssystem von Underhill Anweisungen zu geben. Der Besitz des Codes erlaubte ihm, das ganze Kamerasystem anzuweisen, seine Überwachungsbänder zu löschen und dann auf eine einstündige Schleife anstelle der üblichen acht Stunden zu schalten. Danach wies er zwei Reinigungsroboter an, zu seinem Zimmer zu kommen und die Tür zu öffnen. Während sie das taten, stand er zitternd da und wartete, daß sie langsam durch die Gewölbe rollen würden. Als sie seine Tür öffneten, erblickte er sie durch das kleine Auge von Pauline. Licht ergoß sich in den Raum, flammte auf und wurde dann angepaßt, so daß er viel deutlicher sehen konnte. Ja, es lag ein Mann auf seinem Bett. Johns Atem wurde flach. Er bediente die Roboter mit den winzigen Knöpfen auf seinem Handapparat. Das war eine heikle Prozedur, aber wenn der Mann beim Hochgehobenwerden aufwachte, um so besser.
    Er tat es nicht. Der Mann rollte auf beide Seiten der ihn umfangenden Arme der Roboter herunter, die ihn mit ihrer algorithmischen Zartheit emporhoben. Ein herunterhängender Körper. Der Mann war tot.
    John holte tief Luft, hielt den Atem an und fuhr mit der Fernmanipulation fort. Er ließ den ersten Roboter die Leiche in den großen Müllbehälter des zweiten legen. Die Roboter dann wieder in ihr Magazingewölbe zu schicken, war einfach.
    Während sie dahinrollten, kamen mehrere Leute an ihnen vorbei, aber das ließ sich nicht ändern. Der Leichnam war nur von oben sichtbar, und er hoffte, daß sich niemand später an die Roboter erinnern würde.
    Als er sie in ihrem Magazinraum antraf, zögerte er. Sollte er die Leiche zu den Einäscherungsöfen im Alchemistenviertel bringen? Aber nein. Jetzt, da sie sich nicht mehr in seinem Zimmer befand, brauchte er sich ihrer nicht zu entledigen. Das würde erst später nötig werden. Zunächst fragte er sich, wer es war. Er steuerte den ersten Roboter so, daß er sein ausfahrbares Auge auf das rechte Handgelenk der Leiche richtete und es mit seinem magnetischen Bildgerät ablesen sollte. Es dauerte lange, bis das Auge die richtige Stelle fand. Das winzige Schild, das ein jeder auf einem Handknochen implantiert trug, enthielt Information in der Standard-Punktsprache; und Pauline brauchte

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