Mars Trilogie 1 - Roter Mars
Ende des Sturms zu haben.
Schließlich ging er wieder hinein. Er gab seinen Schutzanzug einem Paar Frauen von seiner Größe, die darüber stritten, wer ihn als erste bekommen sollte, ging dann ins Kommunikationszentrum und rief Sax in Echus an. Als er ihn bekam, gratulierte er ihm zum Ende des Sturms.
Sax wehrte das brüsk ab, als wäre es schon vor Jahren passiert. Er sagte: »Sie sind auf Amor 2051 B gelandet.« Das war der Eis-Asteroid, den sie für die Einbringung ins Marsorbit gefunden harten. Sie waren dabei, Raketen auf ihm zu installieren, die ihn auf einen Kurs schieben würden, der dem der Ares ähnlich wäre. Ohne Hitzeschild würde die Luftbremsung ihn verglühen lassen. Alles sah gut aus für Eintritt in die Marsumlaufbahn in etwa sechs Monaten. Das war die große Nachricht, wie Sax auf seine zwinkernde ruhige Art zu verstehen gab. Der Große Sturm war schon Geschichte.
John mußte lachen. Aber dann dachte er an Yashika Mui und erzählte Sax davon, weil er auch einem anderen die Stimmung vermiesen wollte. Sax zwinkerte nur und sagte schließlich: »Sie machen jetzt ernst.« John verabschiedete sich und schaltete ab.
Er ging wieder zurück durch die Gewölbe, verwirrt durch eine krass widersprüchliche Mischung von guten und schlechten Emotionen. Er kam in sein Zimmer und nahm ein Omegendorph und eines der neuen Pandorphs, die Spencer ihm gegeben hatte. Dann ging er hinaus ins zentrale Atrium des Quadrats und spazierte zwischen den Pflanzen umher, die im Sturm alle dürr aufgeschossen waren und sich den Leuchtröhren in der Höhe zuwandten. Der Himmel war immer klar, rosa und sehr hell. Viele Leute, die zuerst ins Freie gegangen waren, waren jetzt wieder zurück und hielten eine Party im Atrium zwischen den Beeten ab. Er traf auf einige neue Freunde, manche Bekannte und hauptsächlich Fremde. Er ging wieder in die Gewölbe durch Räume voller Unbekannter, die ihn manchmal fröhlich anriefen, wenn er hineinkam. Wenn sie lange genug schrieen: »Reden!«, stellte er sich wohl auf einen Stuhl und ratterte etwas herunter. Er fühlte die Endorphine, deren Wirkung durch den Gedanken an den toten Mann heute aufgehoben wurde. Manchmal war er recht heftig und wußte nie, was er sagen würde, bis es aus ihm herauskam. Die Leute würden sagen, sie hätten John Boone an dem Tage, wo der Große Sturm aufhörte, sternhagelvoll betrunken gesehen. Fein, dachte er, mochten sie sagen, was sie wollten. Ihm machte das schon nichts mehr aus, soweit es seine Legende betraf.
In einem Raum war eine Schar von Ägyptern, nicht wie Sufis, sondern orthodoxe Muslime, die wie der Wind sprachen und Kaffee tranken, berauscht von Coffein und Sonnenlicht. Weißes Lächeln blitzte unter ihren Schnurrbärten, diesmal äußerst herzlich, wirklich erfreut, ihn zu sehen. Ihm wurde dabei warm, und im Schwung des Tages sagte er: »Schaut, wir sind Teil einer neuen Welt. Wenn ihr eure Handlungen nicht auf die Realität des Mars gründet, werdet ihr schizophren, mit eurem Körper auf einem Planeten und euren Geist auf einem anderen. Keine so gespaltene Gesellschaft kann lange funktionieren.«
»Sehr wohl«, sagte einer von ihnen lächelnd. »Du mußt verstehen, daß wir schon früher gewandert sind. Wir sind ein wanderndes Volk. Aber wo immer wir sind, Mekka ist unsere Heimat. Wir könnten zur anderen Seite des Universums fliegen, und das würde immer noch gelten.«
Darauf gab es nichts zu sagen, und solche direkte Ehrlichkeit war wirklich viel sauberer als das, womit er während der Nacht zu tun gehabt hatte. Darum sagte er: »Ich verstehe.« Man vergleiche das letztlich mit der Heuchelei des Westens, wo die Leute bei Morgenandachten über Profit sprachen, Leute, die keinen einzigen Glauben artikulieren konnten, den sie hatten. Leute, die ihre Werte für physikalische Konstanten hielten und zu sagen pflegten: »So sind die Dinge nun einmal.« Wie es Frank so oft tat.
Also blieb John da und unterhielt sich einige Zeit mit den Ägyptern; und als er sie verließ, fühlte er sich besser. Er ging wieder zu seinem Gewölbe und horchte auf die wüsten Stimmen, die aus jedem Raum in den Korridor erklangen. Rufe, Schreie, Gerede fröhlicher Wissenschaftler: »Diese Dinger sind solche Halophyten, daß sie keine Lauge mögen, weil zu viel Salz darin ist.« Lachsalven.
Ihm kam eine Idee. Spencer Jackson wohnte in dem Gewölbe Tür an Tür mit John und kam vorbei, als John hereinlief. Also teilte er ihm seine Idee mit. »Wir sollten alle Leute, die
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