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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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nur eine Minute, um eine Identifikation zu bekommen. Hashika Mui, UNOMA-Revisor, angekommen 2050.
    Eine wirkliche Person. Ein Mann, der tausend Jahre hätte leben können.
    John begann zu zittern. Er lehnte sich gegen die glasierte blaue Backsteinwand von Underhill. Es würde eine Stunde dauern, bis er hineingehen könnte, oder etwas weniger. Ungeduldig stieß er sich ab und ging um das Quadrat herum. Das erforderte gewöhnlich fünfzehn Minuten, aber jetzt Schafte er es in zehn. Nach der zweiten Runde ging er zum Anhängerpark hinüber.
    Dort waren nur noch zwei der alten Trailer da, und die waren offenbar aufgegeben oder nur für Lagerzwecke benutzt worden. Aus dem nächtlichen Staub zwischen ihnen tauchten Gestalten auf, und eine Sekunde lang war er erschrocken, aber sie gingen vorbei.
    Er kehrte zu dem Quadrat zurück und machte wieder einen Rundgang. Dann ging er im Freien zum Alchemistenquartier. Er stand da, betrachtete den antiquierten Komplex aus Rohren und Anlagen und flachen weißen Gebäuden, die alle mit ihren schwarzen kalligraphischen Gleichungen beschriftet waren. Er dachte an ihre ersten Jahre. Und jetzt war es wie mit einem Wimpernschlag so weit gekommen. In der Düsternis des Großen Sturms. Zivilisation, Korruption, Krise. Er knirschte mit den Zähnen.
    Eine Stunde war vergangen, es war neun Uhr abends. Er ging zur Schleuse zurück und hinein, entledigte sich im Umkleideraum von Helm, Schutzanzug und Stiefeln, zog sich aus, ging in die Dusche. Nach dem Duschen trocknete er sich ab, zog einen Pullover an und kämmte sich. Er holte tief Luft und ging um die Südseite des Quadrats und nach oben durch die Gewölbe zu dem mit seinem Zimmer. Als er die Tür öffnete, war er nicht überrascht, wie er vier UNOMADetektive auftauchen sah. Aber er versuchte, erstaunt zu tun, als sie ihn aufforderten, stehen zu bleiben. Er sagte: »Was ist los?«
    Es war weder Houston noch Chang / sondern drei Männer und eine der Frauen, die bei der ersten Gruppe in Low Point gewesen waren. Die Männer drängten sich an seine Seiten, ohne zu antworten, zogen die Tür ganz auf, und zwei von ihnen gingen hinein. John beherrschte den Drang, sie anzustoßen oder anzubrüllen oder über ihre Mienen zu lachen, als sie sahen, daß sein Zimmer leer war. Er starrte sie nur neugierig an und versuchte, sich darauf zu beschränken, wie ärgerlich er sich gezeigt haben würde, wenn er nicht gewußt hätte, was los war. Dieser Ärger wäre natürlich erheblich gewesen; und als die Tür geöffnet wurde, mußte er sich wirklich sehr zusammennehmen, um seine Wut auf dem Niveau eines Arglosen zu halten. Sie mußten angefahren werden, als ob sie übereifrige Polizisten wären, und sollten nicht als mörderische Funktionäre attackiert werden.
    Bei ihrer Verwirrung über die unerwartete Situation gelang es ihm, sie mit ein paar bissigen Sätzen zu verscheuchen. Und als er die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, trat er mitten ins Zimmer. »Pauline, nimm bitte auf, was sich im Sicherheitssystem abspielt, und zeichne es auf! Zeig mir, welche Kameras auch immer sie haben.«
    Also verfolgte Pauline sie. Sie brauchten nur ein paar Minuten, um in den Sicherheitskontrollraum zu gelangen, wo sie auf Chang und andere trafen. Sie holten die Kamerakassetten. John saß vor Paulines Bildschirm und sah mit ihnen zu, wie sie die Spulen zurücklaufen ließen und merkten, daß sie nur eine Stunde lang waren und die Ereignisse des Nachmittags gelöscht waren. Das würde ihnen einiges zu denken geben. Er lächelte grimmig und sagte Pauline, sie solle sich aus dem System zurückziehen.
    Eine Welle von Erschöpfung überkam ihn. Es war erst elf Uhr, aber alles Adrenalin und die morgendliche Dosis Omegendorph waren verflogen, und er war müde. Er setzte sich auf sein Bett, erinnerte sich dann aber daran, was zuletzt dort gewesen war, und stand auf. Schließlich schlief er auf dem Fußboden.
    Während des Zeitrutsches wurde er von Spencer Jackson geweckt mit der Nachricht, daß man in einem Roboterbehälter eine Leiche gefunden hätte. Er ging hin, stand schlapp neben Spencer in der Klinik und starrte auf den Leichnam von Yashika Mui, während einige Detektive ihn müde beäugten. Die diagnostische Maschine war bei einer Autopsie so gut wie jede andere, vielleicht sogar besser. Musterproben zeigten ein Blutgerinnungsmittel an. John ordnete finster eine volle Kriminal-Autopsie an. Körper und Kleider von Mui mußten untersucht und alle mikroskopischen Partikel

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