Mars Trilogie 1 - Roter Mars
gegenüber seinem Genom und alle Fremdpartikel überprüft werden im Vergleich mit der Liste von Leuten, die derzeit in Underhill waren. John sah die UNOMA-Detektive scharf an, als er diese Anweisung gab; aber sie zuckten nicht mit der Wimper. Wahrscheinlich hatten sie Handschuhe und Schutzanzüge getragen, oder das ganze Ding mit Fernbedienung erledigt wie er selbst. Er mußte sich abwenden, um seine Enttäuschung zu verbergen. Er konnte nicht ausplaudern, daß er Bescheid wußte.
Aber dann wußten sie natürlich, daß er die Leiche dorthin geschafft hatte. Also mußten sie argwöhnen, daß er es war, der sie entfernt und die Kamerabänder gelöscht hatte. Aber sie konnten nicht sicher sein, und es gab keinen Grund, etwas aufzugeben.
Eine Stunde später ging er wieder in sein Zimmer und legte sich wieder auf den Boden. Obwohl er noch erschöpft war, konnte er nicht mehr schlafen. Er starrte an die Decke und dachte nach. Über alles, was er erfahren hatte.
Kurz vor der Morgendämmerung hatte er den Eindruck, klargekommen zu sein. Er gab es auf zu schlafen und stand auf, um wieder spazieren zu gehen. Er mußte im Freien sein, weg von der Welt der Menschen und all ihrer widerlichen Korruption, hinaus in den großen Windesrausch, der durch den fliegenden Staub des Sturms so dramatisch zum Ausdruck kam.
Aber als er aus der Tür der Schleuse trat, waren über seinem Kopf Sterne. Ihre ganze Fülle, alle Tausende brannten wie einst, ohne das leichteste Flimmern oder Zittern. Die schwachen waren so dicht, daß sogar der schwarze Himmel einen weißen Schimmer hatte, als ob der ganze Himmel die Milchstraße wäre.
Als er sich von seiner Verwunderung und dem fast vergessenen Wunder der Sterne erholt hatte, stellte er in seinem Interkom die Nachrichten ein.
Sie lösten ein Pandämonium aus. Leute hörten sie, weckten ihre Freunde und rasten in den Umkleideraum, um einen Schutzanzug zu erwischen, ehe der Vorrat erschöpft war. Und die Schleusentüren spieen unentwegt Volksmengen aus.
Der Himmel im Osten wurde dunkelrot und dann rasch heller. Der ganze Himmel nahm eine dunkelrosa Tönung an und fing dann an zu glühen. Die Sterne verschwanden zu Hunderten, bis nur noch Venus und Erde im Osten schwebten vor einer ständig zunehmenden Helligkeit. Der Himmel im Osten leuchtete noch stärker, als man am Tage glaubte erwarten zu können. Sogar hinter den Gesichtsscheiben tränten die Augen, und manche Leute schrien über die allgemeine Frequenz laut bei dem Anblick. Gestalten torkelten herum, das Interkom plapperte, und der Himmel wurde unmöglicherweise immer noch heller, bis er bersten zu wollen schien. Er pulsierte in leuchtend rosigem Licht. Die Punkte, welche Venus und Erde darstellten, gingen darin unter. Und dann brach die Sonne über den Horizont und schoß über die Ebene wie eine thermonukleare Bombe. Die Menschen brüllten, sprangen auf und ab und rannten zwischen die schwarzen Schatten der Felsen und Gebäude. Alle nach Osten gerichteten Wände wurden große Flächen von fahlgelber Farbe, deren glasierte Mosaiken kaum direkt anzusehen waren. Die Luft war klar wie Glas und schien eine feste Substanz zu sein, die die in ihr befindlichen Dinge messerscharf deutlich erscheinen ließ.
John ging von den Volksmengen fort ostwärts in Richtung Tschernobyl. Er stellte sein Interkom ab. Der Himmel war dunkler rot, als er sich erinnerte, mit einem Hauch von Purpur im Zenith. Alle Leute in Underhill wurden verrückt. Viele dort hatten noch nie den Sonnenschein auf dem Mars gesehen, und ohne Zweifel hatten sie den Eindruck, ihr ganzes Leben im Großen Sturm verbracht zu haben. Jetzt war er vorbei, und sie spazierten draußen im Sonnenschein, trunken davon. Sie rutschten auf rosa Eis nach links und rechts, veranstalteten Schlachten mit gelben Schneebällen und erstiegen die überfrorenen Pyramiden. Als John das sah, machte er kehrt und ging die Stufen der letzten Pyramide selbst hinauf, um einen Blick auf die Hügel und Täler um Underhill zu werfen. Die waren etwas von Reif und Treibsand bedeckt, aber sonst unverändert. Er schaltete die allgemeine Frequenz ein, schaltete sie aber wieder aus. Die Menschen darin schrien immer noch nach Schutzanzügen, und niemand draußen beachtete sie. Seit Sonnenaufgang war eine Stunde vergangen, schrie jemand, obwohl das John schwer glaublich erschien. Er schüttelte den Kopf. Die krächzenden Stimmen und die Erinnerung an die Leiche auf seinem Bett machten es ihm schwer, viel Freude am
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