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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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aus. Venus ist warm. Was wir wollen, ist Überlebensmöglichkeit. Wenn wir die Luft atmen können, macht es mir nichts aus, ob sie kalt ist.«
    Inzwischen war es kalt, überall kalt, bis zu minus hundert Grad jede Nacht, selbst am Äquator. Als John Underhill erreichte, eine Woche nachdem er Senzeni Na verlassen hatte, stellte er fest, daß dort eine Art rosa Eis die Gehwege bedeckte. Das war in dem trüben Licht des Sturms kaum zu sehen, und es war gefährlich zu betreten. Die Leute in Underhill verbrachten den größten Teil ihrer Zeit im Innern. John half ein paar Wochen lang den dortigen Bioingenieuren beim Testen einer neuen Art von Schneealgen. Underhill war voller Fremder. Die meisten waren junge Japaner oder Europäer, die zum Glück noch Englisch benutzten, um sich untereinander zu verständigen. John wohnte in einem der alten Tonnengewölbe nahe der Nordostecke des Quadranten. Der alte Quadrant war weniger beliebt als Nadias Promenadeplatz, kleiner und dunkler, und viele seiner Gewölbe dienten jetzt als Lagerräume. Es war eigenartig, durch das quadratische Netz der Korridore zu gehen und sich an das Schwimmbecken, Mayas Zimmer und den Speisesaal zu erinnern - alles jetzt dunkel und mit Kisten vollgepackt. An jene Jahre, da die Ersten Hundert die einzigen Hundert gewesen waren. Es war schwer, sich daran zu erinnern, wie das gewesen war.
    Er blieb mittels Pauline den Bewegungen etlicher Leute auf der Spur, darunter auch die Untersuchungstruppe der UNOMA. Diese Überwachung war nicht allzu streng, da es nicht immer leicht war, den Detektiven zu folgen, besonders Houston, Chang und ihrer Crew, die sich, wie er vermutete, absichtlich aus dem Netz entfernten. Inzwischen gaben die Ankunftslisten der Raumhäfen jeden Monat mehr Beweise dafür, daß Frank recht gehabt hatte, als er sie nur als Spitze des Eisbergs bezeichnet hatte. Eine Menge Leute, besonders solche, die in Burroughs landeten, arbeiteten für UNOMA ohne spezielle Angabe ihres Jobs; und dann verbreiteten sie sich über die Minen und Moholes und andere Siedlungen und begannen, für die örtlichen Sicherheitschefs zu arbeiten. Und die Akten ihrer Tätigkeit auf der Erde waren wirklich sehr interessant.
    Oft verließ John am Ende einer Sitzung mit Pauline den Quadranten und ging zu einem Spaziergang nach draußen. Er fühlte sich verwirrt und dachte scharf nach. Die Sicht war viel besser als zuvor. Auf der Oberfläche wurde es etwas klarer, obwohl das rosa Eis immer noch das Gehen erschwerte. Der Große Sturm schien nachzulassen. Die Windgeschwindigkeiten an der Oberfläche lagen nur noch zwei- oder dreimal über dem Durchschnitt von dreißig Stundenkilometern vor dem Sturm, und der Staub in der Luft war manchmal kaum mehr als ein dichter Nebel, der die Sonnenuntergänge zu flammenden pastellfarbenen Wirbeln von Rosa, Gelb, Orange, Rot und Purpur machte, mit gelegentlichen Streifen von Grün oder Türkis, die auftauchten und verschwanden zusammen mit Eisbögen und Nebensonnen und ab und zu leuchtenden Pfeilern aus rein gelbem Licht. Vergängliche und eindrucksvolle Naturerscheinungen. Und wenn John alle die unscharfen Farben und Bewegungen beobachtete, wurde er von seinen Gedanken abgelenkt und stieg auf die große weiße Pyramide, um einen Rundblick zu bekommen. Dann ging er wieder hinein, um den Kampf wieder aufzunehmen.
    Eines Abends stieg er nach einer solchen extravaganten Sonnenvorstellung von der Spitze der großen Pyramide herunter und ging langsam nach Underhill zurück. Da erspähte er zwei Gestalten, die aus der Seitentür einer Garage herauskamen und durch eine klare Kriechröhre in einen Rover stiegen. In ihren Bewegungen lag etwas Eiliges und Verstohlenes. Er blieb stehen, um näher hinzuschauen. Sie trugen keine Helme, und er erkannte Houston und Chang an ihren Hinterköpfen und ihrer Körpergröße. Sie kletterten mit trippelnder terrestrischer Unbeholfenheit in den Rover und fuhren auf ihn zu.
    John polarisierte seine Gesichtsscheibe und ging weiter. Er bemühte sich, wie jemand auszusehen, der von der Arbeit kommt. Dabei schwenkte er etwas zur Seite, um die Distanz zwischen sich und ihnen zu vergrößern. Der Rover tauchte in eine dichte Staubwolke und verschwand abrupt.
    Bis er zu den Schleusentüren gelangte, war er rief in Gedanken und fast in Angst. Er stand bewegungslos an der Tür und dachte darüber nach. Als er sich dann bewegte, war es nicht zur Tür, sondern zu der Interkomkonsole in der Wand dicht bei der Tür. Da waren

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