Mars Trilogie 1 - Roter Mars
wir auftreiben können, zu einer großen Feier für das Ende des Sturms versammeln. Von allen irgendwie auf dem Mars ansässig gewordenen Gruppen, weißt du, oder wenigstens jeden, der es vielleicht schaffen kann. Jeden, der hier sein möchte.«
»Wo denn?«
»Oben auf Olympus Mons«, sagte er, ohne nachzudenken. »Vielleicht könnten wir Sax dazu bringen, die Ankunft des Eis-Asteroiden zeitlich so abzustimmen, daß wir sie von dort aus beobachten können.«
»Eine gute Idee!« sagte Spencer.
O lympus Mons ist ein Schildvulkan und deshalb ein Kegel, der an den meisten Stellen nicht steil ist. Seine große Höhe ergibt sich aus seiner noch größeren Breite. Er ist zwanzig Kilometer höher als die umgebende Ebene; daher beträgt die Steigung durchschnittlich etwa sechs Grad. Aber um die Peripherie seiner großen Masse gibt es eine runde Böschung von etwa sieben Kilometern Höhe. Und diese eindrucksvolle Klippe, doppelt so hoch wie Echus Ausblick, ist an vielen Stellen fast vertikal. Abschnitte davon hatten schon die wenigen Alpinisten des Planeten gereizt, aber noch niemandem war es gelungen, sie zu erklimmen; und für die meisten Bewohner des Mars blieb sie bloß ein ansehnliches Hindernis auf dem Weg zur Gipfelcaldera. Reisende auf dem Boden schafften den Weg auf die Böschung durch eine breite Rampe auf der Nordseite, wo einer der letzten Lavaströme über die Klippe gelaufen war. Areologen erzählten Geschichten, wie das gewesen sein müßte - ein Strom aus geschmolzenem Fels von hundert Kilometern Breite, zu hell, um ihn anzuschauen, der siebentausend Meter auf die schwarze von Lava verkrustete Ebene stürzte und sich immer höher und höher auftürmte. Dieser Lavaerguß hatte eine Rampe hinterlassen mit nur einer leichten Kerbe an der Stelle, wo die Böschung überflutet wurde. Der Anstieg war leicht, und danach brachte einen eine Fahrt von etwa zweihundert Kilometern auf den Rand der Caldera.
Die Gipfelkante von Olympus Mons ist so breit und flach, daß man, obwohl sie einen hervorragenden Blick auf die Caldera mit ihren vielen Ringen bietet, den Rest des Planeten von ihr aus nicht sehen kann. Wenn man nach außen blickt, sieht man nur den äußeren Rand der Kante und dann den Himmel. Aber auf der Südseite der Kante gibt es einen kleinen Meteoritenkrater, der keinen Namen hat, aber auf der Karte als THA-Zp bezeichnet wird. Das Innere dieses kleinen Kraters ist etwas geschützt vor dem dünnen Strahlstrom, der über den Olympus Mons braust; und wenn ein Beobachter auf seinem südlichen Bogen steht, hat er endlich einen Blick den Hang des Vulkans hinab und dann über die weite aufsteigende Ebene von West-Tharsis. Es sieht aus, als schaute man von einer Plattform im nahen Weltraum auf den Planeten hinunter.
Es dauerte fast neun Monate, bis der Asteroid zu einem Rendezvous mit dem Mars gebracht war, und die Nachricht von Johns Feier hatte Zeit, die Runde zu machen. Also kamen sie in einzelnen Roverkarawanen, zu zweit, fünft und zehnt, die Nordrampe hoch und herum zum äußeren Südhang von Zp. Dort stellten sie eine Anzahl großer sichelförmiger Zelte mit durchsichtigen festen Böden auf, die zwei Meter über dem Grund standen und auf klaren Eingangspfeilern ruhten. Sie waren tatsächlich das Neueste an zeitweiligen Schutzräumen und waren alle mit der Innenseite ihrer Bögen bergauf orientiert, so daß sie eine Reihe von Sicheln bildeten, die wie eine Treppe gestapelt waren, wie Gewächshäuser auf einem Berghang, die die immense Weite einer bronzefarbenen Welt überblickten. Eine Woche lang trafen jeden Tag Karawanen ein, und Luftschiffe quälten sich den langen Abhang herauf und wurden im Innern von Zp vertäut. Sie füllten den Krater so, daß sein Inneres wie eine Schüssel voller Geburtstagsballons aussah.
Die Größe der Menge überraschte John, da er erwartet hatte, daß nur ein paar Freunde zu einem so entlegenen Platz reisen würden. Das war ein neuer Beweis seines Unvermögens, die laufende Bevölkerung des Planeten zu verstehen. Dort waren um die tausend Personen versammelt. Es war erstaunlich. Obwohl er viele Gesichter schon früher gesehen hatte und einige mit Namen kannte. Es war also in gewisser Weise eine Versammlung von Freunden. Es war, als ob eine Heimatstadt, die er vorher nicht gekannt hatte, plötzlich um ihn herum entstanden wäre. Und es waren auch viele der Ersten Hundert gekommen, im ganzen vierzig Personen, einschließlich Maya und Sax, Ann und Simon, Nadia und Arkady,
Weitere Kostenlose Bücher