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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Partner, was den Dingen den Anstrich einer Wechselpolonaise verlieh.
    Und für Maya gab es noch zusätzliche Probleme. Sie war russischer Männer mehr als überdrüssig, weil das bedeuten würde, mit dem (oder: der) Vorgesetzten zu schlafen. Sie war in dieser Hinsicht argwöhnisch, da sie wußte, was für ein Gefühl es gewesen war, wenn sie es selbst gemacht hatte. Außerdem war keiner von denen... - nun, sie fühlte sich von Arkady angezogen, mochte ihn aber nicht, und er wirkte uninteressiert.
    Yeli kannte sie von früher, er war bloß ein Freund. An Dmitri lag ihr nichts, Vlad war älter, Yuri nicht ihr Typ, Alex ein Gefolgsmann Arkadys... und so weiter.
    Und was die Amerikaner oder die Internationalen anging - nun, das war ein Problem anderer Art. Mischkulturen, wer konnte das wissen? Aber sie dachte darüber nach. Und gelegentlich, wenn sie morgens aufwachte oder eine Ausarbeitung beendete, schwebte sie auf einer Woge von Verlangen, das sie an der Bettkante oder unter der Dusche davonspülte und das ein Gefühl von Alleinsein hinterließ.
     
    So traf sie eines Morgens spät nach einem besonders anstrengenden Problemlauf, den sie fast gelöst und dann doch verfehlt hatten, im Arboretum auf Frank Chalmers und erwiderte seine Begrüßung. Dann gingen sie etwa zehn Meter weit in den Wald und blieben stehen. Sie trug Shorts und ein knappes Oberteil, war barfüßig, verschwitzt und von der verrückten Simulation erregt. Er trug Shorts und ein T-Shirt, war barfüßig und von der Farm staubig. Plötzlich stieß er sein scharfes Lachen aus und langte hin, um ihren Oberarm mit zwei Fingerspitzen zu berühren. »Heute siehst du glücklich aus.« Mit dem bewußten aggressiven Lächeln.
    Die Führer der beiden Hälften der Expedition. Gleichgestellt. Sie hob die Hand, um seine zu berühren, und mehr war nicht nötig.
    Sie verließen den Pfad und tauchten in ein dichtes Kieferndickicht ein. Sie blieben stehen, um sich zu küssen. Das war so lange her, daß es ihr seltsam vorkam. Frank stolperte über eine Wurzel und lachte leise vor sich hin - jenes geheimnistuerische Lachen, das Maya fast erschauern ließ. Sie setzten sich auf Kiefernadern hin und rollten sich zusammen wie Studenten bei Schmusespielen im Wald. Sie lachte, sie hatte schon immer den schnellen sexuellen Kontakt geliebt, jene Art, mit der sie einen Mann umhauen konnte, wenn sie wollte.
    Und so trieben sie Liebesspiele, und für einige Zeit riß ihre Leidenschaft sie mit. Als es vorbei war, entspannte sie sich und genoß die Brandung der Nachglut. Aber es wurde irgendwie ein wenig unbehaglich. Sie wußte nicht, was sie sagen sollte. An ihm war immer noch etwas Verborgenes, als ob er sich selbst beim Liebesspiel verstecken würde. Und noch schlimmer, was sie hinter seiner Zurückhaltung sehen konnte, war eine Art von Triumph, als ob er etwas gewonnen und sie etwas verloren hätte. Jener puritanische Zug bei Amerikanern, der Gedanke, daß Sex etwas Unrechtes wäre und Männer Frauen dazu verführen müßten. Sie zog sich etwas zurück, verärgert durch sein heimliches Grinsen. Gewinnen und Verlieren - wie Kinder.
    Und dennoch waren sie sozusagen Kollegen. Wenn es also für beide auf dasselbe hinauslief.
    Sie plauderten einige Zeit recht jovial und liebten sich schließlich noch einmal, ehe sie sich trennten. Aber es war nicht ganz dasselbe wie beim ersten Mal. Sie merkte, daß sie zerstreut war. Beim Sex entzog sich vieles einer rationalen Beurteilung. Maya fühlte bei ihren Partnern immer Dinge, die sie nicht analysieren oder gar ausdrücken konnte. Aber immer gefiel ihr, was sie tat, oder es gefiel ihr nicht. Daran gab es keinen Zweifel. Und als sie nach dem ersten Mal Frank Chalmers ins Gesicht geschaut hatte, wurde sie sicher, daß etwas nicht stimmte. Das machte sie mißgestimmt.
    Aber sie gab sich freundlich und leidenschaftlich. Es hätte keinen Sinn, in einem solchen Moment abzubrechen. Das würde niemand verzeihen. Sie standen auf, zogen sich an und gingen wieder zum Torus D. Sie speisten am gleichen Tisch mit einigen anderen; und da erschien es ganz richtig, mehr Distanz zu halten. Aber später in den Tagen nach ihrem ersten Beisammensein war sie überrascht und ärgerlich zu merken, daß sie ihn mied und Vorwände suchte, nicht mit ihm allein zu sein. Das war ungeschickt und keineswegs das, was sie gewollt hatte. Sie hätte lieber nicht so gefühlt; und ein paarmal gingen sie wieder zusammen fort, und als er sie anmachte, trieb sie es wieder mit ihm.

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