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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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mich ist die Existenz des Universums ein Wunder. Des Universums und alles dessen, was darin ist. Kannst du das bestreiten?«
    »Sicher«, sagte John. »Das Universum gibt es einfach. Ich definiere ein Wunder als eine Aktion, die deutlich gegen bekannte physikalische Gesetze verstößt.«
    »Wie die Fahrt zu anderen Planeten?«
    »Nein. Wie die Auferweckung von Toten.«
    »Das machen Ärzte jeden Tag.«
    »Das haben sie nie getan.«
    Phyllis wirkte unbeeindruckt. »Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll, John. Ich bin irgendwie überrascht. Wir wissen nicht alles. Wenn wir dies behaupten, ist das Arroganz. Die Schöpfung ist geheimnisvoll. Etwas einen Namen zu geben wie >Urknall< und dann zu denken, man hätte eine Erklärung - das ist schlechte Logik, schlechtes Denken. Außerhalb unseres normalen wissenschaftlichen Bereichs gibt es ein enormes Gebiet von Bewußtsein, ein Gebiet, das wichtiger ist als Wissenschaft. Der Glaube an Gott ist ein Teil davon. Und ich nehme an, man hat ihn entweder oder hat ihn nicht.« Sie stand auf. »Ich hoffe, daß er zu dir kommt.« Sie verließ den Raum.
    Nach einigem Schweigen seufzte John. »Tut mir leid, Leute. Manchmal packt es mich einfach.«
    Sax sagte: »Immer wenn Wissenschaftler sagen, sie wären Christen, halte ich das für eine ästhetische Äußerung.«
    »Die Kirche der Leute, die meinen, es wäre doch hübsch, so zu denken«, sagte Frank und blickte weiterhin in seine Tasse.
    »Sie fühlen, daß uns eine spirituelle Dimension des Lebens fehlt«, sagte Sax, »die frühere Generationen hatten; und sie versuchen sie wiederzugewinnen, indem sie die gleichen Mittel anwenden.« Er machte sein Eulengesicht, als ob das Problem definiert und damit erledigt wäre.
    »Aber das führt zu so vielen Absurditäten!« rief John.
    »Du hast eben keinen Glauben«, sagte Frank und blickte ihn an.
    John ignorierte ihn. »Leute, die im Labor so dickköpfig wie überhaupt möglich sein können - ihr solltet einmal sehen, wie Phyllis die Schlüsse ins Kreuzverhör nimmt, die ihre Kollegen aus ihren Daten ziehen! Und dann fangen sie plötzlich an, alle Arten von rhetorischen Tricks anzuwenden, Ausflüchte, Qualifikationen, unscharfes Denken jeder Art. Als ob sie eine völlig andere Person wären.«
    »Du hast eben keinen Glauben«, wiederholte Frank.
    »Nun, ich hoffe, ihn nie zu bekommen! Das ist so, als würde man mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen!«
    John stand auf und trug sein Tablett zur Küche. Der Rest sah einander schweigend an. Maya sagte sich, es muß eine sehr schlechte Konfirmationsklasse gewesen sein. Offenbar hatte keiner der anderen mehr als sie von dieser Seite ihres unbekümmerten Helden gewußt. Wer wußte, was sie als nächstes lernen würden, über ihn oder irgendeinen anderen von ihnen?
    Die Nachricht von der Diskussion zwischen John und Phyllis verbreitete sich in der Crew. Maya war nicht sicher, wer die Geschichte verbreitete. Weder John noch Phyllis schienen geneigt, darüber zu sprechen. Dann sah sie Frank mit Hiroko lachen, als er ihr etwas erzählte. Während sie mit ihnen ging, hörte sie Hiroko sagen: »Du mußt zugeben, daß Phyllis in dieser Hinsicht recht hat. Wir verstehen ja wirklich nichts vom Warum der Dinge.«
    Also Frank. Er säte Zwietracht zwischen Phyllis und John. Und (was nicht trivial war) das Christentum war immer noch eine große Kraft in Amerika und anderswo. Wenn es sich daheim herumspräche, daß John Boone gegen das Christentum war, würde er Schwierigkeiten bekommen. Und das wäre für Frank gar nicht so übel. Sie alle hatten auf der Erde Auftritte in den Medien, aber wenn man einige Nachrichten und Beiträge verfolgte, dann wurde klar, daß manche mehr davon bekamen als andere. Dadurch sahen sie stärker aus und wurden es dann auch tatsächlich. Zu dieser Gruppe gehörten Vlad und Ursula (von denen sie annahm, daß sie jetzt näher befreundet waren), Frank, Sax - alles Leute, die vor der Auswahl schon bekannt gewesen waren, und niemand mehr als John. Daher könnte jede Minderung ihres Ansehens auf der Erde für die betreffende Person auch einen korrespondierenden Effekt auf ihren Status auf der Ares haben. Das also schien Franks Politik zu sein.
     
    Es gab ein Gefühl, als wären sie im Innern eines Hotels ohne Ausgänge eingesperrt, sogar ohne Balkons. Der Druck des Hotellebens nahm zu. Sie waren jetzt seit vier langen Monaten drin, aber das war noch nicht mal die halbe Reise. Und keines ihrer sorgfältig geplanten physischen

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