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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Die Nachbarn taten desgleichen, bis ein jeder bedient war. Dann aßen sie Pfannkuchen und tauschten Geschichten aus. Die Gruppe aus Bakhuysen war am ersten Tag der Revolte aus Korolyov entflohen und hatte sich in den Süden auf den Weg gemacht in der Absicht, bis hin zur südlichen Polgegend zu ziehen. »Das ist ein großer Rebellen-Sammelplatz«, sagte ihnen die Yorkshire-Frau (die, wie sich herausstellte, eigentlich Finnin war.) »Dort gibt es diese riesigen Terassenbänke, die praktisch lange Höhlen mit offenen Flanken bilden, meistens einige Kilometer lang und recht weit. Perfekt, um außer Satellitensicht zu bleiben und doch etwas Luft zu bekommen. Die richten da unten eine Art von Leben wie die Höhlenbewohner von Cro-Magnon ein. Wirklich reizend.« Offenbar waren diese langen Höhlen in Korolyov berühmt gewesen; und viele Gefangene hatten sich dort zum Rendezvous verabredet, falls es zu einem Ausbruch kommen sollte.
    »Ihr haltet also zu Arkady?« fragte Nadia.
    »Zu wem?«
    Es stellte sich heraus, daß sie Anhänger des Biologen Schnelling waren, der wohl eine Art von rotem Mystiker gewesen war und in Korolyov mit ihnen festgehalten wurde, wo er vor ein paar Jahren gestorben war. Er hatte über Armbandgeräte Vorlesungen gehalten, die auf Tharsis sehr beliebt gewesen waren; und nach seiner Einäscherung waren viele Gefangene in Korolyov seine Schüler geworden. Anscheinend hatte er sie eine Art von Mars-Kommunalismus gelehrt, der auf Prinzipien der lokalen Biochemie beruhte. Die Gruppe in Bakhuysen war sich darüber nicht ganz klar. Aber jetzt waren sie draußen und hofften, mit anderen Rebellenkräften Kontakt aufzunehmen. Es war ihnen gelungen, mit einem verborgenen Satelliten Verbindung zu bekommen, der auf gerichtete Mikroimpulse programmiert war. Sie hatten es auch geschafft, kurz einen Kanal abzuhören, der von Sicherheitskräften auf Phobos betrieben wurde. Sie sagten, Phobos diene als Überwachungs- und Angriffsbasis für transnationale und UNOMA-Polizeikräfte, die kürzlich mit der letzten regulären Fähre eingetroffen waren. Diese gleichen Kräfte hatten die Kontrolle über den Aufzug, über Pavonis Mons und den größten Teil von Tharsis übernommen. Das Observatorium auf Olympus Mons hatte rebelliert, war aber durch einen Raketenangriff aus dem Orbit zerstört worden. Und transnationale Sicherheitskräfte hatten den größten Teil der Großen Böschung besetzt und den Planeten praktisch in zwei Teile geschnitten. Und der Krieg auf der Erde schien noch anzudauern, obwohl sie den Eindruck hatten, daß es am heißesten in Afrika, Spanien und an der US- mexikanischen Grenze tobte.
    Den Versuch, nach Pavonis zu gelangen, hielten sie für zwecklos. »Sie werden euch entweder einsperren oder umbringen«, wie Sonja es ausdrückte. Als aber die sechs Reisenden beschlossen, es dennoch zu versuchen, erhielten sie genaue Hinweise für eine Zuflucht, die einen Nachtflug entfernt im Westen gelegen war. Das war die Wetterstation Southern Margarinfer, wie ihnen die Bakhuysenleute sagten. Besetzt von Bogdanovisten.
    Nadias Herz hüpfte, als sie dieses Wort hörte. Sie konnte nicht anders. Aber Arkady hatte viele Freunde und Gefolgsleute, und keiner von denen schien zu wissen, wo er selbst sich aufhielt. Aber Nadia konnte an diesem Tage nicht schlafen. Ihr Magen war wieder wie ein Knoten. Sie war an diesem Abend bei Sonnenuntergang froh, wieder zu den Flugzeugen zu gehen und zu starten. Die Rebellen von Bakhuysen brachten sie auf den Weg, so beladen mit Hydrazin und Gas und gefriergetrockneter Nahrung, daß sie nur mühsam vom Boden freikamen.
    Ihre Nachtflüge hatten einen eigenartigen rituellen Aspekt gewonnen, als ob sie dabei wären, eine neue und anstrengende Pilgerfahrt zu erfinden. Die Flugzeuge waren so leicht, daß sie von den vorherrschenden Westwinden stark geschüttelt wurden und manchmal zehn Meter wild auf und ab hüpften. Daher war es unmöglich, lange zu schlafen. Ein plötzliches Fallen oder Aufsteigen, und man war wieder wach in der dunklen kleinen Kabine, wo man aus dem Fenster auf den schwarzen Himmel und die Sterne in der Höhe oder die lichtlose Welt unten blickte. Es wurde kaum gesprochen. Die Piloten waren nach vorn gebeugt und verwendeten ihre Energie darauf, mit dem anderen Flugzeug in visuellem Kontakt zu bleiben. Die Flugzeuge brummten dahin, und die Winde schnitten über ihre langen, biegsamen Schwingen. Draußen herrschten sechzig Grad Kälte, und die Luft hatte nur hundertfünfzig

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