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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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ist in ungefähr vier Sekunden heruntergekommen. Es brannte von oben bis unten, und als es den Boden traf, sprang alles direkt unter den Füßen hoch. Wir haben hier Probleme mit einem Leck. Wir nehmen an, daß wir uns ungefähr achtzig Kilometer südlich von der Aufschlaglinie befinden und sind selbst fünfundzwanzig südlich vom Äquator, so daß ihr hoffentlich den Rest des Malheurs danach berechnen könnt. Es brannte von oben bis unten! Wie diese weiße Linie, die den Himmel in zwei Teile geschnitten hat. Ich habe nie so etwas gesehen. Ich habe immer noch hellgrüne Nachbilder in den Augen. Es war, als hätte ein Meteor seine Bahn gezogen ... Wartet - Jörge ist im Interkom. Er ist hier draußen und sagt, es ist nur drei Meter hoch, wo er sich befindet. Hier gibt es weichen Regolith. Darum steckt das Kabel in einem Graben, den es sich selbst eingedrückt hat. Er sagt, an manchen Stellen steckt es so tief, daß man es zuschütten könnte und dann eine ebene Fläche bekäme. Er sagte, die wären wie Furten; denn an anderen Stellen ragt es fünf oder sechs Meter hoch. Ich nehme an, das dürfte es Hunderte von Kilometern in einem Zuge tun. Es wird wie die große chinesische Mauer sein.«
    Dann kam ein Anruf vom Krater Escalante, der genau auf dem Äquator liegt. Sie hatten nach der Meldung über Clarke sofort evakuiert, waren aber nach Süden gegangen, so daß sich das Eintreffen des Kabels als eine sehr knappe Sache erwiesen hatte. Sie meldeten, daß das Kabel jetzt explodierte, wenn es aufprallte, und breite Streifen geschmolzener Auswurfstoffe in den Himmel schickte, wie ein lavaartiges Feuerwerk, das sich bogenförmig in ihre Morgendämmerung emporzog und matt und schwarz war, wenn es wieder auf die Oberfläche zurückfiele.
    Während all dem verließ Sax nie seinen Schirm. Und jetzt murmelte er mit zusammengepreßten Lippen vor sich hin, während er Tasten bediente und las. In seiner zweiten Runde würde sich, wie er sagte, die Fallgeschwindigkeit auf einundzwanzigtausend Kilometer in der Stunde erhöhen, so daß es bei sechs Kilometern in der Sekunde für jeden, der in Sichtweite davon wäre, gefährlich sei, sogar tödlich, wenn man sich nicht auf einer Anhöhe und viele Kilometer entfernt befände. Es würde aussehen wie ein Meteoritentreffer und in weniger als einer Sekunde den Horizont überqueren. Sonische Schläge würden folgen.
    »Gehen wir hinaus und sehen wir es uns an!« schlug Steve vor und blickte dabei Ann und Simon schuldbewußt an. Viele von ihnen zogen sich an und gingen hinaus. Die Reisenden begnügten sich mit einem Videobild, das von einer externen Kamera hereingesendet wurde und mit Videoclips von den Satelliten abwechselte. Eindrucksvoll waren kurze Clips von der nächtlichen Seite der Oberfläche. Sie zeigten eine flammende gekrümmte Linie, die nach unten schnitt wie die Klinge einer weißen Sense, die den Planeten entzweizuschneiden suchte.
    Selbst so war es schwer, sich zu konzentrieren und die Aufmerksamkeit auf das zu richten, was sie sahen, und es zu verstehen, geschweige denn etwas dabei zu empfinden. Sie waren schon erschöpft gewesen, als sie gelandet waren; und jetzt waren sie es noch mehr. Dennoch war es unmöglich zu schlafen. Immer mehr Videoclips zogen vorbei. Manche aus Robotkameras, die in unbemannten Sonden auf der Tagseite flogen und einen schwarz werdenden, dampfenden Streifen der Verwüstung zeigten. Der Regolith war in zwei langen parallelen Deichen von Auswurfmaterial zur Seite geflogen und bildete das Ufer für einen Kanal voller Schwärze, die bestreut war mit einer Mischung aus Brekzienmaterial, die um so exotischer wurde, je heftiger der Aufprall war, bis schließlich eine Sondenkamera das Bild eines von Horizont zu Horizont reichenden Grabens schickte, der laut Sax aus schwarzen Diamanten bestand.
    In der letzten halben Stunde des Absturzes war der Aufprall so stark, daß nach Norden und Süden alles weithin eingeebnet wurde. Leute sagten, daß niemand, der nahe genug gewesen war, das Kabel wirklich zu sehen, den Aufprall überlebt hätte. Und die meisten Kamerasonden waren auch zerschmettert. Für die letzten Tausende von Kilometern des Aufpralls gab es keine Zeugen.
    Ein später Clip kam von der Westseite von Tharsis, vom zweiten Durchgang über den großen Abhang. Er war kurz, aber stark. Ein weißes Aufblitzen am Himmel und eine Explosion, die wie der Funke an einer Zündschnur über die Westseite des Vulkans lief. Ein anderes Bild, von einem Roboter in West

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