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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Sheffield, zeigte, wie das Kabel genau im Süden vorbeiblitzte. Dann der Schlag eines Erdbebens oder eines sonischen Stoßes, und der ganze Rand des Distrikts von Sheffield fiel in einem Stück herunter und sank langsam auf den Boden der Caldera fünf Kilometer tiefer.
    Danach gab es jede Menge von Videoclips, die um das zerbrochene System herumsprangen. Aber es waren nur Wiederholungen oder Verspätungen oder Filme, die das Nachher zeigten. Und danach fingen die Satelliten wieder an, Bilder von oben zu schießen.
    Es waren fünf Stunden, seit der Fall begonnen hatte. Die sechs Reisenden lagen in ihren Sesseln, sahen das TV an oder nicht, zu ausgelaugt, um etwas zu fühlen, zu müde, um zu denken.
    »Na schön«, sagte Sax. »Jetzt haben wir einen Äquator genau so, wie ich mir den der Erde vorstellte, als ich vier Jahre alt war. Eine große schwarze Linie, die rund um den Planeten läuft.«
    Ann warf Sax einen so bitteren Blick zu, daß Nadia fürchtete, sie könnte aufstehen und ihm eine herunterhauen. Aber keiner von ihnen bewegte sich. Die Bilder im Fernseher flimmerten, und die Lautsprecher zischten und krächzten.
     
    In der zweiten Nacht ihres Fluges zu Shalbatana Vallis sahen sie die neue Äquatorlinie persönlich, zumindest den südlichen Teil. In der Dunkelheit war es ein breiter schwarzer Streifen, der sie nach Westen führte. Während sie darüberflogen, machte Nadia ein finsteres Gesicht. Es war nicht ihr Projekt gewesen, aber es war ein Werk, das zerstört war. Eine zum Einsturz gebrachte Brücke.
    Und diese schwarze Linie war auch ein Grab. Es waren nicht viele Menschen auf der Oberfläche getötet worden, außer auf der Ostseite von Pavonis, aber die meisten, wenn nicht alle auf dem Aufzug mußte es erwischt haben, und das bedeutete an sich schon einige tausend Personen. Die meisten von denen waren wohl unversehrt gewesen, bis ihr Teil der Kabels in die Atmosphäre schlug und verbrannte.
    Während sie über die Verwüstung flogen, empfing Sax ein neues Video vom Fall. Jemand hatte schon einen chronologischen Zusammenschnitt aller Bilder gemacht, die live ins Netz gesendet waren oder in den Stunden unmittelbar danach. Bei dieser Montage, einem sehr eindrucksvollen Stück Arbeit, zeigten die letzten Clips den letzten Teil des Kabels, wie er in die Landschaft explodierte. Die Stelle des Aufschlags war nie mehr als ein sich bewegender weißer Fleck, wie ein Fehler im Band. Kein Video war imstande, eine solche Helligkeit aufzuzeichnen. Aber als die Montage fortfuhr, waren die Bilder verlangsamt und in jeder möglichen Weise bearbeitet worden. Und eines dieser manipulierten Bilder bildete den Schluß, eine Ultrazeitlupe, auf der man die Details sehen konnte, die man live nie hätte ausmachen können. Und so konnten sie sehen, daß, als die Linie den Himmel durchkreuzt hatte, der brennende Graphit zuerst abgerissen wurde und eine glühende Doppelspirale aus Diamant hinterließ, die majestätisch aus einem Himmel im Sonnenuntergang strömte.
    Natürlich war das alles ein Grabmal. Die Leute darauf waren um die Zeit schon tot und verbrannt. Aber es war schwer, an sie zu denken, wenn das Bild so unheimlich fremd und schön war - die Vision einer phantastischen DNA, der DNA einer Makrowelt aus reinem Licht, die in unser Universum hereinpflügte, um einen unfruchtbaren Planeten zu befruchten...
    Nadia hörte auf, das Fernsehen zu betrachten und ließ sich in den Sitz des Copiloten sinken, um bei der Beobachtung des anderen Flugzeugs zu helfen. Die ganze lange Nacht starrte sie aus dem Fenster, unfähig zu schlafen und unfähig, das Bild dieses herabsinkenden Diamanten aus dem Auge ihres Geistes zu bannen. Es war die bisher längste Nacht ihrer Reise. Es erschien ihr wie eine Ewigkeit, bis die Dämmerung kam.
    Aber die Zeit verging, wieder eine Nacht ihres Lebens, und schließlich kam die Morgendämmerung. Bald nach Sonnenaufgang landeten sie bei einer Pipeline auf einer Rollbahn über Shalbetana und verweilten bei einer Gruppe von Flüchtlingen, die an der Pipeline gearbeitet hatte und jetzt hier festsaß. Nadia fand die Haltung der Leute nur zum Teil erfrischend und versuchte, sie zu überreden, daß sie nach draußen gingen und Pipelines reparierten. Aber sie hatte nicht den Eindruck, daß sie überzeugt waren.
     
    An diesem Abend starteten sie aufs neue, wieder beladen mit Vorräten, die sie von ihren Gastgebern erhalten hatten. In der nächsten Morgendämmerung landeten sie auf dem verlassenen Flugplatz vom

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