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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Ordnung. Die anderen gaben ihr einiges zu tun und ließen sie vor dem Start und nach der Landung allein spazieren gehen. Sie waren selbst bestürzt durch das, was sie bei Carr und Korolyov gefunden hatten, und nicht imstande, sie aufzumuntern, was sie als Erleichterung empfand. Ann und Simon waren immer noch in Sorge um Peter, und Yeli und Sax machten sich Gedanken wegen ihrer Nahrungsbestände, die rapide abnahmen. Die Vorratsfächer der Flugzeuge waren fast leer.
    Aber Arkady war tot; und so spielte das alles keine Rolle. Die Revolte erschien Nadia unsinniger denn je, ein unkonzentrierter Wutausbruch, ein Schnitt ins eigene Fleisch, als ob man sich die Nase abhacken würde. Die ganze Welt war zuschanden! Sie bat die anderen, auf einem der allgemeinen Kanäle eine Nachricht zu senden, daß Arkady tot wäre. »Das wird dazu beitragen, daß eher Schluß sein wird«, sagte Sasha.
    Sax schüttelte den Kopf und sagte: »Aufstände haben keine Anführer. Außerdem wird es keiner hören.«
    Aber einige Tage später war klar, daß einige Leute es doch gehört hatten. Sie empfingen eine Impulsmeldung von Alex Zhalin als Antwort. »Schau, Sax, dies ist nicht die amerikanische Revolution, noch auch die russische oder englische. Dies sind alle Revolutionen zugleich, in einem Land, dessen Areal gleich dem der Erde ist. Und nur ein paar tausend Leute versuchen, ihr Einhalt zu gebieten. Und die meisten von denen befinden sich noch im Weltraum, wo sie eine gute Sicht haben, aber sehr verwundbar sind. Wenn es ihnen also gelänge, eine Macht in Syrtis zu bezwingen, gibt es eine weitere in Hellespontus. Stell dir vor, mit Kräften im Weltraum eine Revolution in Kambodscha stoppen zu wollen, oder auch in Alaska, Japan, Spanien, Madagaskar. Wie willst du das machen? Das kannst du nicht. Ich wünsche nur, daß Arkady Nikelyovich es noch erlebt hätte. Er...«
    Die Sendung brach abrupt ab. Vielleicht ein schlechtes Zeichen, vielleicht auch nicht. Aber selbst Alex war es nicht gelungen, eine Note der Entmutigung in seiner Stimme zu verhehlen, als er über Arkady sprach. Das war unmöglich. Arkady war viel mehr gewesen als ein politischer Führer. Er war jedermanns Bruder gewesen, eine Naturkraft, die Stimme des eigenen Gewissens. Das angeborene Empfinden für das, was gut und recht war. Der beste Freund.
    Nadia kämpfte sich durch ihren Kummer. Sie half nachts bei der Navigation der Flüge und schlief tagsüber soviel, wie sie konnte. Sie verlor an Gewicht. Ihr Haar wurde schneeweiß. Alle restlichen grauen und schwarzen Haare waren in der Bürste hängen geblieben. Das Sprechen fiel ihr schwer. Sie fühlte sich, als ob sich ihre Kehle und Innereien versteinert hätten. Es war ihr unmöglich zu weinen, und sie wollte für sich sein. Niemand, den sie trafen, hatte Nahrung zu vergeben; die Vorräte wurden immer knapper. Sie stellten einen strengen Rationierungsplan auf mit halben Portionen.
    Und am zweiunddreißigsten Tag ihrer Reise von Laßwitz, nach mehr als zehntausend Kilometern, kamen sie nach Cairo am Südrand von Noctis Labyrinthus, genau südlich vom südlichsten Strang des gefallenen Kabels.
     
    Cairo stand de facto unter Kontrolle der UNOMA, da in der Stadt nie jemand etwas anderes behauptet hatte, und wie alle Kuppelstädte schutzlos den Orbitalen Lasern der UNOMA-Polizeischiffe preisgegeben, die im letzten Monat in den Orbit gebracht worden waren. Zu Beginn des Krieges waren die meisten Einwohner Cairos Araber und Schweizer gewesen; und zumindest schienen Angehörige dieser beiden Nationen nur bemüht zu sein, sich aus dem Unheil herauszuhalten.
    Aber jetzt waren die sechs Reisenden nicht die einzigen eintreffenden Flüchtlinge. Eine Flut solcher war gerade von Tharsis herunter nach der Verwüstung in Sheffield und dem Rest von Pavonis. Andere trafen von Marineris ein durch das Labyrinth von Noctis. Die Stadt war vierfach überbelegt. Menschenmassen wohnten und schliefen in den Straßen und Parks. Die Versorgungszentrale war kritisch überlastet. Nahrung und Luft gingen zu Ende.
    Den sechs Reisenden erzählte dies eine Flughafenangestellte, die immer noch stur ihren Dienst tat, obwohl keine Shuttles mehr verkehrten. Nachdem sie sie zu Parkplätzen zwischen einer großen Flugzeugflotte am Ende der Rollbahn geleitet hatte, sagte sie ihnen, sie sollten die Schutzkleidung anlegen und die Strecke bis zur Stadtmauer zu Fuß gehen. Es machte Nadia schrecklich nervös, die zwei 16Ds zurückzulassen und in eine Stadt zu gehen. Sie war

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