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Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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haben nichts dagegen, wenn die Dreckarbeit von anderen erledigt wird.«
    »Natürlich nicht.«
    »Und die Erde selbst?« fragte Ann.
    Frank zuckte die Achseln. »Die Gruppe der Sieben scheint die Dinge unter Kontrolle zu bekommen.« Er schüttelte den Kopf. »Das ist von hier aus allerdings wirklich schwer zu sagen.«
    Er ging an seinen Schirm, um weitere Anrufe zu tätigen. Die anderen gingen fort zum Essen und um Freunde und Bekannte zu treffen aus dem Rest der Ersten Hundert, oder zu hören, was es von der Erde Neues gab. Die Gefälligkeitsflaggen waren durch Angriffe der Habenichtse im Süden vernichtet worden; aber offenbar hatten sich die Transnationalen zu der Gruppe der Sieben geflüchtet. Sie wurden aufgenommen und von den riesigen Streitkräften der Sieben verteidigt. Der zwölfte Anlauf zu einem Waffenstillstand hielt jetzt schon seit einigen Tagen.
    So hatten sie ein bißchen Zeit, sich zu erholen. Aber als sie durch den Gemeinschaftsraum gingen, war Frank immer noch da. Er geriet, wie es schien, immer mehr in Wut und bahnte sich einen Weg durch einen endlosen Alptraum von Bildschirmdiplomatie und redete ständig in einem drängenden, zornigen und beißenden Ton. Er war darüber hinaus, irgendwen zu irgend etwas zu beschwatzen. Es war eine reine Willenssache. Er versuchte, die Welt ohne einen Angelpunkt, oder nur mit einem minimalen Hebelansatz zu bewegen, wobei sein Hebel hauptsächlich aus seinen alten amerikanischen Verbindungen bestand und seinem laufenden persönlichen Verhältnis zu verschiedenen Revolutionsführern. In beiden Fällen war er stark behindert durch die Ereignisse und TV-Ausfälle. Und beides verlor auf dem Mars zunehmend an Gewicht, während UNOMA und die transnationalen Kräfte eine Stadt nach der anderen einnahmen. Es schien Nadia, als versuche Frank jetzt den Fortgang des Prozesses durch die reine Kraft seines Ärgers über seinen Mangel an Einfluß zu erzwingen. Sie fand, daß sie es nicht mehr ertragen konnte, bei ihm zu sein. Die Dinge waren so schon schlimm genug ohne seine giftige Galle.
    Aber mit Saxens Hilfe bekam er ein unabhängiges Signal zur Erde, indem er sich mit Vesta in Verbindung setzte und die dortigen Techniker veranlaßte, Mitteilungen in beiden Richtungen zu senden. Das bedeutete ein paar Stunden zwischen Sendung und Empfang; aber nach etlichen Tagen brachte er fünf codierte Nachrichten an Staatssekretär Wu durch; und während er in der Nacht auf Antworten wartete, füllten die Leute auf Vesta die Lücken mit Bändern voll Nachrichtenprogrammen von der Erde, die sie nicht gesehen hatten. Alle diese Meldungen stellten, sofern sie überhaupt auf die Lage auf dem Mars eingingen, die Revolte als eine unbedeutende Unterbrechung dar, verursacht durch kriminelle Elemente, hauptsächlich entwichene Gefangene von Korolyov, die tobend sinnlosen Sachschaden angerichtet und dabei viele unschuldige Zivilisten getötet hätten. In diesen Meldungen spielten Clips der erfrorenen nackten Wächter vor Korolyov eine bevorzugte Rolle, wie auch Telefotos der Wasserausbrüche. Die skeptischsten Programme erwähnten, daß diese und alle anderen Clips vom Mars von UNOMA geliefert wären; und einige Stationen in China und den Niederlanden stellten sogar die Richtigkeit der UNOMA-Meldungen in Frage. Aber sie boten keine alternative Erklärung der Ereignisse, und zum größten Teil verbreiteten die terrestrischen Medien die transnationale Version der Dinge. Als Nadia darauf hinwies, knurrte Frank und sagte verächtlich: »Natürlich. Die Nachrichtendienste der Erde sind transnational.« Er stelle den Ton ab.
    Hinten beugten sich Nadia und Yeli instinktiv auf der Barnbuscouch vor, als ob das helfen würde, den stummen Clip besser zu hören. Die zwei Wochen des Abgeschnittenseins von der Außenwelt waren wie ein Jahr erschienen; und jetzt beobachteten sie hilflos den Bildschirm und sogen jede Information ein, die sie aufschnappen konnten. Yeli stand sogar auf, um den Ton wieder anzustellen, sah aber, daß Frank in seinem Sessel eingeschlafen war mit dem Kinn auf der Brust. Als eine Nachricht vom Ministerium kam, wurde Frank ruckartig wach, drehte den Ton auf, starrte auf die kleinen Gesichter auf dem Schirm und gab mit heiserer Stimme eine knappe Antwort. Dann schloß er die Augen und schlief weiter.
    Am Ende der zweiten Nacht der Verbindung über Vesta hatte er Minister Wu dazu gebracht, daß er versprach, die UN in New York zu drängen, die Kommunikation wiederherzustellen und alle

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