Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Mars Trilogie 1 - Roter Mars

Titel: Mars Trilogie 1 - Roter Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
Vom Netzwerk:
Polizeiaktionen zu unterlassen, bis man die Lage beurteilen konnte. Wu wollte sogar versuchen, daß transnationale Kräfte auf die Erde zurückbeordert würden, obwohl das, wie Frank bemerkte, unmöglich sein würde.
    Die Sonne war schon vor einigen Stunden aufgegangen, als Frank an Vesta eine abschließende Dankesbotschaft schickte und ausschaltete. Yeli war auf dem Fußboden eingeschlafen. Nadia erhob sich steif und ging zu einem Spaziergang in den Park, wobei sie das Licht ausnutzte, um sich umzuschauen. Sie mußte über Körper von Leuten steigen, die im Gras schliefen in Gruppen von drei oder vier oder in Kochlöffelhaltung zusammengedrückt wegen der Kälte. Die Schweizer hatten große Küchen aufgestellt, und Reihen von Nebengebäuden säumten die Stadtmauer. Es sah aus wie auf einem Bauplatz, und mit einem Mal merkte sie., daß ihr Tränen die Wangen hinunterliefen. Sie ging weiter. Es war angenehm, im hellen Tageslicht umhergehen zu können.
    Schließlich kehrte sie zu den Stadtbüros zurück. Frank stand vor Maya, die auf einer Couch schlief. Er sah ausdruckslos auf sie hinunter und dann mit trüben Augen zu Nadia hoch. »Sie ist wirklich am Ende.«
    »Alle sind wir erschöpft.«
    »Hmm. Wie war es mit Hellas?«
    »Unter Wasser.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das muß Sax gefallen.«
    »Das habe ich dauernd gesagt. Aber ich glaube, es liegt für ihn zu weit außer Kontrolle.«
    »O ja.« Er schloß die Augen und schien für eine oder zwei Sekunden zu schlafen. »Mir tut es leid um Arkady.«
    »Ja.«
    Wieder Schweigen. »Sie sieht aus wie ein Mädchen.«
    »Ein wenig.« Nadia hatte Maya eigentlich nie älter gesehen. Sie gingen alle auf die achtzig zu und konnten nicht Schritt halten, ob mit oder ohne Behandlungen. In ihrem Innern waren sie alt.
    »Die Leute auf Vesta haben mir erzählt, daß Phyllis und die restlichen Leute auf Clarke versuchen wollen, in einer Notrakete zu ihnen hinüberzugelangen.«
    »Befinden sie sich nicht außerhalb der Ekliptik?«
    »Derzeit ja, aber sie wollen zum Jupiter hinunterstoßen und den zu einem Flyby-Manöver zurück ins System benutzen.«
    »Wird das nicht etwa ein Jahr dauern?«
    »Ja, ungefähr ein Jahr. Ich hoffe, daß sie ihn verfehlen oder in den Jupiter stürzen. Oder daß ihnen die Nahrung ausgeht.«
    »Ich habe den Eindruck, daß du Phyllis nicht leiden kannst.«
    »Dieses Biest! Sie ist für vieles verantwortlich. Sie hat alle diese Transnationalen herbeigelockt, indem sie ihnen jedes irgendwie nützliche Metall versprochen hat. Sie hat sich eingebildet, die Königin des Mars sein zu können mit all diesen Leuten hinter sich. Du hättest sie da oben auf Clarke sehen sollen, als sie wie ein kleiner Popanz auf den Planeten hinunterblickte. Ich hätte sie erwürgen können. Wie gern hätte ich ihr Gesicht gesehen, als Clarke abhob und davonschoß wie ein Champagnerkorken.« Er lachte rauh.
    Maya wurde von ihrem Gespräch aufgeweckt. Sie zogen sie hoch und gingen in den Park auf die Suche nach einer Mahlzeit. Sie kamen in eine Warteschlange von Leuten, die in ihre Schutzkleidung gehüllt waren, husteten, die Hände aneinanderrieben und Reiffahnen wie weiße Baumwollknäuel ausstießen. Sehr wenige sprachen. Frank betrachtete die Szene mit angewiderter Miene; und als sie ihre Teller mit Röschti und Tabouli erhielten, verschlang er seine Portion und sprach auf arabisch über ein Armbandgerät. Danach berichtete er: »Sie sagen, daß Alex und Evgenia und Samantha mit einigen Beduinenfreunden von mir kommen.«
    Das war eine gute Nachricht. Von Alex und Evgenia hatte man zuletzt gehört in Aureum Overlook, einer Bastion der Rebellen, die einige Orbitale UN-Schiffe vernichtet hatte, ehe sie durch Beschüß von Phobos vernichtet wurde. Und von Samantha hatte man während des ganzen Kriegsmonats nichts gehört.
    Also gingen alle der Ersten Hundert in der Stadt an diesem Nachmittag zum Nordtor von Cairo, um sie zu begrüßen. Dies Tor lag am oberen Ende einer langen natürlichen Rampe, die zu einem der südlichsten Canyons von Noctis führte. Die Straße stieg vom Boden des Canons auf dieser Rampe empor und sie konnten die ganze Strecke bis dahin überblicken. Dort tauchte am frühen Nachmittag eine Roverkarawane auf, die eine kleine Staubwolke hinter sich herzog und sich langsam bewegte.
    Es dauerte fast eine Stunde, bevor die Wagen das letzte Stück der Rampe heraufrollten. Sie waren nicht mehr als drei Kilometer entfernt, als zwischen ihnen große Stichflammen und

Weitere Kostenlose Bücher