Mars Trilogie 1 - Roter Mars
auch nicht beruhigt, nachdem sie durch die Schleuse gegangen waren, und sie sah, daß die meisten drinnen Schutzanzüge trugen und ihre Helme dabei hatten für den Fall eines etwaigen Druckverlustes.
Sie gingen zu den Stadtbüros und fanden dort Frank und Maya vor, ebenso Mary Dunkel und Spencer Jackson. Sie begrüßten einander erleichtert. Aber es war keine Zeit, um sich über ihre verschiedenen Abenteuer auszusprechen. Frank war vor einem Bildschirm beschäftigt und sprach, nach dem Ton zu urteilen, mit jemandem im Orbit oder sogar mehreren. Er wehrte ihre Umarmungen ab und winkte nur kurz, um ihr Eintreffen zu bestätigen. Offenbar steckte er in einem funktionierenden Nachrichtensystem oder sogar mehreren, denn er blieb sechs Stunden hintereinander vor dem Schirm und sprach mit dem einen oder anderen Gesicht. Er machte nur eine Pause, um einen Schluck Wasser zu trinken oder einen anderen Anruf zu tätigen, ohne für seine alten Gefährten einen Blick zu erübrigen. Er schien sich in einem Zustand ständiger Raserei zu befinden, denn seine Kiefermuskeln arbeiteten rhythmisch. Im übrigen war er in seinem Element. Er erklärte und dozierte, schmeichelte und drohte, fragte und machte dann ungeduldig Bemerkungen zu den erhaltenen Antworten. Mit anderen Worten, er wendete sich und verhandelte in seiner alten Art, aber mit einer bitteren und sogar erschrockenen Note, als ob er nach einem erschöpfenden Spaziergang auf einer Klippe über seinen Rückweg zum Boden diskutieren würde.
Als er schließlich auflegte, lehnte er sich in seinem Sessel zurück und seufzte theatralisch. Dann stand er steif auf und kam herüber, um sie zu begrüßen. Er legte eine Hand kurz Nadia auf die Schulter. Im übrigen war er allen gegenüber brüsk und völlig desinteressiert daran, wie sie es geschafft hatten, bis Cairo zu gelangen. Er wollte nur wissen, wen sie getroffen hatten und wo, und wie gut es diesen verstreuten Gruppen ginge und was diese vorhätten. Ein paarmal ging er an seinen Schirm zurück und setzte sich mit diesen Gruppen unmittelbar in Verbindung, nachdem er ihren Standort erfahren hatte - eine Fähigkeit, die die Reisenden erstaunte, da sie angenommen hatten, alle wären so abgeschlossen gewesen, wie sie es waren. »UNOMA-Verbindungen«, erklärte Frank und fuhr mit einer Hand über sein dunkles Kinn. »Die halten für mich einige Kanäle offen.«
»Warum?« fragte Sax.
»Weil ich bestrebt bin, dem Einhalt zu gebieten. Ich bemühe mich um einen Waffenstillstand und dann eine Generalamnestie. Danach einen Wiederaufbau unter Beteiligung aller.«
»Aber unter wessen Leitung?«
»Natürlich unter der Leitung der UNOMA. Und der nationalen Büros.«
»Aber die UNOMA stimmt nur dem Waffenstillstand zu«, mutmaßte Sax, »während die Rebellen nur der Generalamnestie zustimmen.«
Frank nickte kurz. »Und keine von beiden sind für einen Wiederaufbau unter Beteiligung aller. Aber die gegenwärtige Lage ist so schlimm, daß sie mitmachen könnten. Vier weitere Wasserlager sind in die Luft geflogen, seit das Kabel herunterkam. Die liegen alle am Äquator. Manche Leute sprechen von Ursache und Wirkung.«
Ann schüttelte dabei den Kopf, und Frank schien darüber erfreut zu sein. »Ich bin ziemlich sicher, daß sie aufgebrochen wurden. Eines haben sie an der Mündung von Chasma Borealis aufgebrochen. Das strömt aus in die Dünen von Borealis.«
»Das Gewicht der Polkappe setzt es wahrscheinlich stark unter Druck«, sagte Ann.
Sax fragte Frank: »Weißt du, was mit der Acherongruppe geschehen ist?«
»Nein. Die ist verschwunden. Ich fürchte, es könnte so gewesen sein wie mit Arkady.«
»Aber was geschieht auf der Erde?« fragte Ann. »Was hat die UN zu alledem zu sagen?«
Frank erklärte nachdrücklich: »Der Mars ist keine Nation, sondern eine Ressource der Erde. Sie sagen, daß der winzige Bruchteil der Menschheit, der hier lebt, nicht alle Ressourcen kontrollieren darf, wenn die materielle Basis der Menschheit im ganzen so stark gefährdet ist.«
»Das ist wahrscheinlich richtig«, hörte Nadia sich sagen. Ihre Stimme war heiser. Ihr war, als hätte sie seit Tagen nicht mehr gesprochen.
Frank zuckte die Achseln.
»Ich nehme an, daß sie deshalb den Transnationalen so freie Hand gelassen haben«, sagte Sax. »Mir scheint, daß die hier mehr von ihren Sicherheitsleuten haben, als die UN-Polizei ausmacht.«
»Das stimmt«, sagte Frank. »Die UN hat lange gebraucht, um ihre Friedenstruppen zu schicken.«
»Die
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