Mars Trilogie 1 - Roter Mars
Beine gespreizt und langsam rotierend, bemüht, etwas Besonderes in dem engen Interferenzmuster ihrer Emotionen zu empfinden. Wenn sie zwinkerte, strebten kleine kuglige Tränentropfen hinaus und davon zwischen die Sterne.
Die Schleusentür ging auf. John Boone schwebte herein, sah sie und ergriff den Türgriff, um anzuhalten. »Oh, tut mir leid. Darf ich zu dir kommen?«
»Nein.« Maya schnaufte und rieb sich die Augen. »Warum bist du zu so früher Stunde auf?«
»Ich stehe oft früh auf. Und du?«
»Schlimme Träume.«
»Wovon?«
»Ich kann mich nicht erinnern«, sagte sie und hatte das Gesicht vor ihrem geistigen Auge.
Er stieß sich ab und schwebte an ihr vorbei zur Kuppel. »Ich kann mich nie an meine Träume erinnern.«
»Nie?«
»Nun, selten. Wenn mich mitten drin etwas aufweckt und ich Zeit habe, darüber nachzudenken, dann könnte ich mich daran erinnern, wenigstens für kurze Zeit.«
»Das ist normal Aber es ist ein schlechtes Zeichen, wenn man sich überhaupt nicht an seine Träume erinnert.«
»Wirklich? Wovon ist das ein Symptom?«
»Von extremer Verdrängung, glaube ich mich zu erinnern.« Sie war an die Seite der Kuppel getrieben, stieß sich ab und hielt dicht bei ihm an. »Aber vielleicht ist das freudianisch.«
»Mit anderen Worten: so etwas wie die Phlogistontheorie.«
Sie lachte. »Genau.«
Beide schauten hinaus zum Mars und wiesen einander auf Merkmale hin. Plauderten. Maya sah ihn an, wenn er redete. Er sah so sanft und glücklich zufrieden aus. Er war wirklich nicht ihr Typ. Tatsächlich hatte sie seine Fröhlichkeit zuerst für eine Art von Einfältigkeit gehalten. Aber im Verlauf der Reise hatte sie erkannt, daß er nicht primitiv war.
»Was sagst du zu all den Diskussionen darüber, was wir da oben tun sollten?« fragte sie und wies auf den roten Stein über ihnen.
»Ich weiß nicht.«
»Ich denke, Phyllis hat eine Menge Punkte für sich.« Er zuckte die Achseln. »Ich glaube nicht, daß das eine Rolle spielt.«
»Was ist deine Meinung?«
»Der einzige Teil eines Arguments, der wirklich wichtig ist, ist das, was wir von denen halten, die sich streiten. X behauptet a, Y behauptet b. Sie tragen Gründe vor, um ihre Ansprüche zu begründen, mit beliebig vielen Punkten. Wenn sich ihre Hörer aber an die Diskussion erinnern, kommt es nur darauf an, daß X an a glaubt und Y an b. Dann bilden die Leute sich ihr Urteil danach, was sie von X und Y halten.«
»Aber wir sind doch Wissenschaftler! Wir sind dafür erzogen, das Beweismaterial abzuwägen.«
John nickte. »Stimmt. Da ich dich mag, räume ich diesen Punkt ein.«
Sie lachte und schubste ihn; und sie kugelten an den Seiten der Kuppel voneinander fort nach unten.
Maya war selbst überrascht und hielt ihre Bewegung auf den Boden zu an. Sie wandte sich um und sah, wie John auf dem Boden landete. Er sah sie lächelnd an, ergriff eine Schiene und schwang sich in die Luft, quer durch den Kuppelraum direkt auf sie zu.
Maya begriff sofort. Sie vergaß völlig ihren Entschluß, so etwas zu vermeiden, und stieß sich ab, um ihn zu parieren. Sie flogen genau aufeinander zu; und um einen schmerzhaften Zusammenstoß zu vermei den, mußten sie sich packen und mitten in der Luft drehen wie im Tanz. Sie rotierten mit verschlungenen Händen und bewegten sich in Spiralen langsam auf die Kuppel zu. Es war ein Tanz, der ein klares und unvermeidliches Ende nehmen mußte, das sie erreichen würden, wann immer es ihnen gefiele. Oha! Mayas Puls raste, und der Atem in ihrer Kehle flatterte. Während sie sich drehten, spannten sie ihren Biceps, zogen sich zusammen wie ein langsam andockendes Raumschiff und küßten sich.
John stieß sich lächelnd nach unten von ihr ab, so daß sie auf die Kuppel zu flog. Auf dem Boden hielt er an und kroch zur Luke der Schleuse. Er schloß sie ab.
Maya löste ihr Haar auf und schüttelte es so, daß es um ihren Kopf über ihr Gesicht schwebte. Sie lachte wild auf. Es war nicht so, als fühlte sie sich auf der Schwelle einer großen oder überwältigenden Liebe. Es würde einfach Spaß machen, und dieses Gefühl von Einfachheit war... Sie empfand einen wilden Ansturm von Lust und stieß sich von der Kuppel auf John hin ab. Sie rollte sich zu einem langsamen Salto zusammen und zog dabei den Reißverschluß ihrer Jacke auf. Ihr Herz klopfte wie ein Schlagzeug und all ihr Blut drängte sich nach außen zur Haut, die vibrierte, während sie sich vollends entkleidete und auf John prallte. Nachdem sie ihn
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