Mars Trilogie 1 - Roter Mars
übereilig am Ärmel gezupft hatte, trieb sie davon. Sie hüpften in dem Raum herum, während sie sich auszogen, und irrten sich in den Winkeln und Impulsen, bis sie mit einem sanften Schub der Großen Zehen ineinander flogen und sich in einer rotierenden Umschlingung vereinten und unter Küssen zwischen ihren dahintreibenden Kleidern dahinschwebten.
In den nachfolgenden Tagen kamen sie immer wieder zusammen. Sie machten keinen Versuch, die Beziehung geheimzuhalten. So waren sie sehr schnell ein allgemein bekanntes Paar. Viele an Bord schienen durch diese Entwicklung überrascht zu sein. Eines Morgens kam Maya in den Speisesaal und fing einen raschen Blick von dem an einem Ecktisch sitzenden Frank auf, der sie frösteln ließ. Er erinnerte sie an eine andere Zeit, an ein Ereignis und einen Ausdruck auf seinem Gesicht, den sie nicht ganz in Erinnerung rufen konnte.
Aber die meisten Leute an Bord schienen erfreut zu sein. Es war schließlich eine Art Royal Match, eine Allianz der zwei Mächte hinter der Kolonie, die Harmonie ausdrückte. Tatsächlich schien diese Verbindung eine Anzahl anderer zu katalysieren, die entweder die Heimlichtuerei aufgaben oder in dem jetzt emotional übersättigten Milieu einfach entstanden. Vlad und Ursula, Dmitri und Elena, Raul und Marina - neue unverhohlene Paare gab es überall, bis es so weit kam, daß die Einzelgänger anfingen, darüber nervöse Scherze zu machen. Aber Maya glaubte weniger Spannung in Gesprächen, weniger Streitigkeiten und mehr Lachen zu bemerken.
Eines Nachts, als sie im Bett lag und darüber grübelte, ob sie in Johns Raum umziehen sollte, fragte sie sich, warum sie sich zusammengefunden hatten. Nicht aus Liebe; denn sie liebte ihn immer noch nicht, sie empfand für ihn nicht mehr als Freundschaft, die befrachtet war mit einer Lust, die stark, aber unpersönlich war. Es war wirklich ein sehr nützliches Match. Nützlich für sie. Aber sie wandte sich von diesem Gedanken ab und konzentrierte sich auf den Nutzen dieses Matches für die Expedition im ganzen. Ja, es war Politik. Wie Feudalpolitik oder die antiken Komödien von Frühling und Wiedererstehen. Und sie mußte zugeben, es fühlte sich so an, als würde sie als Reaktion auf Imperative handeln, die stärker waren als ihre eigenen Wünsche, so als ob sie das Verlangen einer größeren Macht verwirklichte. Oder vielleicht von Mars selbst. Das war kein unangenehmes Gefühl.
Was die Idee anging, sie könnte Einfluß auf Arkady oder Frank oder Hiroko gewonnen haben... Nun, sie vermied erfolgreich, darüber nachzudenken. Das war eines ihrer Talente.
Ein Hauch von Gelb, Rot und Orange breitete sich auf den Wänden aus. Mars war jetzt so groß wie der Mond am Himmel der Erde. Es war Zeit, ihre ganze Bemühung zusammenzuraffen. Nur noch eine Woche, und sie würden da sein.
Es gab noch Spannungen wegen der ungelösten Probleme der nach der Landung anstehenden Obliegenheiten. Und Maya fand es jetzt schwieriger denn je, mit Frank zusammenzuarbeiten. Es war nichts Offenkundiges, aber sie hatte den Eindruck, daß ihm ihre Unfähigkeit, die Lage zu beherrschen, nicht unangenehm war; denn die Spaltungen wurden mehr von Arkady verursacht als von sonst jemandem. Daher schien es mehr ihr Fehler zu sein als seiner. Mehr als einmal verließ sie eine Zusammenkunft mit Frank und ging zu John in der Hoffnung auf etwas Hilfe. Aber John hielt sich aus den Diskussionen heraus und befürwortete alles, was Frank vorschlug. Sein privater Rat für Maya war recht scharfsinnig; aber das Problem war, er liebte Arkady und mochte Phyllis nicht. Darum riet er ihr oft, Arkady zu unterstützen - offenkundig unbewußt dessen, wie dies ihre Autorität unter den anderen Russen untergraben könnte. Allerdings wies sie ihn nie darauf hin. Ob ein Liebespaar oder nicht - es gab noch Gebiete, die sie weder mit ihm noch jemand anderem erörtern wollte.
Aber eines Nachts in seinem Zimmer waren ihre Nerven rebellisch. Sie lag da, unfähig zu schlafen, grübelte über dies und jenes und sagte: »Hältst du es für möglich, einen blinden Passagier auf dem Schiff zu verstecken?«
Er sagte erstaunt: »Nun, ich weiß nicht. Warum fragst du?«
Sie schluckte kräftig und erzählte ihm von dem Gesicht hinter der Algenflasche.
Er richtete sich im Bett auf und starrte sie an. »Bist du sicher, daß es nicht...«
»Es war keiner von uns.«
Er rieb sich das Kinn. »Nun... ich nehme an, wenn er von jemandem aus der Crew Unterstützung
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