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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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sagte: »Aber das hier ist Religion, und mir gefallen alle diese hübschen Körper; aber die Vermischung von Staat und Religion ist eine gefährliche Sache... «
    Nadia und Maya gingen Arm in Arm ins tiefere Wasser hinaus und plauderten mit jedem, den sie kannten. Eine Gruppe der jungen Leute von Zygote sah sie, Rachel, Tiu, Frantz, Steve und die übrigen. Sie riefen: »He, die beiden Hexen!« und kamen herbei, um sie mit Umarmungen und Küssen zu erdrücken. Kinetische Realität, dachte Nadia, somatische Realität, haptische Realität - die Macht der Berührung, oh... Ihr Phantomfinger klopfte, was seit undenklicher Zeit nicht mehr geschehen war.
    Sie gingen weiter, die Ektogenen von Zygote im Schlepptau, und kamen zu Art, der da mit Nirgal und einigen anderen Männern stand, alle wie magnetisch dorthin gezogen, wo Jackie noch bei der halb grünen Hiroko stand, das feuchte Haar über die nackten Schultern angeklatscht und den Kopf lachend zurückgeworfen. Der Sonnenuntergang strahlte von ihr zurück und verlieh ihr eine hyperreale heraldische Macht. Art sah wirklich glücklich aus; und als Nadia ihn an sich zog, legte er ihr einen Arm über die Schulter und beließ ihn dort. Ihr guter Freund, eine sehr solide somatische Realität.
    Maya sagte zu ihm: »Das war gut gemacht. Es war so, wie John Boone es gemacht hätte.«
    »Das war es nicht«, widersprach Jackie automatisch.
    »Ich habe ihn gekannt«, sagte Maya und sah sie tadelnd an, »und du nicht. Und ich sage, es war so, wie John es gemacht hätte.«
    Sie standen da und starrten einander an, die alte weißhaarige Schönheit und die junge schwarzhaarige Schönheit. Nadia fand etwas Urtümliches in dem Bild, ursprünglich, urzeitlich, urig ... Sie sind die zwei Hexen, wollte sie Jackies Meute hinter ihr sagen. Aber das wußten sie sicher schon. Sie sagte, um den Bann zu brechen: »Niemand ist so, wie John war«, und drückte John an sich. »Aber es war gut gemacht.«
    Kasei kam planschend hoch. Er hatte stumm dabeigestanden, und Nadia wunderte sich etwas über ihn, den Mann mit dem berühmten Vater, der berühmten Mutter und Tochter... Und langsam wurde er selbst eine Macht unter den Roten und Marsradikalen hier draußen am Rande einer Splitterbewegung, wie der Kongreß gezeigt hatte. Nein, es war nicht leicht zu sagen, was Kasei von diesem Leben hielt. Er warf Jackie einen Blick zu, der schwer zu verstehen war - Stolz, Eifersucht, eine Art von Vorwurf - und sagte: »Jetzt könnten wir John Boone gebrauchen.« John Boone, der erste Mensch auf dem Mars, ihr fröhlicher John, der in Underhill gern im Butterflystil schwamm an Nachmittagen, die wie diese Zeremonie erschienen waren. Nur war das in dem ersten Jahr zu Beginn ihre alltägliche Realität gewesen ...
    »Und Arkady«, sagte Nadia, immer noch bestrebt, die Dinge zu entschärfen. »Und Frank.«
    »Wir können ohne Frank Chalmers auskommen«, sagte Kasei bitter.
    »Warum sagst du das?« rief Maya. »Wir könnten uns glücklich schätzen, wenn wir ihn jetzt hier hätten! Er würde wissen, wie man mit Fort und Praxis, mit den Schweizern und euch Roten und den Grünen umgeht, mit allen. Frank, Arkady und John - die könnten wir alle jetzt dringend gebrauchen.« Ihr Mund war hart und nach unten gezogen. Sie sah Jackie und Kasei an, als ob sie sie herausforderte zu sprechen. Dann legte sie die Lippen in Falten und schaute weg.
    »Das ist es, weshalb wir ein neues Einundsechzig vermeiden müssen«, sagte Nadia.
    »Das werden wir«, versicherte Art und drückte sie noch einmal an sich.
    Nadia schüttelte bekümmert den Kopf. Der Höhepunkt ging immer so schnell vorbei. »Wir können das nicht entscheiden«, sagte sie. »Es liegt nicht gänzlich in unseren Händen. Wir werden also sehen.«
    »Diesmal wird es anders sein«, erklärte Kasei hartnäckig.
    »Wir werden sehen.«
     

 
ACHTER TEIL
 
 
SOZIALE INGENIEURKUNST
     
     

Wo bist du geboren?
    Denver.
    Wo bist du aufgewachsen ?
    Rock. Boulder.
    Wie warst du als Kind?
    Ich weiß nicht.
    Schildere mir deine Eindrücke!
    Ich wollte wissen, warum.
    Du warst neugierig?
    Sehr neugierig.
    Hast du mit naturwissenschaftlichen Baukästen gespielt?
    Mit allen.
    Und deine Freunde?
    Ich erinnere mich nicht.
    Überleg doch einmall
    Ich glaube nicht, daß ich viele Freunde hatte.
    Warst du als Kind beidhändig?
    Ich erinnere mich nicht.
    Denke an deine Experimente 1 . Hast du dazu beide Hände benutzt?
    Ich glaube, das war oft nötig.
    Hast du mit der rechten Hand geschrieben

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