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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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    Ich weiß nicht. Ja doch. Als Kind.
    Und hast du etwas mit der linken Hand gemacht? Die Zähne geputzt, das Haar gekämmt, auf Dinge gezeigt, Bälle geworfen?
    Das habe ich alles mit der rechten Hand getan. Würde es etwas ausmachen, wenn es anders gewesen wäre?
    Nun, siehst du, in Fällen von Aphasie fügen sich die starken Rechtshänder recht gut in ein bestimmtes Profil ein. Aktivitäten sind lokalisiert, oder besser gesagt: koordiniert, an bestimmten Stellen im Gehirn. Wenn wir genau die Probleme bestimmen, welche der Aphasiker hat, können wir recht gut sagen, wo die Verletzungen im Gehirn lokalisiert sind. Und umgekehrt. Aber bei Linkshändern und Beidhändern gibt es kein solches Muster. Man könnte sagen, daß jedes links- und beidhändige Gehirn anders organisiert ist.
    Du weißt, die meisten ektogenen Kinder Hirokos sind Linkser.
    Ja, ich weiß. Ich habe mit ihr darüber gesprochen; aber sie behauptet, nicht zu wissen warum. Sie sagt, es könnte daher kommen, daß sie auf dem Mars geboren sind.
    Findest du das plausibel?
    Nun, über Händigkeit weiß man auf jeden Fall noch wenig, und die Effekte der geringeren Schwere ... die werden wir in Jahrhunderten in Ordnung bringen, oder nicht?
    Ich nehme das an.
    Gefällt dir etwa diese Idee nicht?
    Antworten wären mir lieber.
    Wie, wenn alle deine Fragen beantwortet würden? Wärest du dann zufrieden?
    Ich finde es schwer, mir einen solchen - Zustand vorzustellen. Nur ein sehr kleiner Prozentsatz meiner Fragen würde Antworten haben.
    Aber das ist doch wundervoll. Meinst du nicht auch?
    Nein. Dem zuzustimmen wäre nicht wissenschaftlich.
    Verstehst du unter Wissenschaft nicht mehr als Antworten auf Fragen?
    Ich sehe darin ein System, Antworten zu erzeugen.
    Und was ist der Zweck davon ?
    ... Zu wissen.
    Und was wirst du mit deinem Wissen anfangen?
    ... Neues zu finden.
    Aber warum?
    Ich weiß nicht. So bin ich nun eben.
    Sollten nicht einige deiner Fragen in diese Richtung gehen - herauszufinden, warum du so bist, wie du bist?
    Ich glaube nicht, daß man befriedigende Antworten finden kann auf Fragen nach - der menschlichen Natur. Man sollte sie sich lieber als eine Black Box vorstellen. Man kann die wissenschaftliche Methode nicht anwenden. Nicht gut genug, um seiner Antworten sicher zu sein.
    In der Psychologie glauben wir, wissenschaftlich ein bestimmtes Leiden identifiziert zu haben, bei dem eine Person alles wissen muß, weil sie sich fürchtet, nichts zu wissen. Pappel hat das Monocausotaxophilie genannt, die Liebe zu einzelnen Ursachen, die alles erklären. Das kann zur Angst wegenfehlender Ursachenführen. Weil dieses Fehlen gefährlich sein könnte. Das Suchen nach Wissen wird primär defensiv, insofern es ein Weg ist, Angst zu verneinen, wenn man wirklich Angst hat. Im schlimmsten Fall ist es nicht einmal das Suchen nach Wissen; denn wenn die Antworten eintreffen, hören sie auf, von Interesse zu sein, da sie nicht länger gefährlich sind. So daß die Realität als solche einer solchen Person gleichgültig ist.
    Ein jeder sucht Gefahr zu meiden. Aber Motivationen sind immer vielfach. Und von Person zu Person verschieden. Und unterschiedlich von Aktion zu Aktion. Von einer Zeit zur anderen. Jegliche Schemata sind eine Sache der Spekulation des Beobachters.
    Psychologie ist eine Wissenschaft, bei der der Beobachter eng in das Subjekt der Beobachtung einbezogen wird.
    Das ist einer der Gründe, weshalb ich sie nicht für eine Wissenschaft halte.
    Doch, sie ist sicher eine Wissenschaft. Einer ihrer Grundsätze lautet: Wenn du mehr wissen willst, mußt du dich mehr bemühen, jeder Astronom liebt die Sterne. Warum sollte er sie sonst so intensiv studieren?
    Weil sie Geheimnisse sind.
    Woran ist dir gelegen?
    Mir liegt an Wahrheit.
    Die Wahrheit ist kein sehr guter Liebhaber.
    Ich bin nicht auf Liebe aus.
    Bist du sicher?
    Nicht sicherer als jeder andere, der über Motivationen nachdenkt.
    Du gibst zu, daß wir Motivationen haben?
    Ja. Aber die Wissenschaft kann sie nicht erklären.
    Sie sind also Teil deines großen Unerklärlichen?
    ja.
    Und so richtest du deine Aufmerksamkeit auf andere Dinge?
    Ja.
    Aber die Motivationen sind immer noch da?
    Oja.
    Was hast du gelesen, als du jung warst?
    Alles mögliche.
    Was waren einige deiner Lieblingsbücher?
    Sherlock Holmes. Die Denkmaschine. Dr. Thorndyke.
    Haben deine Eltern dich bestraft, wenn du aufgebracht warst?
    Ich glaube nicht. Sie mochten es nicht, wenn ich Unruhe und Lärm machte. Aber ich denke, daß

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