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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Gesichtszüge sah er jeden Tag Sax immer ähnlicher, wie er ungerührt dastand und blinzelte, während er sich in der alten Backsteinkammer umschaute. Es schien, als ob Revolution das Letzte wäre, das er im Kopf hatte. Sie sagte: »Bist du bereit, nach Elysium zu fliegen?«
    »Das wollte ich dich gerade fragen.«
    »Gut. Laß mich mein Gepäck holen.«
    Während sie ihre Kleider und den Computer in ihren alten Rucksack warf, piepte ihr Armband. Es war Kasei. Sein langes graues Haar flatterte wild um sein tief runzliges Gesicht, das eine ganz seltsame Mischung von John und Hiroko darstellte. Johns Mund, im Moment zu einem breiten Grinsen verzogen, und Hirokos orientalische Augen, die jetzt vor Vergnügen geschlitzt waren. Nadia sagte: »Hallo, Kasei, ich glaube nicht, dich auf meinem Armband schon früher einmal gesehen zu haben.«
    »Besondere Umstände«, erklärte er unerschüttert. Sie war gewohnt, ihn sich als einen mürrischen Mann vorzustellen; aber der Ausbruch der Revolution hatte offenbar sehr kräftigend auf ihn gewirkt. Sie erkannte plötzlich an seiner Miene, daß er sein ganzes Leben lang darauf gewartet hatte. »Schau, Cojote und ich und eine Schar von Roten sind hier oben in Chasma Borealis; und wir haben den Reaktor und den Damm gesichert. Alle, die hier arbeiten, sind kooperativ gewesen.«
    »Ermutigend!« schrie jemand neben ihm.
    »Ja, es hat hier viel Unterstützung gegeben, mit Ausnahme eines Sicherheitsteams von etwa hundert Personen, das im Reaktor eingesperrt ist. Die Idioten drohen, ihn zu schmelzen, wenn wir ihnen nicht freies Geleit nach Burroughs geben.«
    »So?« fragte Nadia.
    »So?« wiederholte Kasei und lachte. »Cojote sagt, wir sollten dich fragen, was zu tun wäre.«
    Nadia knurrte: »Wieso, finde ich schwer zu glauben.«
    »He, auch hier glaubt das keiner. Aber das ist es, was Cojote gesagt hat; und wir mögen den alten Schurken gewähren lassen, wenn wir können.«
    »Na schön, gebt ihnen freies Geleit nach Burroughs! Das ist ein hirnloser Mensch, wenn ich je einen gesehen habe. Es wird nichts ausmachen, wenn in Burroughs hundert Bullen mehr sind; und je weniger Reaktoren schmelzen, desto besser. Wir waten noch in der Strahlung vom letzten Mal herum.«
    Sax kam herein, während Kasei darüber nachdachte. »Okay!« sagte er dann. »Wenn du es sagst. Wir sprechen uns später. Ich muß gehen, ka.«
    Nadia schaute ärgerlich auf ihren leeren Bildschirm am Armband.
    »Um was ging es da?« fragte Sax.
    »Du hast mich erwischt«, sagte Nadia und schilderte das Gespräch, während sie versuchte, Cojote anzurufen. Sie bekam keine Verbindung.
    »Nun, du bist der Koordinator«, sagte Sax.
    »Mist!« Nadia warf sich ihren Rucksack über die Schulter. »Laß uns gehen!«
     
    Am Montag abend ging Nadia mit Sax Sie flogen in einer neuen 51B, sehr klein und sehr schnell. Sie wählten einen großen Rundkurs, der nordwestlich über den Eis-See von Vastitas führte und die metanationalen Bollwerke von Ascraeus und Echus Overlook vermied. Bald nach den Start konnten sie das Eis erblicken, das Chryse im Norden anfüllte. Die zerklüfteten schmutzigen Eisberge waren mit roten Schneealgen und amethystfarbenen Schmelztümpeln gepunktet. Die alte Transponderstraße nach Chasma Borealis war natürlich längst verschwunden, wie auch das ganze System zum Wassertransport nach Süden vergessen und nur eine technische Fußnote für die Geschichtsbücher war. Während Nadia auf das Eischaos hinunterschaute, erinnerte sie sich plötzlich daran, wie das Land bei jener ersten Reise ausgesehen hatte, die endlosen Berge und Täler, die Trichter und die großen schwarzen Dünen, das unglaublich geschichtete Gelände in den letzten Sandgebieten vor der Polkappe ... das alles war jetzt verschwunden und von Eis überwältigt. Und die Polkappe selbst war ein Gewirr aus großen Schmelzzonen und Eisströmen, schlammigen Flüssen und von Eis bedeckten flüssigen Teichen - jede Art von Matsch, und alles von dem hohen runden Plateau herunterbrechend, auf dem die Polkappe ruhte, hinab in das die Welt umspannende nördliche Meer.
    Eine Landung kam deshalb während eines großen Teils ihres Fluges nicht in Betracht. Nadia beobachtete nervös die Instrumente. Sie war sich nur zu gut all dessen bewußt, was in einem neuen Flugzeug während einer Krise versagen konnte, wenn die Wartung darniederlag und menschliches Vorsagen Konjunktur hatte.
    Dann erschienen weiße und schwarze Rauchwolken im Südwesten am Horizont, die in einem

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