Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars
hatte wohl nichts erwartet. Oder bloß Algen und Flechten. Aber diese Fellfields scheinen zu gedeihen. Ich hatte gedacht, daß das länger dauern würde.«
»Auf der Erde würde es das auch. Aber du mußt bedenken, wir streuen nicht bloß hier und da Samen aus und warten ab, was geschieht. Jede einzelne Spezies ist verstärkt worden, um Härte und Wachstumsgeschwindigkeit zu erhöhen.«
»Und wir haben jeden Frühling neu gesät und mit Stickstoff-fixierenden Bakterien gedüngt«, ergänzte Berkina.
»Ich dachte, entnitrifizierende Bakterien wären der Schlager.«
»Die gibt es speziell in dicken Ablagerungen von Natriumnitrat, um den Wasserstoff in die Atmosphäre freizusetzen.«
»Mir scheint es immer noch zu schnell zu gehen. Und all das muß vor Soletta geschehen sein.«
Jessica sagte von ihrem Pult auf der anderen Seite des Raums: »Es ist so, daß es hier keine Konkurrenz gibt. Die Bedingungen sind rauh, aber es sind sehr widerstandsfähige Pflanzen. Und wenn wir sie hier aussetzen, gibt es keinen Wettbewerb, um sie zu bremsen.«
»Es ist eine freie Nische«, erklärte Ciaire.
»Und die Bedingungen hier sind besser als auf den meisten Stellen des Mars«, ergänzte Berkina. »Im Süden fällt der Winter ins Aphel. Dazu die große Höhe. Die Stationen da unten melden, daß die Sterblichkeit im Winter einfach verheerend ist. Aber der Perihelwinter hier ist viel milder, und wir sind nur einen Kilometer hoch. Das ist wirklich recht günstig. In vieler Hinsicht besser als die Antarktis.«
»Besonders, was das CO2-Niveau betrifft«, sagte Claire. »Ich frage mich, ob das nicht der Grund für einen Teil der Geschwindigkeit ist, von der du sprichst. Es ist so, als ob die Pflanzen übermäßig aufgeladen wären.«
»Ah«, sagte Sax und nickte.
Also wurden die Fellfields zu Gärten. Sie wuchsen unnatürlich schnell. Das hatte er natürlich gewußt - es war überall auf dem Mars der Fall -, aber die so unfruchtbaren und verstreuten Fellfields hatten eigenwillig und wild genug ausgesehen, um ihn momentan zu verwirren. Und selbst wenn er bedachte, daß es sich um Gärten handelte, war er immer noch überrascht, daß sie so kräftig waren.
»Gut, und jetzt ergießt Soletta noch Sonnenlicht auf die Oberfläche!« rief Jessica. Sie schüttelte wie mißbilligend den Kopf. »Die natürliche Sonneneinstrahlung betrug durchschnittlich fünfundvierzig Prozent der auf der Erde; und jetzt, mit Soletta, schätzt man sie auf bis zu vierundfünfzig.«
»Erzählt mir mehr über diese Soletta!« sagte Sax vorsichtig.
Sie taten das gemeinsam. Eine Gruppe Transnationaler unter Führung von Subarashii hatte ein Gitter mit Spiegeln aus Sonnensegeln gebaut, zwischen Sonne und Mars plaziert und so ausgerichtet, daß es Sonnenlicht fokussierte, das normalerweise knapp am Planeten vorbeiliefe. Ein ringförmiger Stützspiegel, der in einer polaren Bahn umlief, reflektierte Licht auf die Soletta zurück, um den Druck des Sonnenlichts auszugleichen. Und dieses Licht wurde auch auf den Mars geworfen. Diese beiden Spiegelsysteme waren wirklich riesig im Vergleich zu den frühen Sonnensegeln von Frachtern, die Sax requiriert hatte, um Licht auf die Oberfläche zu werfen; und das reflektierte Licht, das sie dem System zufügten, war wirklich von Bedeutung. Sax murmelte: »Es muß ein Vermögen gekostet haben, die zu bauen.«
»O ja, allerdings. Die großen Transnats investieren unglaublich.«
»Und sie sind damit noch nicht fertig«, sagte Berkina. »Sie planen, eine Luftlinse ein paar hundert Kilometer über der Oberfläche fliegen zu lassen, die einen Teil des von Soletta kommenden Lichts fokussiert, um die Oberfläche auf phantastische Temperaturen zu erhitzen, wie fünftausend Grad ... «
»Fünftausend!«
»Ja, das glaube ich gehört zu haben. Sie planen, den Sand und den Regolith darunter zu schmelzen, wodurch alle flüchtigen Stoffe in die Atmosphäre freigesetzt werden.«
»Aber was ist mit der Oberfläche?«
»Sie wollen das in abgelegenen Gebieten machen.«
»In Reihen«, sagte Claire, »so daß es in Gräben endet?«
»Kanälen?« fragte Sax.
»Ja, das stimmt.« Sie lachten.
»Kanäle mit Glaswänden«, sagte Sax, den der Gedanke an alle diese flüchtigen Stoffe störte. Kohlendioxid würde darunter stark vertreten sein und vielleicht sogar den Hauptanteil bilden.
Aber er wollte nicht allzu viel Interesse an den großen Plänen der Terraformung zeigen. Er ließ das Thema fallen, und bald wandte sich das Gespräch
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