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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Pflanzen nicht gedeihen konnten und manche überhaupt nicht lebensfähig wären. Nein, man mußte den Kohlendioxidgehalt der Luft reduzieren, wahrscheinlich bis auf die zehn Millibar wie bei ihrer Ankunft, als es die einzige Luft gewesen war, die es gab. Darum war der Plan, den seine Kollegen erwähnt hatten, den Regolith mit einer Linse in der Luft zu schmelzen, so beunruhigend. Das könnte ihre Probleme nur verschärfen.
    Inzwischen war da diese unerwartete Schönheit. Es vergingen Stunden, während er die Exemplare eines nach dem anderen inspizierte und besonders den spiraligen Stamm und die Zweige bewunderte, die flockige Borke und Verästelung der Nadeln bei einer kleinen Drehkiefer - wirklich wie das Stück einer prächtigen Skulptur. Und er hockte auf den Knien mit dem Gesicht im Ried und dem Hintern in der Luft, als Phyllis und Ciaire und eine ganze Schar in die Wiese hereinströmten, über ihn lachten und sorglos auf das lebendige Gras traten.

P hyllis blieb an diesem Nachmittag bei ihm wie schon zwei oder drei Male zuvor, und sie gingen zusammen zurück. Sax versuchte zuerst, die Rolle eines naiven Führers zu spielen und zeigte auf Pflanzen, die er gerade erst in der vorigen Woche kennengelernt hatte. Aber Phyllis stellte keine Fragen danach und schien nicht einmal zuzuhören, wenn er sprach. Es schien, daß sie in ihm nur ein Publikum haben wollte, einen Zeugen für ihr Leben. Also verzichtete er auf die Pflanzen, stellte Fragen, hörte zu, und fragte weiter. Das war immerhin eine gute Gelegenheit, etwas über die derzeitige Machtstruktur auf dem Mars zu erfahren. Selbst wenn sie ihre eigene Rolle darin übertrieb, war es doch informativ. Sie sagte: »Ich war erstaunt, wie schnell Subarashii den neuen Aufzug gebaut und in Stellung gebracht hat.«
    »Subarashii?«
    »Sie waren der Hauptkontraktor.«
    »Und wer hat über den Kontrakt entschieden, UNOMA?«
    »O nein. UNOMA ist durch die Übergangsbehörde der UN ersetzt worden.«
    »Als du Präsidentin der Übergangsbehörde warst, bist du also effektiv die Präsidentin des Mars gewesen.«
    »Nun, die Präsidentschaft wechselt unter den Mitgliedern. Sie gewährt nicht viel mehr Macht, als die anderen Mitglieder haben. Es ist nur für die Medien und zur Veranstaltung der Konferenzen. Routinearbeit.«
    »Aber dennoch... «
    »Oh, ich weiß.« Sie lachte. »Es ist eine Position, die viele meiner alten Kollegen begehrten, aber nie bekommen haben. Chalmers, Bogdanov, Boone, Toitovna. Ich frage mich, was sie gedacht haben würden, wenn sie es erlebt hätten. Aber sie haben auf das falsche Pferd gesetzt.«
    Sax wandte den Blick von ihr ab. »Warum also hat Subarashii den neuen Aufzug bekommen?«
    »Das Lenkungskomitee der Übergangsbehörde hat dafür gestimmt. Praxis hatte sich beworben, und keiner mag Praxis.«
    »Jetzt, wo der Aufzug wieder da ist, glaubst du, daß sich die Dinge wieder verändern werden?«
    »Ja gewiß! Sicher! Seit den Unruhen haben viele Dinge an Einfluß gewonnen. Emigration, Bauen, Terraformen, Handel - das ist alles langsamer geworden. Wir haben es kaum geschafft, einige der zerstörten Städte wieder aufzubauen. Es ist eine Art von Kriegsrecht, natürlich notwendig, wenn man bedenkt, was geschehen ist.«
    »Natürlich.«
    »Aber jetzt! Alle die aufgestapelten Metalle aus den letzten vierzig Jahren sind bereit für den Markt der Erde, und das wird die ganze Ökonomie der zwei Welten unglaublich stimulieren. Wir werden jetzt mehr Produktion von der Erde erleben und mehr Investitionen hier, auch mehr Emigration. Wir sind endlich bereit, mit den Dingen fertig zu werden.«
    »Wie Soletta?«
    »Genau! Das ist ein perfektes Beispiel für das, was ich meine. Es gibt hier Pläne aller Art für große Investitionen.«
    »Kanäle mit gläsernen Wänden«, sagte Sax. Das würde die Moholes trivial aussehen lassen.
    Phyllis sagte etwas über die glänzenden Aussichten für die Erde, und er schüttelte den Kopf, um ihn von Joules pro Quadratzentimeter frei zu machen. Er sagte: »Aber ich dachte, die Erde hätte einige ernste Schwierigkeiten.«
    »Oh, die Erde hat immer ernste Schwierigkeiten. Daran werden wir uns gewöhnen müssen. Nein, ich bin sehr optimistisch. Ich glaube, daß die Rezession sie da unten hart getroffen hat, besonders die kleinen Tiger und die Babytiger und natürlich die weniger entwickelten Länder. Aber der Einstrom industrieller Metalle von hier wird die Wirtschaft für jedermann anregen, einschließlich der

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