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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Bogen des Kraterrandes eingelassen waren, in vier zurückgesetzten Ebenen von Balkons und breiten Fensterwänden, aus denen man einen Blick auf das grüne Laub des Waldes am Kilimandscharo-Abhang darunter hatte. Im Winter würden die Balkons von der Sonne gebraten und lagen im Sommer unter von Reben bedeckten Jalousien, wenn die Tagestemperaturen bis 305 K anstiegen. Es war im Gespräch, ein gröberes Geflecht zu verwenden, damit mehr heiße Luft entweichen könnte, oder sogar ein System zu entwickeln, bei dem man die Abdeckung während des Sommers einfach aufrollen könnte.
    Zo verbrachte den größten Teil jeden Tages mit der Arbeit an der äußeren Moräne. Sie leistete so viel Arbeit zur Tarnung, wie sie konnte, ehe es Zeit war für die Fahrt zu den äußeren Satelliten. Die Arbeit war diesmal interessant. Dazu gehörten auch lange Fahrten durch die Bergwerksstollen, um mineralische Adern und Bodenschätze in der alten Kratermoräne aufzuspüren. Die Breccienbildung durch den Aufprall hatte alle Arten nützlicher metamorpher Mineralien gebildet, und Treibhausgas enthaltende Gesteine waren überdies allgemein vertreten. Darum arbeitete die Kooperative an neuen Verfahren des Bergbaus und daran, Rohmaterialien für die Zeltstangen zu extrahieren. Man hoffte, vermarktbare Verbesserungen der Schürfmethoden zu entdecken, bei denen die Oberfläche ungestört bliebe, während der Regolith darunter intensiv abbaubar wäre. Die meiste Arbeit unter Tage war natürlich robotisch; aber es gab immer noch verschiedene Aufgaben, bei denen der Mensch unersetzbar war, wie es beim Bergbau immer sein wird.
    Zo fand es sehr befriedigend, in der düsteren Welt unter dem Mars Höhlenforschung zu betreiben und ihre Tage in den Eingeweiden des Planeten zwischen den großen Steinplatten der Höhlen, deren enge rauhe schwarze Wände im Licht der starken Lampen von Kristallen blitzten, zu verbringen, Proben zu untersuchen und neu angelegte Gänge in einem Wald aus leblosen Magnesiumstempeln, die von den Schürfrobotern eingerammt worden waren, zu erkunden. Sie arbeitete wie ein Troglodyt auf der Suche nach kostbaren Schätzen, und stieg dann aus dem Aufzugwaggon und blinzelte benommen in das Sonnenlicht des späten Nachmittags. Die Luft war bronze-, lachsoder bernsteinfarben, wenn die Sonne wie ein alter Freund durch die purpurne Linie des Horizonts strahlte und sie wärmte, während sie mühsam die Moräne hinauf zum oberen Tor marschierte, wo der runde Wald von Moreux unter ihr lag, eine verlorene Welt, in der Jaguare und Geier hausten. Dann im Innern des Geflechts befand sich eine Seilbahn, die auf Drahtschleifen zur Siedlung führte. Aber Zo ging gewöhnlich statt dessen zum Torhaus, holte ihren Vogelanzug aus dem Schließfach, schlüpfte hinein, zog den Reißverschluß zu, lief auf eine Plattform hinaus, breitete ihre Schwingen aus und flog in sanften Spiralen zu der Stadt am Nordrand, um auf einer der Speiseterrassen zu dinieren und Papageien, Sittiche und Loris zu beobachten, die auf der Suche nach einer Mahlzeit umherschossen. Das war ein Arbeitsalltag, den Zo nicht übel fand, und sie schlief gut.
    Eines Tages kam eine Gruppe von Atmosphäreningenieuren, um zu sehen, wieviel Luft in der mittäglichen Hitze des Sommers durch das Geflecht entwich. Unter den Leuten waren viele der Alten, mit den verdorbenen Augen und dem zerstreuten Benehmen des langgedienten Areologen. Einer dieser Issei war Sax Russell selbst, ein kleiner, kahler Mann mit einer krummen Nase und einer Haut, die so runzlig war wie die der Schildkröten, die auf dem Kraterboden herumkrochen. Zo starrte den alten Mann immer und immer wieder an, der eine der berühmtesten Persönlichkeiten in der Geschichte des Mars war. Es war bizarr, wenn eine solche Figur aus den Büchern sie begrüßte, so als ob George Washington oder Archimedes demnächst herbeigewackelt kämen, und die tote Hand der Vergangenheit, verblüfft durch alle die jüngsten Entwicklungen, noch unter ihnen lebte.
    Russell wirkte gewiß verblüfft. Er machte während der ganzen Einführungssitzung ein erstauntes Gesicht, überließ die Fragen zur Atmosphäre seinen Kollegen und verbrachte die Zeit damit, auf den Wald unter der Stadt zu starren. Als jemand ihm beim Dinner Zo vorstellte, blinzelte er sie an mit der matten Schlauheit einer Schildkröte. »Ich habe einmal deine Mutter unterrichtet.«
    »Ja«, sagte Zo.
    »Würdest du mir den Kraterboden zeigen?« fragte er.
    »Gewöhnlich fliege ich

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