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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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darüber«, erwiderte Zo überrascht.
    »Ich hatte gehofft zu gehen«, sagte er und zwinkerte ihr zu.
    Sein Erscheinen war so enorm, daß sie zusagte, ihm Gesellschaft zu leisten.
     
    Sie gingen in der Kühle des Morgens los und folgten dem Schlagschatten unter dem Ostrand. Balsa- und Saalbäume wechselten sich über ihnen ab und bildeten einen hohen Baldachin, durch den Lemuren heulten und hüpften. Der alte Mann ging langsam dahin, schaute sich die sorglosen Geschöpfe im Wald an und redete nur selten, meistens um zu fragen, ob Zo die Namen der verschiedenen Farne und Bäume kannte. Alles, was sie identifizieren konnte, waren die Vögel. Sie gab fröhlich zu: »Die Namen von Pflanzen gehen durchs eine Ohr rein und durchs andere raus.«
    Seine Stirn furchte sich dabei.
    »Ich denke, das hilft mir, sie besser zu erkennen«, fügte sie hinzu.
    »Tatsächlich.« Er schaute sich wieder um, als ob er es ausprobieren wollte. »Bedeutet das, du erkennst die Vögel nicht so gut wie die Pflanzen?«
    »Sie sind anders. Sie sind meine Brüder und Schwestern und müssen Namen haben. Das gehört zu ihnen. Aber dieses Zeug« - sie zeigte auf das Laub um sie herum, riesige Farne unter dornigen blühenden Bäumen - »ist wirklich namenlos. Wir erfinden Namen; aber sie haben die nicht wirklich.«
    Er dachte darüber nach.
    »Wohin fliegst du?« fragte er nach einem Kilometer abwärts auf dem zugewachsenen Weg.
    »Überall hin.«
    »Hast du Lieblingsplätze?«
    »Ich mag Echus Overlook.«
    »Gute Aufwinde?«
    »Sehr gute. Ich war dort, bis Jackie mich überfiel und an die Arbeit schickte.«
    »Ist das nicht deine Arbeit?«
    »O doch, gewiß. Aber meine Koop ist gut, um die Zeit herumzubringen.«
    »Aha! Dann wirst du hier eine Weile bleiben?«
    »Nur bis das galileische Shuttle startet.«
    »Du willst also auswandern?«
    »Keineswegs. Eine Reise, für Jackie. Diplomatische Mission.«
    »Ah! Wirst du den Uranus aufsuchen?«
    »Ja.«
    »Ich würde gern Miranda sehen.«
    »Ich auch. Das ist einer der Gründe für meine Reise.«
    »Aha!«
    Sie querten einen seichten Bach, indem sie auf freie flache Steine traten. Vögel sangen, Insekten schwirrten. Sonnenschein füllte jetzt die ganze Kraterschüssel, aber unter dem Baldachin des Waldes war es noch kühl. Die Luft war von parallelen Streifen schrägen gelben Lichts durchsetzt. Russell bückte sich, um in den Bach zu schauen, den sie überquert hatten.
    »Wie war meine Mutter als Kind?« fragte Zo.
    »Jackie?« Er dachte darüber nach. Es verging eine lange Zeit. Gerade, als Zo enttäuscht zu dem Schluß kam, daß er die Frage vergessen hätte, sagte er: »Sie war eine schnelle Läuferin. Sie stellte viele Fragen. Warum, warum, warum? Das gefiel mir. Ich denke, sie war die Älteste in dieser Generation von Exogenen. Auf jeden Fall die Anführerin.«
    »War sie in Nirgal verliebt?«
    »Ich weiß nicht. Wieso, ist dir Nirgal begegnet?«
    »Ich glaube, ja. Einmal mit den Wilden. Was ist mit Peter Clayborne, war sie in ihn verliebt?«
    »Verliebt? Vielleicht. Als wir älter waren. In Zygote - ich weiß nicht.«
    »Du bist keine große Hilfe.«
    »Allerdings.«
    »Alles vergessen?«
    »Nicht alles. Aber an was ich mich erinnere, ist schwer zu beschreiben. Ich entsinne mich, daß Jackie eines Tages nach John fragte, genau so, wie du dich nach ihr erkundigst. Mehr als einmal. Sie freute sich, seine Enkelin zu sein. War stolz auf ihn.«
    »Das ist sie noch. Und ich bin stolz auf sie.«
    »Und ich erinnere mich, daß sie einmal geweint hat.«
    »Warum? Und sag nicht, ich weiß es nicht!«
    Das machte ihn stutzig. Endlich schaute er zu ihr auf, mit einem fast menschlichen Lächeln. »Sie war traurig.«
    »Oh, sehr gut!«
    »Weil ihre Mutter fortgegangen war. Esther?«
    »Richtig.«
    »Kasei und Esther brachen auf; und Esther begab sich - wohin weiß ich nicht. Aber Kasei und Jackie blieben in Zygote. Und eines Tages ging sie an einem Tag, an dem ich unterrichtete, früh zur Schule. Sie fragte viel, warum. Und diesmal auch, aber wegen Kasei und Esther. Und dann weinte sie.«
    »Was hast du zu ihr gesagt?«
    »Ich weiß nicht... Ich glaube, nichts. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Hmm... Ich dachte, sie wäre vielleicht mit Esther mitgegangen. Die mütterliche Bindung ist ganz wesentlich.«
    »Na, mach schon!«
    »Stimmst du nicht zu? Ich dachte, ihr jungen Eingeborenen wäret alle Soziobiologen.«
    »Was ist das?«
    »Na - jemand, der glaubt, daß alle kulturellen Eigenschaften eine

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