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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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pflege ich mich Fremden vorzustellen«, sagte Zo.
    »Boone?«
    »Jackies Tochter.«
    »Ah.«
    Es war deutlich, daß sie Jackie nicht mochte. Eine äußerst gewöhnliche Reaktion. Jackie war so wunderbar, daß eine Menge Leute sie haßten.
    »Ich bin auch mit Sax Russell befreundet.«
    »Ah.«
    Unmöglich zu verstehen, was sie damit meinte.
    »Ich habe ihm gesagt, daß ich eine Reise zum Uranus-System vorhabe; und er sagte, du könntest daran interessiert sein, mitzukommen.«
    »Hat er das gesagt?«
    »Allerdings. Darum rufe ich an. Ich gehe zum Jupiter und dann zum Uranus, mit zwei Wochen auf Miranda.«
    »Miranda! Wer bist du gleich wieder?« sagte sie.
    »Ich bin Zo Boone! Was ist mit dir los? Bist du senil?«
    »Miranda, sagtest du?«
    »Ja. Zwei Wochen. Vielleicht mehr, wenn es mir gefällt.«
    »Wenn es dir gefällt?«
    »Ja. Ich bleibe nicht an Orten, die ich nicht mag.«
    Clayborne nickte, als ob das nur zu verständlich wäre. Darum fuhr Zo wie zu einem Kind fort: »Dort gibt es eine Menge Steine.«
    »Ja,ja.«
    Eine lange Pause. Zo studierte das Gesicht auf dem Schirm. Hager und runzlig wie das Russells, nur verliefen bei ihr fast alle Falten vertikal. Ein Gesicht, wie aus Holz geschnitzt. Endlich sagte sie: »Ich werde darüber nachdenken.«
    »Man erwartet, daß du neue Dinge versuchst«, erinnerte Zo sie.
    »Was?«
    »Du hast mich gehört.«
    »Hat Sax dir das gesagt?«
    »Nein. Ich habe Jackie nach dir gefragt.«
    »Ich werde darüber nachdenken«, sagte sie noch einmal und trennte die Verbindung.
    Nadja, dachte Zo. Was soll's. Immerhin hatte sie es versucht und fühlte sich deshalb anständig. Eine unangenehme Situation. Diese Issei hatten eine Art, jemanden in ihre Realitäten zu zerren, als wären sie alle verrückt.
    Und auch unberechenbar. Am nächsten Tag rief Clayborne zurück und sagte, sie käme mit.
     
    Clayborne erwies sich in persona wirklich als ebenso verwittert und von der Sonne ausgedörrt wie Russell, aber noch schweigsamer und seltsamer - reizbar, lakonisch und zu kurzen Ausbrüchen schlechter Stimmung neigend. Sie erschien in letzter Minute mit einem einzigen Rucksack und einem glatten schwarzen Handgelenkgerät, einem der neuesten Modelle.
    Ihre Haut war nußbraun und von Grützbeuteln, Warzen und Narben gezeichnet, wo man Hautfehler entfernt hatte. Ein langes, im Freien verbrachtes Leben, und noch dazu in den frühen Jahren, wo das UV-Bombardement heftig gewesen war. Kurzum - sie war geröstet. Ein Bratkopf, wie man in Echus sagte. Ihre Augen waren grau, der Mund ein Eidechsenschlitz und die Falten vom Mund zu den Nasenlöchern wie tief gehackte Spalten. Nichts konnte strenger sein als dieses Gesicht.
    Während der Woche der Fahrt zum Jupiter verbrachte sie die meiste Zeit in dem kleinen Park des Schiffs und wandelte zwischen den Bäumen. Zo bevorzugte den Speisesaal oder die große Aussichtsblase, wo sich während der Abendwache eine kleine Gruppe zusammenfand, um Pandorphtabletten zu schlucken oder Go zu spielen oder Opium zu rauchen und die Sterne zu betrachten. Darum sah sie bei der Ausreise Ann nur selten.
    Sie schössen über den Asteroidengürtel, etwas außerhalb der Ebene der Ekliptik und sicher über einige der ausgehöhlten kleinen Welten hinweg, obwohl das schwer zu sagen war. Innerhalb der Steinkartoffeln, die die Schirme des Schiffs zeigten, könnten sich rohe Schalen wie ausgeraubte Minen befinden, oder Städte in schönen Landschaften; anarchistische oder gefährliche Gesellschaften, oder Ansiedlungen religiöser Gruppen oder nur mühsam zu befriedender utopischer Kollektive. Die Existenz einer solchen Vielfalt von Systemen, die in semi-anarchischem Zustand lebten, ließ Zo daran zweifeln, ob die Organisierung der äußeren Satelliten unter einem Schirm des Mars jemals gelingen würde. Sie hatte den Eindruck, daß der Asteroidengürtel als ein Modell für das dienen würde, was aus der politischen Organisation des ganzen Sonnensystems werden könnte.
    Aber Jackie war anderer Ansicht. Sie sagte, der Asteroidengürtel würde das bleiben, was er war, wegen seiner besonderen Natur verstreut in einem breiten Band rings um die Sonne. Die äußeren Satelliten hingegen waren in Gruppen um ihre Gasriesen geballt und würden deshalb sicher Ligen bilden. Und sie waren große Welten im Vergleich mit den Asteroiden, so daß es schließlich einen Unterschied machen würde, mit wem im inneren System sie sich verbündeten.
    Zo war davon nicht überzeugt. Aber die Abbremsung führte

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