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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Maßstab abspielten. Es gab im Gehirn sowohl globale Quantenkohärenz als auch Quantenverbindung zwischen den verschiedenen elektrischen Zuständen der Mikroröhrchen. Und dies besagte, daß all die kontra-intuitiven Phänomene und das reine Paradoxon der Quantenrealität ein integrierender Bestandteil des Bewußtsein waren. Tatsächlich hatte es erst kürzlich eine Gruppe französischer Forscher geschafft, durch Berücksichtigung der Quanteneffekte in den Cytoskeletten eine plausible Theorie darüber vorzubringen, weshalb Anästhetika überhaupt wirken - nach all den Jahrhunderten, in denen man sie fröhlich angewendet hatte.
    Also waren wir mit noch einer bizarren Quantenwelt konfrontiert, in der es Fernwirkung gab, in der Entscheidungen keinen Einfluß auf tatsächliche Ereignisse haben konnten und in der gewisse Ereignisse teleologisch ausgelöst zu werden schienen; was besagt, verursacht durch Ereignisse, die zeitlich erst nach ihnen auftreten... Sax war von dieser Entwicklung nicht sehr überrascht. Sie sprach für ein Gefühl, das er sein ganzes Leben lang gehabt hatte, wonach der menschliche Geist höchst geheimnisvoll war, eine Black Box, welche die Wissenschaft kaum erforschen würde können. Und jetzt, da die Wissenschaft sich damit beschäftigte, geriet sie hart an die großen Unerklärbarkeiten der Realität selbst.
    Immerhin konnte man sich an das halten, was die Wissenschaft gelernt hatte, und zugeben, daß sich Realität auf Quantenebene auf eine Weise verhielt, die auf der Ebene der menschlichen Sinne und gewöhnlichen Erfahrungen einfach unerhört war. Man hatte dreihundert Jahre lang Zeit gehabt, sich daran zu gewöhnen und schließlich dieses Wissen in sein Weltbild einzubauen und weiterzumachen. Sax hätte wirklich gesagt, daß er sich mit den gewohnten Quantenparadoxa wohl fühlte. Dinge im Mikrobereich, die bizarr, aber erklärbar waren, quantifizierbar oder unter Benutzung komplexer Zahlen zumindest beschreibbar, mit Riemannscher Geometrie und all dem übrigen Rüstzeug der passenden Zweige der Mathematik. Es hätte gar keine Überraschung sein sollen, wenn man solches Zeug im eigentlichen Arbeiten des Gehirns fand. Es war in der Tat, verglichen mit so etwas wie der menschlichen Geschichte, Psychologie oder Kultur, sogar etwas beruhigend. Schließlich war das alles doch nur Quantenmechanik. Etwas, das durch die Mathematik modelliert werden konnte. Und das wollte schon etwas heißen.
    So war auf einer sehr feinen strukturellen Ebene im Gehirn vieles aus der Vergangenheit eines Menschen enthalten, aufgezeichnet in einem einzigartigen komplizierten Netzwerk von Synapsen, Mikroröhrchen, Dimeren, Vicinalwasser und Ketten aus Aminosäuren - alle klein genug und nahe genug beisammen, um gegenseitig Quanteneffekte zu erzielen. Muster von Quantenfluktuation, die sich verstreuten und zusammenbrachen - das war Bewußtsein. Und diese Muster wurden offenbar in spezifischen Teilen des Gehirns gehalten oder erzeugt. Sie waren das Ergebnis einer auf vielen Ebenen zum Ausdruck kommenden physikalischen Struktur. Zum Beispiel war der Hippocampus von kritischer Bedeutung, besonders die gezahnte Gyrusregion und die durchstoßenden Wegenerven, die zu ihm führten. Und der Hippocampus war äußerst sensibel gegen Aktivitäten im limbischen System, das im Gehirn direkt unterhalb von ihm sitzt. Und das limbische System war in mannigfacher Weise der Sitz der Emotionen, was die Alten als Herz bezeichnet hätten. Also hatte die emotionale Belegung eines Ereignisses viel damit zu tun, wie nachhaltig es im Gedächtnis festgehalten wurde. Es ereigneten sich Vorfälle, und das Bewußtsein war deren Zeuge oder erfuhr von ihnen; und unvermeidlicherweise veränderte ein großer Teil dieser Erfahrung das Gehirn und wurde für immer ein Teil von ihm. Besonders die durch Emotion gesteigerten Ereignisse. Diese Darstellung fand Sax überzeugend: Es erinnerte sich am deutlichsten an jene Vorfälle, die mit starken Empfindungen verbunden gewesen waren, und vergaß die, wie gewisse Experimente nahelegten, besonders beharrlich, die von einem unbewußten Bemühen begleitet wurden, sich ihrer nicht entsinnen zu wollen, was also gar kein echtes Vergessen war, sondern Verdrängung. Aber nach dieser anfänglichen Veränderung im Gehirn begann der langsame Prozeß der Verschlechterung. Die Stärke der Erinnerung war bei verschiedenen Menschen grundsätzlich unterschiedlich, aber, wie es schien, verlor die Speicherung im Gedächtnis allgemein

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