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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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geworfen. Festhalten! Sein Schultergurt löste sich, und seine Schulter stieß gegen die von Ann, als ob er gegen sie gepreßt wäre. Die Ruderpinne schlug gegen sein Knie. Er hielt sich daran fest. Noch ein Zusammenprall; und er hielt sich, in seinem Sitz verdreht, an Ann fest. Er packte sie, und danach waren sie wie siamesische Zwillinge, die Arme einander um die Schultern gelegt und in Gefahr, sich gegenseitig bei jedem Stoß die Knochen zu brechen. Sie schauten sich eine Sekunde lang an, die Gesichter nur um Zentimeter getrennt und Blut an beiden von dem einen oder anderen Schnitt. Wahrscheinlich war es nur von seiner Nase. Ann sah teilnahmslos aus. Sie schössen in den Himmel empor.
    Sein Schlüsselbein schmerzte da, wo Anns Stirn oder Ellbogen es getroffen hatte. Aber sie flogen immer höher in ihrer unbequemen Umarmung. Und als das Schiff auf annähernd die Geschwindigkeit des Windes beschleunigt war, ließ die Turbulenz stark nach. Die Ballons schienen durch Gurte mit der Mastspitze verbunden zu sein. Gerade, als Sax dann auf eine Art zeppelinartiger Stabilität zu hoffen begann, ja sie sogar erwartete, schoß das Schiff senkrecht hoch und fing wieder sein schreckliches Taumeln an. Ohne Zweifel ein Aufwind. Sie waren jetzt wahrscheinlich über Land; und es war recht gut möglich, daß sie wie ein Hagelkorn in einen Gewitterkopf hochgesogen wurden. Auf dem Mars gab es Gewitterköpfe von zehn Kilometern Höhe, die oft von weit entfernten Südhowlern ihre Kraft erhielten; und lange Zeit flogen Hagelkörner darin auf und ab. Manchmal erreichten Hagelkörner die Größe von Kanonenkugeln, bevor sie herunterkrachten. Sie zerstörten Getreidefelder und töteten sogar Menschen. Und wenn sie beide jetzt in zu große Höhe gerissen würden, konnten sie den Höhentod sterben wie jene frühen Ballonfahrer in Frankreich. Waren es die Montgolfiers selbst, denen das passiert war? Sax konnte sich nicht erinnern. Auf und auf durch Wind und roten Dunst brechend, keine Chance, sehr weit zu sehen.
    BUM! Sax sprang hoch, stieß gegen seinen Sitzgurt und kam hart herunter. Donner dröhnte in einer Lautstärke um sie herum, die gut über 130 Dezibel sein mußte. Ann schien dagegen taub zu sein. Er rückte nach der Seite und drehte ihr Ohr, um ihren Kopf so zu wenden, daß er ihr Gesicht sehen konnte. »He!« schrie sie, obwohl es für ihn in dem Brausen des Windes nur wie ein Flüstern klang. »Es tut mir leid«, sagte er, obwohl er sicher war, daß sie ihn nicht hören würde. Es war zum Sprechen zu laut. Sie rotierten wieder, aber ohne starke Zentrifugalkraft. Das Boot kreischte, als der Wind es hochstieß. Dann tauchten sie hinab, und seine Trommelfelle schmerzten bis zum Platzen. Er wackelte mit seinen Kinnbacken nach hinten und vorn, nach hinten und vorn. Dann wurden sie wieder schmerzhaft in die Höhe gerissen. Er fragte sich, wie hoch sie kommen würden. Sehr wahrscheinlich würden sie an der dünnen Luft sterben. Obwohl die Techniker von Da Vinci vielleicht daran gedacht haben könnten, das Cockpit unter Druck zu setzen. Wer konnte das schon wissen? Es gefiel ihm, das Boot als ein Kleinluftschiff zu verstehen oder zumindest als ein System, das die Höhenanpassung beherrschte. Nicht, daß man hier viel gegen solche Auf- und Abwinde tun konnte. Plötzlich prasselte Hagel gegen die Kappe des Cockpits. Auf dem Notpaneel waren kleine Kippschalter angebracht. In einem Moment weniger heftiger Stöße gelang es ihm, sein Gesicht weit genug nach unten zu neigen, um das in dem Paneel eingesetzte Terminal abzulesen. Höhe... nicht deutlich. Er versuchte zu berechnen, wie hoch das Boot steigen würde, ehe es durch sein Eigengewicht in die Horizontale gezwungen würde. Das war schwer, wenn er weder das aktuelle Gewicht des Schiffs kannte noch die Menge des freigesetzten Heliums.
    Dann schüttelte sie irgendeine Turbulenz im Sturm wieder durch. Rauf, runter, rauf; dann wieder runter, immer viele Sekunden hintereinander. Sax saß der Magen im Hals. Die Nase lief oder blutete ständig. Dann wieder hoch. Auch nach Luft schnappen. Er fragte sich wieder, wie hoch sie wohl wären und ob sie immer noch aufstiegen. Aber draußen, außerhalb der Hülle des Cockpits, war nichts zu sehen. Nichts als Staub und Wolken. Er schien nicht Gefahr zu laufen, ohnmächtig zu werden. Ann hing reglos neben ihm, und er wollte sie wieder am Ohr zupfen, um zu sehen, ob sie bei Bewußtsein wäre. Aber er konnte seinen Arm nicht bewegen. Er stieß sie mit dem

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