Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
Vom Netzwerk:
danach weiterfahren. Theoretisch war das ein ausgezeichneter Plan, obwohl Sax Bedenken wegen der Bedingungen in der Mündung der Bucht hatte. Die Karte zeigte, daß sie nur zehn Meter tief war, wodurch die Grunddünung sicher gebrochen wurde. Andererseits könnte in einem Schiff, das zu einer Art U-Boot geworden war (und trotzdem weniger als zwei Meter Tiefgang hatte), das Zurechtkommen mit den Brandungswellen kein großes Problem sein. Man ging einfach mit ihr. Der Computer schien seine Anweisungen im Rahmen des Möglichen zu erfüllen, denn das Schiff hatte den Seeanker eingeholt und bahnte sich mit seinen starken kleinen Motoren seinen Weg gegen Wind und Wellen auf die Bucht hin, die nicht zu sehen war. In der schmutzigen Luft war nichts von der Lee-Küste erkennbar.
    Sie hielten sich an der Cockpit-Reling fest und warteten schweigend die Strecke ab. Es war wenig zu sagen; und das dröhnende Gebrüll des Howlers machte die Verständigung schwierig. Sax wurden durch das Festhalten Hände und Arme sehr erschöpft, aber man konnte nichts dagegen tun, außer das Cockpit aufzugeben und sich in den Betten anzuschnallen. Das wollte er aber nicht. Trotz der Unbequemlichkeit und der quälenden Sorge wegen der Eintritts in die Bucht war es ein außergewöhnliches Erlebnis zu sehen, wie der Wind die Wasseroberfläche zerstäubte.
    Eine kleine Weile später (obwohl der Computer angab, daß es 72 Minuten gewesen waren) bekam Sax Landsicht - ein dunkler Streifen über den Schaumkronen an der Leeseite. Daß man ihn sah, bedeutete, daß sie vielleicht zu nahe dran waren; aber voraus verschwand er und kam weiter westlich wieder zum Vorschein. Der Eingang der Arigato-Bucht. Die Ruderpinne bewegte sich gegen sein Knie, und er bemerkte eine Änderung im Kurs des Bootes. Zum ersten Mal konnte er das Summen der kleinen Motoren im Heck der beiden Rümpfe hören. Das Knarren gegen das Eis wurde gröber, und sie mußten sich gut festhalten. Jetzt wurden die Wellen der Grunddünung höher, die Schaumkronen wurden abgerissen und weggeschleudert; aber der größte Teil jeder Woge blieb erhalten und stieg hoch, wenn er auf Grund traf. Und jetzt konnte er in der über das Wasser gleitenden Gischt Eisschollen erkennen und größere Brocken - klar, blau, jade, aquamarin, genarbt, roh, glasig. Es mußte eine Menge Eis gegen die vor ihnen liegende Leeküste getrieben worden sein. Wenn die Mündung der Bucht mit Eis verstopft war und trotzdem Wellen über diese Schranke brachen, würde es wirklich eine üble Passage werden. Und danach sah es aus. Sax rief dem Computer ein paar Fragen zu, aber dessen Antworten waren unbefriedigend. Er schien zu sagen, daß das Schiff jeden Stoß vertragen würde, den die Situation mit sich bringen könnte, aber daß die Motoren es nicht durch Packeis zu fahren vermochten. Und tatsächlich wurde das Eis rasch dicker. Es schien, als ob sie allmählich von einer lockeren Masse großer Schollen umgeben würden, die über die ganze Bucht vom Wind an die Küste getrieben wurden. Deren Knirschen und Krachen war jetzt eine deutliche Komponente in dem überwältigenden Lärm des Sturms. Es sah tatsächlich so aus, als würde es jetzt schwierig werden, mit Motorkraft der Lage zu entkommen, direkt von der Küste weg in den Wind und die Wellen und hinaus auf See. Jetzt, da er wirklich hier hinaus wollte und von Wellen auf und ab geschüttelt wurde, die immer größer und wilder wurden, war das Kentern eine ernste Gefahr. Aber wegen der unerwarteten Dicke des Eises war ihnen die Chance, sich von der Küste zu entfernen, wohl verschlossen. Sie hatten also einen harten Kampf vor sich.
    Ann schien sich in ihren Halterungen nicht wohl zu fühlen. Sie hielt sich mit Leibeskräften an der Cockpitreling fest, was Sax eine gewisse Beruhigung gab. Sie zeigte durchaus keine Neigung loszulassen. Er beugte sich hinüber, so daß er ihr ins Ohr brüllen konnte, und drehte sich dann so, daß er sie zu hören vermochte.
    »Hier können wir nicht bleiben!« rief sie. »Wenn wir schlappmachen, wird es uns wie die Puppen zerreißen!«
    »Wir können uns in unseren Betten anschnallen«, schrie Sax zurück.
    Sie machte mürrisch ein zweifelndes Gesicht. Und es stimmte, daß diese Lösung auch nicht besser sein würde. Er hatte das nie probiert; und man mußte erst herausfinden, ob man auf diese Weise überhaupt sicherer wäre. Der Wind kreischte erstaunlich laut, das Wasser brauste und das Eis donnerte. Die Wellen wurden immer noch größer. Wenn

Weitere Kostenlose Bücher