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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Irgend etwas - Diplomatie oder die Realitäten der Schlacht (ein defensiver Sieg für die Leute auf dem Kabel), gesunder Menschenverstand, reiner Zufall - irgend etwas hatte die Dinge wieder ins Lot gebracht.
    Und als dieses alptraumhafte Intermezzo vorbei war, waren die Leute nachdenklich wieder nach Ost- Pavonis zurückgekehrt. Die Konsequenzen des Mißerfolgs waren deutlich geworden. Sie mußten sich auf einen Plan verständigen.
    Viele der radikalen Roten waren tot oder ins Hinterland entflohen; und die gemäßigten Roten, die in Ost- Pavonis geblieben waren, waren ärgerlich, aber wenigstens da. Es war eine sehr unbehagliche und unsichere Zeit. Aber es gab sie noch.
    So begann Art wieder, sich um die Idee eines konstitutionellen Kongresses zu bemühen. Er lief unter der großen Kuppel umher, durch das Gewirr von Lagerhäusern, Speicherzonen und Wohnanlagen aus Beton, weite breite Straßen hinunter, in denen schwere Fahrzeuge lagen, die reif fürs Museums waren. Und überall drängte er auf dasselbe: eine Verfassung. Er sprach mit Nadia, Nirgal, Jackie, Zeyk, Maya, Peter, Ariadne, Rashid, Tariki, Nanao, Sung und H. X. Borazjani. Er redete mit Vlad, Ursula, Marina und dem Cojoten, sowie einigen Dutzenden junger Eingeborener, denen er noch nie begegnet war, alle wichtige Mitspieler bei den jüngsten Unruhen. Es gab so viele davon, daß es ihm vorkam wie eine Bilderbuchdemonstration der vielköpfigen Natur sozialer Massenbewegungen. Und jedem Kopf dieser neuen Hydra trug Art das gleiche Anliegen vor: »Eine Verfassung würde uns vor der Erde legitimieren und einen Rahmen für Diskussionen unter uns selbst liefern. Und wir sind hier alle beisammen. Wir könnten sofort anfangen. Manche Leute haben bereits Pläne, die man sich ansehen sollte.« Und mit den Ereignissen der letzten Woche in frischer Erinnerung pflegten die Leute zu nicken und sagten: »Vielleicht so«, und gingen nachdenklich fort.
    Art rief William Fort an und sagte ihm, womit er sich beschäftigte. Eine Antwort traf noch am selben Tag ein. Der alte Mann befand sich in einer neuen Flüchtlingsstadt in Costa Rica und sah genauso zerstreut aus wie immer. Er sagte: »Klingt gut.« Allmählich wandten sich die Leute von Praxis an Art, um ihre Hilfe bei der Organisation und Durchführung der anstehenden Dinge anzubieten. Art wurde emsiger, als er es je gewesen war. Nema-washi war der Name, den die Japaner dafür hatten, die Vorbereitungen für ein Ereignis zu treffen. Es fing an mit Strategiesitzungen, um eine Gruppe zu organisieren, mit erneuten Besuchen bei jedem, mit dem man zuvor verhandelt hatte, und dem Versuch, praktisch mit jedem einzelnen auf Pavonis Mons zu sprechen. »Die John Boone-Methode«, kommentierte Cojote mit seinem krächzenden Lachen. »Viel Glück!«
    Sax packte seine wenigen Sachen für die diplomatische Mission zur Erde und sagte: »Ihr solltet die Vereinten Nationen einladen.«
    Sax hatte sein Abenteuer im Sturm etwas mitgenommen. Er neigte dazu, Dinge anzustarren, als sei er durch einen Schlag auf den Kopf betäubt. Art sagte sanft: »Sax, wir haben gerade viel Mühe gehabt, ihre Hintern von diesem Planeten runterzuwuchten.«
    »Ja«, sagte Sax. »Aber gerade das gibt uns doch die Möglichkeit, sie zu kooptieren.«
    »Die UN kooptieren.« Art dachte darüber nach. Das hatte einen gewissen Klang. Es wäre - diplomatisch gesprochen - eine Herausforderung.
     
    Kurz bevor die Gesandten zur Erde abreisten, erschien Nirgal in den Praxisbüros, um sich zu verabschieden. Als er seinen jungen Freund umarmte, wurde Art von einer plötzlichen irrationalen Angst ergriffen. Weg zur Erde!
    Nirgal war so munter wie eh und je. Seine dunklen braunen Augen funkelten vor Erwartung. Nachdem er den anderen im Büro Lebewohl gesagt hatte, setzte er sich mit Art in einem leeren Eckzimmer des Lagerhauses zusammen.
    Art fragte: »Bist du sicher, daß du das tun willst?«
    »Sehr sicher. Ich möchte die Erde sehen.«
    Art wedelte mit der Hand, unsicher, was er sagen sollte.
    »Außerdem«, fügte Nirgal hinzu, »muß jemand dorthin reisen und den Leuten zeigen, wer wir sind.«
    »Niemand ist dafür besser geeignet als du, mein Freund. Aber du mußt auf die Metanats achten. Wer weiß, was sie vorhaben. Und dich vor schlechtem Essen in acht nehmen. Diese von der Flut in Mitleidenschaft gezogenen Gebiete haben bestimmt sanitäre Probleme. Und Krankheitsträger. Und du mußt dich vor Sonnenstich hüten. Du wirst sehr anfällig sein.«
    Jackie Boone kam herein.

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