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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Art hielt mit seinen Ratschlägen für die Reise inne. Nirgal hörte sowieso nicht weiter zu, sondern sah Jackie mit einer plötzlich leeren Miene an, als ob er eine Nirgalmaske aufgesetzt hätte. Und natürlich konnte keine Maske Nirgal gerecht werden, weil die Beweglichkeit seines Gesichts sein wesentliches Merkmal war. Darum sah er sich überhaupt nicht ähnlich.
    Jackie erkannte das natürlich sofort. Von ihrem alten Partner getrennt, sah sie ihn natürlich scharf an. Da war etwas schiefgegangen, wie Art merkte. Beide hatten Art vergessen, der sich aus dem Zimmer verdrückt hätte, wenn ihm das möglich gewesen wäre, weil er sich vorkam, als hielte er im Gewitter einen Blitzableiter. Aber Jackie stand immer noch in der Tür, und Art mochte sie in diesem Moment nicht stören.
    »Also verläßt du uns«, sagte sie zu Nirgal.
    »Es ist bloß ein Besuch.«
    »Aber warum? Warum jetzt? Die Erde bedeutet uns nichts.«
    »Dort sind wir hergekommen.«
    »Das stimmt nicht. Wir sind von Zygote gekommen.«
    Nirgal schüttelte den Kopf. »Die Erde ist unser Heimatplanet. Wir sind hier nur eine Außenstelle. Die Erde kann uns nicht egal sein.«
    Jackie wedelte mißmutig oder verdutzt mit der Hand. »Du verläßt uns gerade dann, wenn du hier am meisten gebraucht wirst.«
    »Sieh es als eine Gelegenheit!«
    »Das werde ich«, platzte sie heraus. Er hatte sie ärgerlich gemacht. »Und sie wird dir nicht gefallen.«
    »Aber du wirst endlich haben, was du willst.«
    »Woher willst du wissen, was ich will?!«
    Arts Nackenhaar hatte sich gesträubt. Der Blitzschlag stand kurz bevor. Er sagte sich, daß er von Natur ein Lauscher sei, praktisch fast ein Voyeur. Aber hier im Raum zu stehen, war nicht dasselbe; und er erkannte jetzt, daß es gewisse Dinge gab, deren Zeuge er nicht sein wollte. Er räusperte sich. Die anderen wurden durch dieses Geräusch aufgeschreckt. Mit einer Handbewegung schlüpfte er an Jackie vorbei und zur Tür hinaus. Hinter ihm erklangen die Stimmen weiter voller Wut und Qual.
     
    Cojote schaute ernst durch die Frontscheibe, als er die Gesandten für die Erde zur Südseite des Aufzugs fuhr. Art saß neben ihm. Sie rollten langsam durch die zerstörte Umgebung, die im südwestlichen Teil von Sheffield an die Muffe grenzte, wo die Straßen so gebaut waren, daß sie die enormen Frachtcontainer fassen konnten; sie boten einen gigantischen und unmenschlichen Anblick. Sax erklärte Cojote noch einmal, daß der Ausflug zur Erde die Reisenden nicht vom konstitutionellen Kongreß entfernen würde, daß sie vielmehr über Video teilnehmen würden und es ihnen nicht so ergehen würde wie Thomas Jefferson in Paris, der alles verpaßt hatte. Sax versicherte: »Wir werden auf Pavonis sein - in jeder Hinsicht, auf die es ankommt.«
    »Dann werden alle auf Pavonis sein«, erwiderte Cojote skeptisch. Ihm gefiel diese Reise von Sax, Maya, Michel und Nirgal zur Erde nicht. Er schien den konstitutionellen Kongreß an sich nicht zu mögen. Nichts gefiel ihm in diesen Tagen. Er war sprunghaft, unbequem und reizbar. Er knurrte: »Wir sind noch nicht aus dem Wald heraus. Merk dir meine Worte!«
    Dann stand die Steckdosenmuffe vor ihnen. Das Kabel erhob sich schwarz und glänzend aus der riesigen Betonmasse wie eine Harpune, die durch die Mächte der Erde in den Mars geschossen worden war und ihn festhielt. Nachdem sie sich ausgewiesen hatten, fuhren die Reisenden direkt in den Komplex hinein, durch einen langen Gang in den enormen Raum in der Mitte, wo das Kabel zum Kragen der Muffe herunterführte und über einem Netzwerk von Pisten schwebte, die den Boden durchkreuzten. Das Kabel war in seinem Orbit so sorgfältig ausbalanciert, daß es den Mars überhaupt nicht berührte, sondern bloß mit seinem Ende von zehn Metern Durchmesser mitten im Raum schwebte, wobei der Kragen im Dach nichts weiter tat, als es zu stabilisieren. Im übrigen wurde seine Position von Raketen korrigiert, die am Kabel entlang installiert waren und - was noch wichtiger war - durch die Balance zwischen Zentrifugalkraft und Schwerkraft, die es in seinem asynchronen Orbit hielt.
    Eine Reihe von Aufzugswaggons schwebte wie das Kabel selbst in der Luft, wenn auch aus einem anderen Grund, da sie elektromagnetisch aufgehängt waren. Einer von ihnen befand sich über einer zum Kabel führenden Piste und rastete in die Schiene ein, die in die westliche Seite des Kabels eingelassen war. Dann stieg er geräuschlos durch eine Ventiltür in den Kragen auf.
    Die Reisenden

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