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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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selbst unklar - bis auf die Erinnerung an gewisse lebhaft schreckliche Momente. »Macht nichts. Es war bloß ein Gedanke. Ich hätte nicht reden sollen. Ich bin... «
    »Du bist müde«, sagte Michel. »Aber mach dir keine Sorgen! Maya wird von der Szene hier weg sein und sicher unter unseren Augen.«
    Sax nickte. Das klang immer besser. Man sollte Ann einige Zeit geben, sich zu beruhigen, darüber nachzudenken und es zu verstehen. Hoffentlich. Und es wäre natürlich sehr interessant, die Verhältnisse auf der Erde aus erster Hand zu sehen. Äußerst interessant. So interessant, daß kein vernünftiger Mensch sich diese Gelegenheit entgehen lassen würde.

 
DRITTER TEIL
 
 
EINE NEUE VERFASSUNG
     
     

 
    Ameisen kamen als Teil des Humusprojekts auf den Mars und waren, wie es so ihre Art ist, bald überall zu finden. Als die kleinen roten Leute auf Ameisen trafen, waren sie erstaunt. Diese Kreaturen hatten genau die richtige Größe zum Reiten. Es war wie damals, als die Eingeborenen Amerikas das Pferd kennengelernt hatten. Egal, wie sicher man sich auch war, die Dinge unter Kontrolle zu haben, wirksam und nachhaltig gezähmt zu haben, sie machten sich selbständig und zwar wild und unvermutet.
    Das Domestizieren der Ameisen war keine leichte Aufgabe. Die kleinen roten Wissenschaftler hatten nicht einmal geglaubt, daß solche Kreaturen möglich wären, wegen der Einschränkungen durch das Verhältnis von Fläche zu Volumen. Aber es gab sie, und sie trampelten herum wie intelligente Roboter. Darum mußten die kleinen roten Wissenschaftler sie erklären. Auf der Suche nach Hilfe stiegen sie in die Nachschlagewerke der Menschen und sahen unter >Ameisen< nach. Sie erfuhren von den Pheromonen der Ameisen und synthetisierten diejenigen, die sie brauchten, um die Soldatenameisen zu kontrollieren und eine besonders kleine gelehrige Spezies zu züchten. Danach waren sie im Geschäft. Kleine rote Kavallerie. Sie stießen auf Ameisenrücken überall vor und hatten eine feine Zeit - zwanzig oder dreißig von ihnen auf jeder Ameise, wie Paschas auf Elefanten. Wenn man genügend Ameisen genau ansieht, kann man sie dort sitzen sehen.
    Die kleinen roten Wissenschaftler lasen weiterhin die Lehrbücher und erfuhren von menschlichen Pheromonen. Sie kehrten erschrocken zum Rest des kleinen roten Volkes zurück. Sie berichteten: Jetzt wissen wir, warum diese menschlichen Wesen so lästig sind. Sie haben nicht mehr Willen als diese Ameisen, auf denen wir umherreiten. Sie sind einfach nur gigantische Fleischameisen.
    Das kleine rote Volk versuchte, diese Travestie des Lebens zu verstehen.
    Nein, das sind sie nicht, sagte plötzlich eine Stimme - zu allen auf einmal. Die kleinen roten Leute verständigen sich untereinander telepathisch, mußt du wissen; und dies war wie eine telepathische Lautsprecheransage. Menschen sind spirituelle Wesen, behauptete diese Stimme.
    Woher weißt du das? fragte das kleine rote Volk telepathisch. Wer bist du? Der Geist von John Boone?
    Ich bin der Gyatso Kimpocht, antwortete die Stimme. Die achtzehnte Reinkarnation des Dalai Lama. Ich reise durch den Bardo auf der Suche nach meiner neuen Reinkarnation. Ich habe mich überall auf der Erde umgesehen, hatte aber kein Glück und habe beschlossen, anderswo zu suchen. Tibet ist immer noch in der Gewalt der Chinesen, und es gibt keine Anzeichen, daß sie vorhätten, nachzugeben. Die Chinesen sind, obwohl ich sie sehr liebe, harte Schurken. Die anderen Regierungen der Erde haben Tibet schon lange den Rücken zugekehrt. Niemand will die Chinesen herausfordern. Es muß aber etwas geschehen. Deshalb bin ich zum Mars gekommen.
    Eine gute Idee, erklärte das kleine rote Volk.
    Allerdings, gab der Dalai Lama zu, muß ich einräumen, daß es mir schwer fällt, einen neuen Körper zum Bewohnen zu finden. Es gibt überall nur sehr wenige Kinder. Außerdem scheint niemand interessiert zu sein. Ich habe mich in Sheffield umgesehen; aber jeder war zu beschäftigt, um zu sprechen. Ich ging nach Sabishii; aber dort hatten alle den Kopf in den Sand gesteckt. Ich ging nach Elysium; aber jeder hatte die Lotoshaltung eingenommen und wollte nicht gestört werden. Ich ging nach Christianopolis; aber dort hatten alle andere Pläne. Ich ging nach Hiranyagarbha; aber dort sagten alle, sie hätten schon genug getan für Tibet. Ich bin auf dem Mars überallhin gegangen in jede Kuppel und jede Station; und überall waren die Leute einfach zu beschäftigt. Niemand will der neunzehnte

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