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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Dalai Lama sein. Und der Bardo wird immer kälter und kälter.
    Welch ein Glück! sagte das kleine rote Volk. Wir haben gesucht, seit John gestorben ist und haben niemanden gefunden, mit dem es sich gelohnt hätte zu sprechen, geschweige denn in ihm zu leben. Diese großen Leute sind alle durcheinander.
    Der Dalai Lama war von dieser Antwort enttäuscht. Er war bereits sehr müde und konnte nicht noch länger im Bardo verweilen. Darum sagte er: Wie wäre es mit einem von euch?
    Ja, sicher, sagte das kleine rote Volk. Es wäre uns eine Ehre. Aber es müßten wir alle zugleich sein. So etwas machen wir immer gemeinsam.
    Warum nicht? Der Dalai Lama transmigrierte in einen der kleinen roten Flecken und war im gleichen Augenblick in ihnen allen anwesend, auf dem ganzen Mars. Das kleine rote Volk schaute auf, als die Menschen über ihnen herumtobten - ein Anblick, den sie zuvor für eine Art von schlechtem Breitwandfilm zu halten pflegten. Jetzt aber waren sie voll von allem Mitgefühl und aller Weisheit der vorangegangenen Leben des Dalai Lama. Sie sagten zueinander: Ka woiv, diese Leute sind wirklich durcheinander. Wir hielten das schon früher für schlimm; aber wenn man sich das so ansieht, ist es noch schlimmer, als wir dachten. Sie haben Glück, daß sie nicht gegenseitig ihre Gedanken lesen können. Sonst würden sie einander töten. Das muß aber der Grund sein, aus dem sie sich gegenseitig umbringen. Sie wissen, was sie selbst denken, und verdächtigen darum alle anderen. Wie häßlich! Wie traurig!
    Sie brauchen eure Hilfe, sagte der Dalai Lama in ihnen allen. Vielleicht könnt ihr etwas für sie tun.
    Vielleicht, sagte das kleine rote Volk. Um die Wahrheit zu sagen, waren sie im Zweifel, was die Durchführbarkeit anbelangte. Sie hatten schon versucht, den Menschen zu helfen, bereits bei Johns Tod. Sie hatten ganze Städte gegründet in den Verandas jedes Winkels auf dem Planeten und redeten seitdem ständig, um Leute aufzuwecken und zu anständigem Handeln zu bringen. Sie hatten dabei aber keinen Erfolg gehabt, außer daß viele Menschen zu Hals-, Nasen-, Ohrenärzten gingen, weil sie die vielen kleinen Stimmen für Ohrensausen hielten; aber keiner von ihnen verstand jemals das kleine rote Volk. Das genügte, um alle zu entmutigen.
    Aber jetzt hatte das kleine rote Volk den mitfühlenden Geist des Dalai Lama, der in es einströmte. Darum beschlossen sie, es noch einmal zu versuchen. Vielleicht wird es mehr erfordern, als bloß in ihre Ohren zu flüstern, erklärte der Dalai Lama, und sie stimmten alle zu. Wir müssen ihre Aufmerksamkeit auf andere Weise gewinnen.
    Habt ihr es schon mit eurer Telepathie bei ihnen versucht? fragte der Dalai Lama.
    O nein, sagten sie. Da gibt es keine Möglichkeit. Zu schrecklich. Die Häßlichkeit ihrer Gedanken könnte uns auf der Stelle töten. Oder uns zumindest sehr krank machen.
    Vielleicht nicht, sagte der Dalai Lama. Vielleicht ist alles in Ordnung, wenn ihr euren Empfang von dem, was sie denken, abblockt und ihnen nur eure eigenen Gedanken zustrahlt. Schickt einfach viele gute Gedanken wie einen Strahl des Rates, des Mitgefühls, der Liebe, der Freundlichkeit, der Weisheit, vielleicht sogar etwas gesunden Menschenverstand!
    Wir werden es versuchen, sagte das kleine rote Volk. Aber wir werden alle mit der vollen Kraft unserer telepathischen Stimmen rufen müssen, alle im Chor, weil diese Leute einfach nicht hinhören. Der Dalai Lama sagte: Damit bin ich jetzt schon seit neun Jahrhunderten konfrontiert. Man gewöhnt sich daran. Und ihr Kleinen habt den Vorteil, in der Überzahl zu sein. Also gebt euer bestes 1 .
    So schaute nun das ganze kleine rote Volk auf dem ganzen Mars auf und machte sich für die neue Aufgabe bereit.

A rt Randolph hatte die beste Zeit seines Lebens.
    Natürlich nicht während der Schlacht von Sheffield. Die war eine Katastrophe gewesen, ein Zusammenbruch für die Diplomatie,, das Mißlingen von allem, das Art versucht hatte. Wirklich ein paar jämmerliche Tage, während derer er schlaflos umhergerannt war, um mit allerhand Leuten zusammenzukommen, von denen er sich Hilfe erwartete, um die Krise zu entschärfen, und immer mit dem Gefühl, daß es irgendwie sein Fehler wäre, daß es gar nicht so weit gekommen wäre, wenn er richtig gehandelt hätte. Der Kampf ging soweit, daß der Mars beinahe in Brand gesetzt worden wäre wie 2061. Während ein paar Stunden am Nachmittag des roten Angriffs hatte es geschwankt.
    Es hatte sich aber wieder eingependelt.

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