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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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frischen Gesichtern thronten über sonnenverbrannten alten Veteranen. Alle Rassen, alle Typen. Das war Mars im m-Jahr 52, eine Art von de facto vereinten Nationen ganz für sich. Mit aller potentiellen Zerbrechlichkeit dieses bekanntermaßen spröden Körpers. So daß Art bisweilen, wenn er all die verzweifelten Gesichter ansah und dem Gewirr von Sprachen lauschte - Englisch hoch Babylon -, von ihrer Vielfalt nahezu überwältigt wurde. »Ka, Nadia«, sagte er, als sie saßen, Sandwiches aßen und ihre Notizen für den Tag durchsahen, »wir versuchen, eine Verfassung zu schreiben, der jede Kultur der Erde zustimmen könnte!«
    Sie wischte das Problem weg und schluckte. Dann sagte sie: »Es ist wohl an der Zeit.«
     
    Charlotte schlug vor, die Erklärung von Dorsa Brevia als einen logischen Ausgangspunkt zu nutzen, um den Inhalt zu diskutieren, der die Verfassungsformeln ausfüllen sollte. Dieser Vorschlag schuf noch mehr Unruhe, als es selbst die Leerformen getan hatten; denn den Roten und etlichen anderen Delegationen gefielen verschiedene Punkte der alten Deklaration nicht, und sie argumentierten, daß durch deren Verwendung der Kongreß von Anfang an auf den falschen Weg gebracht werden würde.
    »Was also dann?« fragte Nadia. »Wir können, wenn wir wollen, jedes Wort darin ändern, aber wir müssen mit etwas den Anfang machen.«
    Dieser Standpunkt gefiel den meisten alten Untergrundgruppen, von denen viele im Marsjahr 39 in Dorsa Brevia gewesen waren. Die damals gefundene Deklaration war das beste Ergebnis des Untergrunds geblieben, in dem Bemühen, das aufzuschreiben, worauf sie sich damals geeinigt hatten, als sie keine Macht besaßen. Darum war es sinnvoll, damit anzufangen. Sie gab ihnen einen Präzedenzfall, eine Art historischer Kontinuität.
    Als sie sich diese aber vornahmen und hineinschauten, entdeckten sie, daß die alte Deklaration erschreckend radikal gewesen war. Kein Privateigentum? Keine Aneignung von Mehrwert? Hatten sie wirklich solche Forderungen proklamiert? Wie, hatte man gedacht, sollte das funktionieren? Die Leute grübelten über den nüchternen kompromißlosen Sätzen und schüttelten die Köpfe. In der Deklaration hatte sich niemand bemüht zu sagen, wie ihre erhabenen Ziele verwirklicht werden sollten. Sie hatten diese nur konstatiert. »Die Routine der Steintafeln«, wie Art sie charakterisiert hatte. Aber jetzt war die Revolution erfolgreich gewesen und die Zeit gekommen, etwas in der realen Welt zu tun. Konnten sie wirklich an so radikalen Konzepten festhalten, wie dem Vorliegenden, der Deklaration von Dorsa Brevia?
    Schwer zu sagen. »Zumindest sollten die Punkte zur Diskussion stehen«, gab Nadia zu bedenken.
    Und mit ihnen zusammen waren auf allen Bildschirmen die leeren Verfassungen mit ihren Kapitelüberschriften, die sämtlich die vielen Probleme ansprachen, mit denen sie würden zurechtkommen müssen: Struktur der Regierung, Exekutive; Struktur der Regierung, Legislative; Gerichtswesen; Bürgerrechte, Militär und Polizei, Steuerwesen, Wahlverfahren, Eigentumsrecht, Ökonomische Systeme, Umweltrecht, Änderungsprozeduren und so weiter; auf jedem verfügbaren Blatt Papier, auf jeder freien Bildschirmseite. Ohne Ende. Alles auf die privaten Schirme gezaubert, vermischt, formatiert, endlos debattiert. »Bloß die Formulare ausfüllen«, wie Art eines Abends sang, als er Nadia über die Schulter schaute, die über einem besonders abzulehnenden saß. Es hatte etwas von Michels alchemistischen combinatoires. Und Nadia lachte.

D ie Arbeitsgruppen konzentrierten sich auf verschiedene Teile der Regierung, wie sie in der neuen, zusammengesetzten leeren Verfassung umrissen waren, die man jetzt das große Blankett nannte. Politische Parteien und Interessengruppen tendierten zu den Themen, die sie am meisten betrafen, und die vielen Delegationen der Kuppelstädte entschieden sich für die übrigen Gebiete, oder sie wurden ihnen zugewiesen. Danach war es nur noch eine Frage der Umsetzungsarbeit.
    Im Augenblick hatte die technische Gruppe des Kraters Da Vinci die Kontrolle des Raums um den Mars. Sie betrieben alle Raumfähren vom Andocken auf Clarke bis zum aerodynamischen Bremsen in den Marsorbit hinein. Niemand glaubte, daß dies allein sie wirklich frei machte; aber es gab ihnen einen gewissen physischen und psychischen Raum, in dem sie arbeiten konnten. Das war das Geschenk der Revolution. Sie wurden auch angetrieben durch die Erinnerung an die Schlacht von Sheffield. Die Furcht vor

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