Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
Vom Netzwerk:
reichlichen guten Reaktionen. In diesen Tagen gab es immer Helden und Schurken; und die meisten betrachteten die Marsianer als Ratten, die das sinkende Schiff verlassen hatten. Andere sahen sie als mögliche Retter auf irgendeine schlecht definierte Weise - auch das wieder ein Stück Metaphysik. Aber es lag etwas Hoffnungsvolles in dem Gedanken, daß sich auf der nächsten Welt draußen eine neue Gesellschaft bildete.
    Inzwischen kämpfte, ungeachtet dessen, was auf dem Mars geschah, das Volk der Erde darum, mit der Flutfertig zu werden. Zu dem Schaden kamen jetzt auch rasche klimatische Veränderungen. Die größere Wolkendecke reflektierte mehr Sonnenlicht und ließ die Temperaturen sinken. Sie schuf auch Wirbelstürme und Gewitter, die oft die so sehr benötigten Ernten vernichteten. Und manchmal fiel Regen, wo es ihn früher selten gegeben hatte, in der Sahara, in der Mojave, im nördlichen Chile, und brachte die große Flut weit ins Binnenland, so daß sie überall zuschlug. Und während der Ackerbau durch diese neuen strengen Stürme schwer betroffen war, wurde der Hunger selbst zum Problem. Deshalb war jeder allgemeine Sinn für Zusammenarbeit bedroht, als es schien, daß vielleicht nicht jeder ernährt werden könnte. Die Feiglinge sprachen von natürlicher Auslese. Jeder Teil von Terra war im Aufruhr wie ein mit dem Stock aufgewühlter Ameisenhaufen.
    So stand es also um die Erde im Sommer 2128. Eine noch nie da gewesene Katastrophe, eine andauernde allgemeine Krise. Die Welt vor der Flut schien nicht mehr als ein böser Traum gewesen zu sein, aus dem sie alle rauh geweckt und in eine noch gefährlichere Realität geworfen worden waren. Von der Bratpfanne ins Feuer, gewiß. Während einige versuchten, wieder in die Bratpfanne zurück zu gelangen, kämpften andere darum, aus dem Ofen herauszukommen. Und niemand konnte sagen, was als nächstes geschehen würde.

E in unsichtbarer Schraubstock hielt Nirgal fest, jeden Tag erdrückender als am vorigen. Maya stöhnte und jammerte darüber, Michel und Sax schien es nicht zu kümmern. Michel war sehr vergnügt wegen dieser Reise, und Sax war voll damit beschäftigt, Berichte über den Kongreß auf Pavonis Mons zu verfolgen. Sie lebten in der rotierenden Kammer des Raumschiffs Atlantis, und die Kammer würde während der fünf Monate der Reise so weit beschleunigen, bis die Zentrifugalkraft der Gravitation des Mars zum Äquivalent von der Erde überging. Dabei würde es während fast der Hälfte der Reise bleiben. Diese Methode war im Lauf der Jahre entwickelt worden, um Emigranten, die den Wunsch hatten heimzukehren, sowie hin und her reisende Diplomaten und die wenigen eingeborenen Marsianer, die zur Erde reisten, einzugewöhnen. Das war für jeden hart. Einer ganzen Anzahl Marsgeborener war auf der Erde schlecht geworden. Manche waren gestorben. Es war wichtig, in der Schwerekammer zu bleiben, seine Übungen zu absolvieren und Impfungen zu empfangen.
    Sax und Michel betätigten sich an Übungsgeräten. Nirgal und Maya saßen in den willkommenen Bädern und jammerten. Natürlich genoß Maya ihr Elend, da sie alle ihre Emotionen zu begrüßen schien, einschließlich Ärger und Trübsal. Dagegen ging es Nirgal wirklich schlecht. Die Raumzeit verzerrte ihn immer mehr, bis jede seiner Zellen den Schmerz hinausschrie. Ihn erschreckte schon die Mühe, die es kostete, bloß zu atmen, und die Vorstellung eines so massiven Planeten. Schwer zu glauben!
    Er versuchte, mit Michel darüber zu sprechen, aber der war durch seine Erwartung und Vorbereitung abgelenkt. Nirgal war an dem Meeting auf Pavonis nicht interessiert. Seiner Meinung nach würde das auf lange Sicht nicht viel bewirkten. Die Eingeborenen im Hinterland hatten unter der UNTA ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen geführt und würden unter der neuen Regierung dasselbe tun. Jackie könnte Erfolg haben, für sich selbst eine Präsidentschaft zustande zu bringen. Aber ganz gleich, was geschah, ihre Beziehung war schiefgelaufen und zu einer Art von Telepathie geworden, die manchmal der konventionellen Liebesaffäre ähnelte, aber eben so oft den Eindruck einer boshaften geschwisterlichen Rivalität erweckte oder sogar die inneren Merkmale einer schizoiden Person zeigte. Vielleicht waren sie Zwillinge. Wer weiß, was für eine Alchemie Hiroko in den ektogenen Tanks angewandt hatte. Aber nein - Jackie war von Esther geboren worden. Das wußte er. Falls es etwas beweisen sollte. Zu seinem Unbehagen fühlte sie

Weitere Kostenlose Bücher