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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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sich wie sein zweites Ich. Das wollte er nicht. Er mochte nicht die plötzliche Zunahme seines Herzschlags, wann immer er sie sah. Das war einer der Gründe, weshalb er sich entschlossen hatte, an der Expedition zur Erde teilzunehmen. Und jetzt entfernte er sich von ihr mit einem Tempo von 50000 Kilometern in der Stunde: aber sie war immer noch auf dem Bildschirm, erfreut über die fortschreitende Arbeit des Kongresses und ihren Anteil daran. Und sie würde zweifellos eine der Sieben in dem neuen Exekutivrat sein.
    Als sie in den Bädern saßen und die Nachrichten anschauten, sagte Maya: »Sie rechnet damit, daß die Geschichte ihren üblichen Gang nimmt. Macht ist wie Materie; sie hat Schwere, sie ballt sich zusammen und fängt dann an, mehr in sich hineinzuziehen. Diese lokale Macht, die sich durch die Kuppeln verbreitet...« Sie zuckte zynisch die Achseln.
    »Vielleicht ist es eine Nova«, meinte Nirgal.
    Sie lachte. »Ja, vielleicht. Aber dann fängt sie wieder an, sich zusammenzuballen. Das ist die Gravitation der Geschichte - Macht wird in Zentren gezogen, bis daraus eine gelegentliche Nova wird. Dann wieder Kontraktion. Wir werden das auch auf dem Mars sehen, merkt euch meine Worte! Und Jackie wird genau in der Mitte davon sein...« Sie hielt inne, ehe sie »das Weibsbild« hinzufügte - aus Achtung vor Nirgals Gefühlen. Sie sah ihn mit einem eigenartigen verschleierten Blick an, als ob sie überlegen würde, wie Nirgal ihr nützen könnte, um ihren endlosen Krieg mit Jackie zu beenden. Kleine Novae des Herzens.
    Die letzten Wochen mit 1 Ge gingen vorbei, und Nirgal fühlte sich nie recht wohl. Es war erschreckend, die Verkrampfung seines Atems und Denkens zu sehen. Seine Gelenke schmerzten. Auf den Schirmen sah er Bilder der kleinen blauweißen Murmel, welche die Erde war, mit dem knochigen Knopf des Mondes, der neben ihr besonders flach und tot wirkte. Aber das waren bloß weiter Schirmbilder. Sie bedeuteten ihm nichts im Vergleich mit seinen wunden Füßen und klopfendem Herzen. Dann erblühte die blaue Welt plötzlich und füllte die Schirme ganz aus. Ihr gekrümmter Rand war eine weiße Linie, das blaue Wasser von weißen Wolkenwirbeln markiert, die Kontinente aus Wolkenmassen herausragend wie kleine Wappenbilder halb verschollener Sagenreiche: Asien, Afrika, Europa, Amerika.
    Für den endgültigen Abstieg und die aerodynamische Bremsung wurde die Rotation der Gravitationskammer angehalten. Nirgal schwebte und fühlte sich körperlos und ballonartig. Er zog sich an ein Fenster, um alles mit eigenen Augen zu sehen. Trotz des Fensterglases und der Entfernung von Tausenden von Kilometern war das Detail erstaunlich in seiner scharfrandigen Klarheit.
    »Das Auge hat solche Kraft«, sagte er zu Sax.
    »Hmm«, machte Sax und kam ans Fenster, um zu schauen.
    Sie betrachteten die blau vor ihnen liegende Erde.
    »Hast du jemals Angst gehabt?« fragte Nirgal.
    »Angst?«
    »Du weißt doch.« Sax war auf dieser Reise nicht in einer seiner kohärenteren Phasen gewesen. Vieles mußte man ihm erklären. »Furcht, Besorgnis. Schrecken.«
    »Ja. Ich denke schon. Ja, ich hatte Angst. Kürzlich. Als ich merkte, daß ich... desorientiert war.«
    »Ich habe jetzt Angst.«
    Sax sah ihn neugierig an. Dann schwebte er hinüber und legte Nirgal eine Hand auf den Arm in einer sanften Geste, die ihm gar nicht ähnlich war. Er sagte: »Wir sind da.«
     
    Fallen, fallen. Von der Erde reckten sich jetzt zehn Raumaufzüge empor. Einige davon hatten geteilte Kabel. Man nannte sie so, weil sie sich in zwei Teile gabelten, die nördlich und südlich des Äquators herunterkamen, welcher beklagenswert knapp an guten Stellen für Steckdosenmuffen war. Ein geteiltes Kabel endete Y-artig bei Virac auf den Philippinen und Oobagooma in Westaustralien, ein anderes in Kairo und Durban. Dasjenige, an welchem sie herunterkamen, gabelte sich mehr als zehntausend Kilometer über der Erde. Die nördliche Linie endete bei Port of Spain in Trinidad, die südliche dagegen in Brasilien nahe Aripuana, einer aufblühenden Stadt an einem Seitenfluß des Amazonas namens Theodore Roosevelt River.
    Sie nahmen die nördliche Gabel hinunter nach Trinidad. Aus ihrem Aufzugswaggon blickten sie auf den größten Teil der westlichen Hemisphäre hinunter mit dem Amazonasbecken in der Mitte, wo das Wasser sich in braunen Adern durch die grünen Lungen der Erde zog. Immer weiter nach unten. In den fünf Tagen ihres Abstiegs kam die Welt näher, bis sie schließlich

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