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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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heiß.
    Der Wagen fuhr holprig und langsam, kam zwischen den Menschenmauern zu einem kurzen Steilufer. Dahinter lag ein Hafendistrikt, der jetzt in flaches Wasser getaucht war. Die ins Wasser eingesunkenen Häuser standen in Flecken aus schmutzigem Schaum und schaukelten auf unsichtbaren Wellen. Die ganze Nachbarschaft ein Schwimmbecken. Die Häuser riesige freiliegende Muscheln, manche aufgebrochen. Wasser schwappte durch ihre Fenster hinein und heraus, dazwischen Ruderboote. Größere Schiffe waren an Laternenpfähle und Stomleitungsmasten zwischen den Gebäuden gebunden. Weiter draußen neigten sich Segelboote auf dem von der Sonne getroffenen Blau, jedes Boot mit zwei oder drei Segeln vorn und hinten. Grüne Hügel stiegen zur Rechten auf und bildeten eine große offene Bucht. «Fischerboote kommen durch die Straßen noch herein, aber die großen Schiffe benutzen die Bauxit-Docks unten bei Punkt D, da draußen kann man sie erkennen.«
    Fünfzig verschiedene Töne von Grün überlagerten sich auf den Bergen. Fischschuppen und Blumen lagen über die Straße verstreut, silbern und rot. Die Palmen in den Untiefen waren tot, ihre Blätter gelb und schlaff. Sie markierten die Gezeitenzone. Oberhalb von ihr sproßte überall Grün. Straßen und Häuser waren aus einer Pflanzenwelt herausgehackt worden. Grün und Weiß, wie in seiner Kindheitsvision. Aber hier waren die Hauptfarben getrennt und in einem blaues Ei aus Meer und Himmel eingebettet. Man befand sich oberhalb der Wellen, und dennoch war der Horizont so weit entfernt! Ein unübersehbarer Beweis für die Größe dieser Welt. Kein Wunder, daß man sich die Erde als flach vorgestellt hatte. Das unten durch die Straßen plätschernde Wasser machte ein ständiges Geräusch: krrrr, ebensolaut wie die Zurufe der Menge.
    Der abscheuliche Gestank wurde plötzlich durch den Teergeruch einer Windbö abgeschnitten. »Das ist der Pechteich unten bei La Brea, vollkommen abgegraben und verschifft, ist nichts geblieben als ein schwarzes Loch im Boden und ein kleiner Teich, den wir lokal nutzen. Riechst du das. Eine neue Straße hier am Wasser.« Eine Asphaltstraße, die Luftspiegelungen ausschwitzte. Die Leute drängten sich auf dem schwarzen Zeug neben der Straße. Sie hatten alle schwarzes Haar. Eine junge Frau kletterte auf den Wagen, um Nirgal eine Blumengirlande um den Hals zu legen, deren süßer Duft mit dem scharfen Salzdunst kontrastierte. Parfüm und Weihrauch, von dem heißen pflanzlichen Wind getrieben, vermischt mit Teer und Gewürzen. Stahltrommeln, in dem harten Lärm so vertraut, klimperten und donnerten. Sie spielten hier Marsmusik! Die Dächer in dem überschwemmten Distrikt zur Linken trugen jetzt klapprige Patios. Es stank wie in einem vergammelten Treibhaus, ein heißer feuchter Luftschwall, und alles in weißem Puder. Schweiß rann reichlich die Haut hinunter. Die Leute jubelten von den überschwemmten Dächern und den Booten. Das Wasser war von Blumen bedeckt, die auf dem Schaum auf und ab schaukelten. Schwarzes Haar schimmerte wie Chitin oder Juwelen. Ein hölzernes Schwimmdock, besetzt mit mehreren Bands, die zugleich verschiedene Melodien spielten. Fischschuppen und Blütenblätter waren unter die Füße gestreut, silberne, rote und schwarze Punkte schwammen. Geworfene Blumen wurden vom Wind vorbeigetragen, Streifen reiner Farben - Gelb, Rosa und Rot. Der Fahrer ihres Wagens wandte sich um und redete, ohne auf die Straße zu achten: »Hört, wie die Duglas eine Soaka-Musik spielt, Pan-Musik. Hört diesen rasanten Wettbewerb, die besten fünf Bands in Port of Spain!«
    Sie kamen durch einen sichtlich alten Bezirk, wo die Häuser aus kleinen, zerfallenden Backsteinen bestanden, mit Dächern aus Wellblech - alles alt und winzig. Auch die Leute kleinwüchsig, mit brauner Haut. »Auf dem Land Hindus, die Städte schwarz. Dynamit, hochexplosiv, das ist Dugla.« Gras bedeckte den Boden und brach aus jedem Mauerriß hervor, aus Dächern, Schlaglöchern und allem, was nicht kürzlich mit geteertem Asphalt bedeckt worden war. Eine explosive Flut von Grün strömte aus jeder Oberfläche des Planeten. Die dicke Luft stank!
    Dann kamen sie aus dem alten Distrikt auf einen breiten asphaltierten Boulevard, flankiert von hohen Bäumen und großen Marmorgebäuden. »Metanat Wolkenkratzer. Sahen hoch aus, als man sie baute, aber nichts reicht so hoch hinauf wie das Kabel.«
    Saurer Schweiß, süßlicher Rauch, alles knallgrün - er mußte die Augen schließen, damit

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