Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars
sie ihm eine neue Zuneigung zublinzelten. So lagen sie am Ende des langen Kongresses auf ihren Couchen und plauderten. Sie pflegte seine Schultern zu kneten, oder er die ihren, und dann fielen sie, von Erschöpfung übermannt, in Dämmerzustand. Hinter dem Erstellen dieses Dokuments steckte ein größerer Druck, als jeder von ihnen zugeben wollte, außer in diesen Momenten, wenn sie sich gegen die große kalte Welt zusammenkuschelten. Eine neue Liebe: Art konnte es trotz Nadias fehlender Sentimentalität nicht anders ausdrücken. Er war glücklich.
Und er war belustigt, wenn nicht sogar überrascht, als sie eines Morgens aufstanden und sie sagte: »Lassen wir darüber abstimmen!«
Art sprach mit den Schweizern und den Gelehrten von Dorsa Brevia. Die Schweizer schlugen dem Kongreß vor, daß sie für die derzeit auf dem Tisch liegende Version der Verfassung stimmen würden - Punkt für Punkt, wie sie es zu Beginn versprochen hatten. Es gab sofort Meinungsverschiedenheiten über Abstimmungsverfahren, im Vergleich zu denen die Börsenaktivitäten auf der Erde spitzfindig und langsam erschienen. Die Schweizer entwarfen eine Abfolge der Abstimmungen, die sie im Laufe der Tage durchgingen, wonach jede Gruppe eine Stimme bei jedem numerierten Paragraphen des Verfassungsentwurfs haben sollte. Alle 89 Paragraphen gingen durch, und die umfangreiche Sammlung von >erläuterndem Material< wurde dem Haupttext offiziell angegliedert.
Danach war es Zeit, den Entwurf dem Volk des Mars zur Billigung vorzulegen. Also stimmte Ls 158, am 11. Tag des 1. Oktobers im m-Jahr 52 (auf der Erde 27. Februar 2128) die allgemeine Bevölkerung des Mars, einschließlich aller Personen, die älter als fünf m-Jahre waren, mit Handgelenkapparaten über das zustandegekommene Dokument ab. Mehr als 95 Prozent der Bevölkerung nahmen an der Abstimmung teil. Die Verfassung ging mit 78 zu 22 Prozent und etwas mehr als neun Millionen Stimmen durch. Sie hatten eine Regierung.
VIERTER TEIL
GRÜNE ERDE
Auf der Erde beherrschte die große Flut inzwischen alles.
Die Überschwemmung war durch eine Häufung heftiger Vulkanausbrüche unter dem Eispanzer der westlichen Antarktis verursacht worden. Das Land unter der Eisdecke, das dem Gebiet Nordamerikas ähnelte, war durch das Gewicht des Eises zusammengepreßt worden, bis es unter Meeresniveau lag. Als dann die Eruptionen begannen, hatten Lava und Gase das Eis über den Vulkanen geschmolzen und große Bergrutsche ausgelöst. Gleichzeitig begann Meerwasser an verschiedenen Punkten rund um die rasch erodierende Grundlinie unter das Eis zu strömen. Destabilisiert und rissig geworden waren rings um die Ränder der RossSee und der Ronne-See enorme Eisinseln abgebrochen. Als diese Eisinseln mit den Ozeanströmungen davontrieben, setzte sich das Abbrechen weiter ins Landesinnere fort und wurde durch die Turbulenz noch beschleunigt. In den Monaten nach den großen Brüchen füllte sich das antarktische Meer mit immensen tafelförmigen Eisbergen, die so viel Wasser verdrängten, daß der Meeresspiegel in der ganzen Welt anstieg. Wasser strömte weiter in das Depressionsbecken der westlichen Antarktis, welches zuvor von Eis gefüllt gewesen war, und schwemmte Berg um Berg die Eismassen hinaus, bis die Eisdecke völlig verschwunden war, ersetzt durch ein neues flaches Meer, das von den ständigen Unterwassereruptionen aufgewühlt wurde, die hinsichtlich ihrer Stärke mit den Eruptionen in Dekkan in der späten Kreidezeit vergleichbar waren.
Und so war ein Jahr nach Beginn der Eruptionen Antarciica nur etwas mehr als halb so groß, wie es gewesen war. Die östliche Antarktis lag wie ein Halbmond um den Südpol der Erde, und ihr gegenüber die antarktische Halbinsel wie ein von Eis bedecktes Neu-Seeland, und dazwischen ein von Eisbergen verstopftes flaches Meer. Und Rings in der übrigen Welt war der Meeresspiegel um sieben Meter höher als zuvor.
Seit der letzten Eiszeit vor zehntausend Jahren hatte die Menschheit eine Naturkatastrophe dieser Größenordnung nicht mehr erlebt. Und dieses Mal betraf sie nicht nur ein paar Millionen Jäger und Sammler nomadischer Stämme, sondern fünfzehn Milliarden zivilisierter Bürger, die in einem heiklen soziotechnischen Gebäude lebten, das ohnehin in der Gefahr des Zusammenbruchs geschwebt hatte. Alle großen Küstenstädte waren überschwemmt. Ganze Länder wie Bangladesh, Holland und Belize waren überspült. Die meisten der Unglücklichen, die in solch
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