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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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ihm nicht schlecht wurde. »Geht's dir nicht gut?« Insekten schwirrten, die Luft war so heiß, daß er ihre Temperatur nicht schätzen konnte, sie hatte seine persönliche Skala überschritten. Er setzte sich schwer zwischen Maya und Sax hin.
    Der Wagen hielt. Er stand mühsam wieder auf und stieg aus. Das Gehen war beschwerlich. Er hätte sich beinahe langgelegt. Alles drehte sich. Maya packte fest seinen Arm. Er griff sich an die Schläfen und atmete durch den Mund. Sie fragte scharf: »Geht's dir nicht gut?«
    »Alles okay«, sagte Nirgal und versuchte zu nicken.
    Sie befanden sich in einem Komplex roher neuer Gebäude. Ungestrichenes Holz, nackter Beton, jetzt mit zerdrückten Blumenblättern bedeckter Schlamm. Überall Menschen und fast alle im untragbar grellen Karnevalkostüm. Das Brennen der Sonne in seinen Augen wollte nicht nachlassen. Er wurde zu einem hölzernen Podium geführt, zu dessen Füßen sich eine wild applaudierende Menge befand.
    Eine schöne Frau im grünen Sari mit weißer Gürtelschärpe stellte die vier Marsianer der Menge vor. Die Berge dahinter waren gebogen wie grüne Flammen in einem starken Westwind. Es war kühler als zuvor und stank glücklicherweise etwas weniger. Maya trat vor die Mikrophone und Kameras, und die Jahre fielen von ihr ab. Sie sprach in scharfen einzelnen Sätzen, die jeweils antiphonisch Applaus fanden. Ein Medienstar mit der ganzen Welt als Zuschauer, angenehm charismatisch, legte dar, was Nirgal vorkam wie ihre Rede in Burroughs am entscheidenden Punkt der Revolution, als sie die Massen im Princess Park gesammelt und aufgerichtet hatte. Etwas dieser Art.
    Michel und Sax lehnten es ab zu sprechen. Sie winkten Nirgal, um der Menge entgegenzutreten und den grünen Bergen, die sie zur Sonne emporhoben. Einige Zeit konnte er, als er so dastand, sich nicht selbst denken hören. Bei dem lauten Applaus, der in der dichten Luft stark widerhallte.
    Dann sagte er ins Mikrophon: »Der Mars ist ein Spiegel, in dem die Erde ihr eigenes Wesen erblickt. Der Umzug zum Mars war eine reinigende Reise, die alles außer den wichtigsten Dingen abstreifte. Was am Ende herauskam, war durch und durch terranisch. Und was seither geschehen ist, war ein Ausdruck terranischen Denkens und terranischer Gene. Und so können wir, mehr als jede materielle Hilfe an seltenen Metallen oder neuen genetischen Dispositionen, dem Heimatplaneten am meisten helfen, indem wir als ein Weg dienen, damit ihr euch selbst erkennt. Als ein Weg, um eine unvorstellbare Größe auszumessen. So leisten wir mit unserem kleinen Anteil unseren Beitrag zur Schaffung der großen Zivilisation, die auf der Schwelle zur Verwirklichung steht. Wir sind die Primitiven dieser unbekannten Zivilisation.«
    Laute Beifallsrufe.
    »So sieht es jedenfalls für uns auf dem Mars aus - eine lange Evolution durch die Jahrhunderte hin zu Gerechtigkeit und Frieden. Je mehr Wissen sich die Völker erarbeiten, desto besser verstehen sie ihre eigene Abhängigkeit - voneinander und von ihrer Welt. Auf dem Mars haben wir gesehen, daß der beste Weg, diese gegenseitige Abhängigkeit auszudrücken, viel zu geben ist, in einer Kultur des Mitgefühls. Und die gemeinsame Arbeit hin auf das allgemeine Wohl, dieses Tätigsein macht uns erst wirklich frei. Keine Gesetzmäßigkeit verdient mehr Aufmerksamkeit als diese eine: Je mehr wir geben, desto mehr bekommen wir. Jetzt inmitten einer großen Flut, angespornt durch diese Katastrophe, sehen wir diese Kultur des Mitgefühls erblühen, auf beiden Welten zugleich.«
    Er setzte sich unter ungeheurem Getöse hin. Dann waren die Reden vorbei, und sie gingen zu einer Art Pressekonferenz über und beantworteten die Fragen, die die schöne Frau im grünen Sari stellte. Nirgal antwortete mit Fragen seinerseits nach dem neuen, sie umgebenden Gebäudekomplex und der Situation auf der Insel. Sie antwortete mit einem Schwall von Erklärungen und unter Gelächter der wohlwollenden Menge, die hinter der Mauer von Reportern und Kameras immer noch zuschaute. Die Frau erwies sich als Premierministerin von Trinidad und Tobago. Diese kleine Nation auf zwei Inseln war wider Willen von dem Armscor-Metanat während des größten Teils des vergangenen Jahrhunderts beherrscht worden, wie die Frau erklärte; und erst seit der Flut hatten sie diese Verbindung gelöst >und schließlich jegliche koloniale Bindung<. Wie da die Menge jubelte! Und ihr Lächeln war voll von der Freude einer ganzen Gesellschaft. Wie er sah, war sie

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