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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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eine Dugla und fabelhaft schön.
    Wie sie erklärte, war der Komplex, in dem sie sich befanden, eines von Dutzenden Hilfskrankenhäusern, die auf den beiden Inseln seit der Flut errichtet worden waren. Ihr Bau war das Hauptprojekt der Insulaner gewesen in Reaktion auf ihre neue Freiheit. Sie hatten Hilfszentren geschaffen, die Flutopfer unterstützten, und ihnen allen Unterkunft, Arbeit und medizinische Fürsorge gegeben, einschließlich der Langlebigkeitsbehandlung.
    »Jeder bekommt die Behandlung?« fragte Nirgal.
    »Ja«, sagte die Frau.
    »Gut!« erklärte Nirgal überrascht. Er hatte gehört, daß das auf der Erde selten wäre.
    »Das sagen Sie«, erwiderte die Premierministerin. »Das Volk sagt, es wird eine Menge Probleme schaffen.«
    »Ja, das wird es. Aber ich denke, wir sollten es auf jeden Fall machen. Jedem die Behandlung geben und dann überlegen, was zu tun ist.«
    Es dauerte ein paar Minuten, bis man über dem Jubel der Menge überhaupt wieder etwas hören konnte. Die Premierministerin suchte sie zu beruhigen; aber ein kleiner Mann in einem modischen braunen Anzug kam aus der Gruppe hinter der Premierministerin und erklärte unter einem Aufruhr von Hochrufen: »Dieser Marsmensch Nirgal ist ein Sohn Trinidads! Sein Vater, Desmond Hawkins, der blinde Passagier, der Cojote des Mars, kommt aus Port of Spain, und er hat dort noch eine Menge Leute! Armscor hat die Ölgesellschaft gekauft und auch die Insel zu kaufen versucht; aber die haben sich dazu die falsche Insel ausgesucht. Ihr Cojote hat seinen Geist nicht aus der Luft geschöpft, Maistro Nirgal: Er hat sie aus dem hochexplosiven T'n'T bekommen. Er hat auf seinen Reisen jedem, dem er begegnet ist, den T'n'T way of life beigebracht. Und dort oben sind sie alle irgendwie Dugla, sie verstehen deren Art und haben damit den ganzen Mars erobert! Der Mars ist ein großes Trinidad-Tobago!«
    Die Menge war hingerissen; und impulsiv ging Nirgal auf den Mann zu und umarmte ihn lächelnd. Dann fand er die Treppe, stieg hinunter und trat in die Menge hinaus, die sich um ihn drängte. Ein Mischmasch von Gerüchen. Zu viel Lärm, um nachzudenken. Er berührte Menschen und schüttelte Hände. Der Ausdruck in ihren Augen!
    Alle waren kleiner als er, und sie lachten darüber.
    Jedes Gesicht war eine ganze Welt. Schwarze Punkte schwammen in seinem Gesichtsfeld, die Dinge wurden abrupt dunkler. Er schaute sich nervös um. Eine Wolkenbank hatte sich im Westen über einem dunklen Meeresstreifen zusammengeballt, und deren Vorderrand hatte die Sonne abgeschnitten. Als er jetzt mit dem Bad in der Menge fortfuhr, rollte die Wolkenbank über die Insel. Die Menge brach auseinander, als sich die Leute unter den Schutz von Bäumen oder Verandas oder einer großen Bushaltestelle mit Blechdach flüchteten. Maya, Sax und Michel gingen in ihren eigenen Scharen verloren. Die Wolken waren unten dunkelgrau und erhoben sich zu weißen Wirbeln, so fest wie Fels, aber veränderlich und ständig dahinfließend. Ein kühler Wind schlug hart zu, und dann rührten große Regentropfen den Schmutz auf, und die vier Marsianer wurden unter das offene Dach eines Pavillons gedrängt, wo man für sie Platz gemacht hatte.
    Dann strömte der Regen herab und es gab nichts vergleichbares, das Nirgal je gesehen hatte. Er schoß brüllend in die Tiefe, ballte sich zu plötzlichen breiten flußartigen Pfützen, alle übersät von einer Million Explosionen weißer Tröpfchen. Die ganze Welt außerhalb des Pavillons war durch fallendes Wasser in Farbflecke verwischt - grün und braun, alles durcheinander. Maya grinste: »Es ist, als ob der Ozean auf uns herunterfiele.«
    »So viel Wasser!« Nirgal war fassungslos.
    Die Premierministerin zuckte die Achseln. »Das passiert während des Monsuns jeden Tag. Es gibt mehr Regen als sonst, und wir haben schon eine Menge abbekommen.«
    Nirgal schüttelte den Kopf und fühlte einen Druck an den Schläfen. Der Schmerz des Atmens in feuchter Luft. Halb zu ertrinken.
    Die Premierministerin erklärte ihnen etwas, aber Nirgal konnte kaum folgen, sein Kopf tat so weh. Ein jeder in der Unabhängigkeitsbewegung konnte sich einer Praxisfiliale anschließen, und während der ersten Jahre ihrer Arbeit bauten sie Hilfszentren wie dieses. Die Langlebigkeitsbehandlung war in das Beitrittszeremoniell jeder Person eingebunden und wurde in den neu erbauten Zentren vollzogen. Implantate für die Geburtenkontrolle konnte man gleichzeitig haben, reversibel, aber ständig aktiv, wenn man

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