Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
Vom Netzwerk:
sie drin ließ. Viele nahmen sie als Beitrag zur Sache. »Babies später. Die Zeit wird kommen.« War die weit verbreitete Devise. Die Leute wollten auf jeden Fall beitreten, und fast jeder hatte es getan. Armscor war gezwungen, sich dem Arrangement von Praxis anzupassen, um zumindest einige seiner Leute zu behalten; darum machte es jetzt keinen großen Unterschied mehr aus, welcher Organisation man angehörte, in Trinidad waren sie alle fast gleich. Frisch behandelt fingen die neuen Mitglieder an mehr Wohnraum zu bauen oder in der Landwirtschaft zu arbeiten oder mehr Gerät für Krankenhäuser herzustellen. Trinidad war es vor der Flut recht gut gegangen als kombiniertes Resultat großer Ölreserven und Investitionen der Metanats im Kabelsockel. Es hatte eine progressive Tradition gegeben, die in den Jahren nach dem ungeliebten Auftreten der Metanats die Basis des Widerstands gebildet hatte. Jetzt gab es eine wachsende Infrastruktur, die dem Langlebigkeitsprojekt gewidmet war. Die Lage war vielversprechend. Jedes Camp war aus einer Warteliste für die Behandlung zusammengestellt, und alle arbeiteten mit an der Errichtung der Einrichtungen. Natürlich waren die Leute absolut entschlossen zur Verteidigung solcher Plätze. Selbst wenn Armscor es gewollt hätte, wäre es seinen Sicherheitskräften sehr schwer gefallen, die Camps zu erobern. Und falls sie es täten, würden sie ohnehin nichts Wertvolles darin finden. Die Behandlung hatten sie ja schon. Sie hatten die Möglichkeit, Völkermord zu begehen, aber, davon abgesehen, wenig Chancen, die Situation wieder in den Griff zu bekommen.
    »Die Insel hat sich einfach von ihnen entfernt«, schloß die Premierministerin. »Das kann keine Armee aufhalten. Es bedeutet ein Ende für die ökonomische Kaste und für Kasten überhaupt. Das ist etwas Neues, ein neues Dugla in der Geschichte, wie Sie in Ihrer Rede so schön gesagt haben. Wie ein kleiner Mars. Daß Sie nun hier sind, um uns zu besuchen, Sie, ein Enkel der Insel, der uns in Ihrer schönen neuen Welt so viel gelehrt hat - oh, das ist etwas Besonderes. Ein echtes Fest.« Wieder das strahlende Lächeln.
    »Wer war der Mann, der gesprochen hat?«
    »Oh, das war James.«
    Der Regen hörte plötzlich auf. Die Sonne brach durch, und die Welt dampfte. Schweiß strömte von Nirgal in die weiße Luft hinunter. Er konnte keinen Atem schöpfen. Weiße Luft und schwimmende schwarze Flecken.
    »Ich glaube, ich muß mich hinlegen.«
    »Ja, natürlich! Sie müssen erschöpft und erledigt sein. Kommen Sie mit uns!«
    Sie brachten ihn zu einem kleinen Nebengebäude des Komplexes in ein helles Zimmer, dessen Wände mit Bambusstreifen bedeckt waren und bis auf eine Matratze auf dem Boden leer.
    »Ich fürchte, die Matratze ist für Sie nicht lang genug.«
    »Das macht nichts.«
    Man ließ ihn allein. Irgend etwas an dem Raum erinnerte ihn an das Innere von Hirokos Hütte in dem Hain am anderen Ufer des Sees in Zygote. Nicht bloß der Bambus, sondern Größe und Gestalt des Zimmers - und, etwas schwer definierbar, vielleicht das einströmende grüne Licht. Die Empfindung von Hirokos Präsenz war so stark und unerwartet, daß Nirgal, als die anderen den Raum verlassen hatten, sich auf die Matratze warf, wobei die Füße unten weit überhingen, und weinte. Eine völlige Konfusion der Gefühle. Sein ganzer Körper schmerzte, aber besonders der Kopf. Er hörte auf zu weinen und sank in tiefen Schlaf.

E r erwachte in einer kleinen schwarzen Kammer. Es roch grün. Er konnte sich nicht erinnern, wo er war. Er rollte sich auf den Rücken, und es fiel ihm ein: die Erde. Flüstern. Er richtete sich erschrocken auf. Ein gedämpftes Lachen. Hände packten ihn und drückten ihn nach unten; aber es waren freundliche Hände, das spürte er sofort. »Psst!« sagte jemand und küßte ihn. Jemand anders fummelte an seinem Gürtel und seinen Knöpfen. Frauen - zwei, drei, nein zwei -, überwältigend mit Jasmin und noch etwas anderem parfümiert. Zwei Duftelemente, beide warm. Schweißige Haut, glitschig. Die Arterien in seinem Kopf pulsierten. So etwas war ihm schon einmal passiert, als er jünger war, als die frisch überkuppelten Canyons wie neue Welten waren, mit jungen Frauen, die schwanger werden oder auch bloß Spaß haben wollten. Nach den zölibatären Monaten der Reise war es ein himmlisches Gefühl, Frauenkörper zu streicheln, zu drücken, zu küssen und geküßt und gestreichelt zu werden; und seine anfängliche Angst schmolz in einem Rausch

Weitere Kostenlose Bücher