MARS (XUN Ebook-Edition) (German Edition)
Informationen, die ich erst für fremd und unbeschreiblich halte, die mit der Zeit aber immer familiärer werden. Ich weiß plötzlich, wie man die fremde Sprache entziffert, wie man das Terminal bedient, wie ich zurück in die Stadt komme. Ich weiß alles . So fühlt es sich jedenfalls an. Mein Bewusstsein ist jetzt völlig befreit von all den Zwängen, die die Gesellschaft und ich selbst mir in der Vergangenheit auferlegt haben. In einem mentalen Schwebezustand zwischen Trance und Nirwana verbringe ich weitere zwanzig … dreißig … ach, ich weiß nicht wie viel Minuten! Jedenfalls bin ich am Ende völlig berauscht und als ich mich frage, ob das alles wohl süchtig machen kann, schaltet sich die Installation von selbst wieder ab. Ohne dass ich einen Knopf drücken muss, zieht sich der Zylinder zusammen und es wird dunkler – aber nicht in meinem Kopf. Der strahlt wie der hellste Punkt im Universum. Als völlig neuer Mensch schließe ich die Stahltür hinter mir, steige die Leiter hinauf und weiß , dass ich den Weg zurück finden werde. Wenn ich meine Mission beendet habe, wenn ich eine weitere einsame Seele gefunden habe, die ich erlösen kann, wenn ich sie hierhergebracht und ins Licht geführt habe, darf ich mich endlich auflösen und in die Ewigkeit eingehen, die sich irgendwo weit draußen im All befindet …
Gerhard Fritsch
Huna n pechron
Es war um das Jahr 2050. Ich war damals Ingenieur bei einer privaten Raumfahrtgesellschaft, deren Geschäftstätigkeit sich hauptsächlich darauf beschränkte, Touristen zu den diversen Raumstationen, sie zu Mondbasen mit Hotelcharakter befördern oder auch nur, um sie auf Rundflüge um die Erde mitzunehmen. Die Technik war schon relativ fortgeschritten, aber Flüge weiter hinaus ins Sonnensystem waren für Unternehmen der Tourismusbranche wegen der langen Flugzeiten noch unrentabel.
Mein Job war zwar ordentlich bezahlt, aber eigentlich galt mein Interesse mehr der Forschung bzw. dem Drang, Neues zu entdecken. Da traf es sich gut, dass zu jener Zeit bereits mehrere Firmen an der Entwicklung von Zeitmanipulatoren arbeiteten. Der Konkurrenzdruck in dieser Branche war enorm, denn die gebrauchsfähige Maschine, wenn sie denn auf den Markt käme, versprach zu einem absoluten Verkaufsschlager zu werden. Die Firmen suchten begabte Wissenschaftler, die auch eine gehörige Portion Risikobereitschaft mitbringen mussten, denn die noch nicht ausgereifte Technik sollte auch in der Praxis erprobt werden.
Meiner Weltraumerfahrung war es zu verdanken, dass ich sofort angenommen wurde. Man hatte nämlich den Verdacht, dass die auf der Erde entwickelten Prototypen nur in Abhängigkeit von der hier vorherrschenden Gravitation funktionierten. Zu erforschen war demnach, ob und wie sich die gewählten Zeitfaktoren unter extraterrestrischen Bedingungen verhielten. Das Unternehmen, das mir die Stelle gab, hatte diesbezüglich bereits einen Versuch mit einem geklonten Primaten im Orbit unternommen. Der Versuch war insofern gescheitert, als man feststellen musste, dass die Zeitmaschine nur ortsgebunden funktionierte: das Raumschiff flog weiter und der Zeitmanipulator mit dem Affen waren verschwunden.
Nach einem halben Jahr, nachdem ich mich mit allen technischen Details und Einzelheiten des Projekts vertraut gemacht hatte, checkte ich auf einem Raumtransporter zum Mars ein (der Mond war zu dieser Zeit für unser Vorhaben schon zu überlaufen). Die Zeitmaschine, deren Funktion äußerlich nicht zu erkennen war, deklarierte ich als mobiles Labor, was ja auch nicht ganz falsch war.
Das Raumschiff war mit der modernsten Antriebstechnik ausgestattet, aber der Flug zum Mars dauerte trotzdem noch zwei lange Monate. Als ich am Raumhafen nahe des Aeolis Mons ankam, den die Amerikaner vor Jahrzehnten angelegt hatten, worauf sie bis heute stolz sind, obwohl die Chinesen und Inder mittlerweile das Sagen dort haben, hätte in Stockholm längst ein halber Meter Schnee gelegen. Die Atmosphäre des Mars war aber trotz aller Anstrengungen noch nicht soweit hergestellt, dass sie wieder genügend Wasserdampf hätte aufnehmen und dadurch Schnee- oder Regenfälle verursachen können. Lediglich geringfeuchte Luft zeigten die Hygrometer manchmal an, was immerhin schon ausreichte, hier und dort ein paar Flechten und Moosbüschel wachsen zu lassen. Das Hotel am Rand des
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