MARS (XUN Ebook-Edition) (German Edition)
gemeint? „Nicht wichtig wie viel Geld du hast, es zählt nur das Licht in dir.“ Wenn ich ihm doch nur glauben könnte! Aber in mir herrscht seit Jahren tiefste Dunkelheit, Einsamkeit. Schon meine Jugend war alles andere als rosig. Meine Eltern wollten mich auf die Mars Academy schicken, wo talentierte junge Menschen zu Forschern und Programmierern ausgebildet werden, aber ich habe die Kriterien nicht erfüllt, so dass ich noch nicht einmal zum Eignungstest eingeladen wurde. Mein Vater war darüber nicht gerade erfreut. Er hatte sich durch mich eine bessere Zukunft für sich selbst erhofft, doch musste dann leider einsehen, dass ich nur ein mäßig begabtes Kind war. Ein paar Jahre konnten mich meine Eltern noch durchbringen, aber mit zwanzig musste ich ausziehen. Ich hatte seitdem viele kleine Jobs, zum Beispiel als Eilbote, Lagerhelfer und Parkpfleger, aber keiner davon konnte mich dauerhaft versorgen. Irgendwann musste ich mein kleines Apartment aufgeben und auf die Straße, wo ich seitdem meine Zeit absitze.
Ich packe meine Sachen und mache mich auf den Weg ins Asyl. Dort gibt es wenigstens warmes Essen. Außerdem will ich nicht schon wieder draußen schlafen müssen. Die Klimatisierung unter der Kuppel ist nicht gerade berauschend, im Asyl gibt es dagegen Luftfilter und Sauerstoffanreicherung. Viele Menschen, an denen ich auf meinem Weg vorbeigehe, tragen kleine Atemmasken und O2-Rucksäcke, um von der schlechten Luft hier draußen nicht allzu krank zu werden. Krank – das bin ich schon längst. Deshalb nimmt mich auch keiner mehr, selbst für die kleinsten Jobs. Das Risiko ist zu hoch, dass ich einfach umkippe und dann müssten sie mich noch drei Monate weiterbezahlen, so ist nämlich das Gesetz bei Berufsunfähigkeit. Es gibt zwar Möglichkeiten, einen Gesundheitstest zu fälschen, aber die sind nicht gerade billig. Es scheitert bei mir eben alles am Geld. Was ich bräuchte, wäre ein Sponsor, oder einen reichen Freund. Nichts dergleichen habe ich bislang gefunden.
Dort ist das Asyl. Ein Betonbau mit sehr kleinen Fenstern. Er liegt in einer staubigen Seitenstraße, weit abseits von den Turbinen der Frischluftversorgung.
Ein neues Licht …
Über der Eingangstür blinkt eine rote Zahl. Sie steht für die freien Plätze im Asyl. Ich habe Glück – es ist die 13. Nach dem Check-in gehe ich sofort an den O2-Inhalator, der im Moment frei ist. Jeder Bewohner darf täglich eine halbe Stunde inhalieren. Das ist für meine Gesundheit zwar kein Quantensprung, aber immerhin lindert es etwas die Schmerzen in meinen Lungenflügeln. Zusätzlich zur Atemtherapie bekommt man hier auch ein günstiges MediPack für drei Credits. Das versorgt einen mit Notinhalator, Wundenlaser und verschiedenen Tabletten für mindestens zwei Wochen mit dem Nötigsten. Ich stecke das MediPack in meinen Rucksack und setze mich vor den Inhalator. Aaah, tut das gut!
Abends unterhalte ich mich mit einem durchgeknallten Freak, der behauptet, dass er das neue Licht gesehen hat.
„Es ist unten, bei den Generatoren. Die Dryl haben es installiert, als sie den Mars besetzt hatten. Es ist wie eine Neugeburt. Wenn du es einmal gesehen hast, bedeutet dir Geld nichts und Licht alles. Du wirst von ihm erfüllt, es strahlt bis in deine Muskeln und Gelenke. Glaub mir: Seitdem bin ich ein völlig neuer Mensch!“
Ich bleibe skeptisch.
„Wenn das so einfach wäre, könnte ja jeder dorthin und sich mit dem Licht vollsaugen.“
„Nein, nein. So einfach ist das nicht. Nur wenige wissen davon. Manager kommen regelmäßig dorthin, um sich neue Energie für ihren Beruf zu holen. Normalerweise kostet es ein Heidengeld. Es gibt Guides und all so ein Zeug, aber ich habe einen Weg gefunden, wie man dort völlig umsonst reinkommt!“
„Und warum erzählst du das ausgerechnet mir?“
„Du bist ein sympathischer Typ. Siehst so aus, als wenn dich das Leben beschissen hätte. Solche Leute suche ich. Das Licht gibt dir neuen Sinn im Leben, glaub mir. Wenn du willst, führe ich dich mal hin.“
„Also, schaden kann es ja nichts. Von mir aus.“
„Gut, dann machen wir uns morgen direkt auf den Weg?“
„Ja, ist gut. Ich hab sowieso gerade nichts Besseres vor.“
Am nächsten Tag gehen wir los. Ich kaufe mir noch ein extra MediPack, man kann nie wissen, was einen in den Katakomben dieser Stadt so alles erwartet. Ich habe da schon schlimme Storys gehört. Zunächst halten wir uns entlang des künstlichen Flusses, der durch die Stadt
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